Dell, Josef: Das Erechtheion in Athen: bauanalytisch, unters., erkl. u. ergänzt (Brünn [u.a.], 1934)

der Weg, vornehmlich der eigenartige Weg, den der Architekt aufsucht, von
ihm richtig beschritten wird, dann stellen sich nach und nach eine geschlossene
Reihe von Stützpunkten hier ein, die zum Ziele führen. So manche Lösung
liegt sozusagen schon spruchreif vor und harrt nur der Erklärung. Hauptsäch-
lich nach drei Richtungen sind Studien vorzunehmen: Die einschlägigen Nach-
richten in Sagen und geschichtlichen Überlieferungen; die Untersuchung der
Beschaffenheit des Ortes, die Planung; die Vornahme der Analyse des Bau-
werkes selbst und die sich daran reihenden Folgerungen zur Erlangung der
Synthese.

Als Anhang zum wiedergewonnenen Bestand in seiner letzten Fassung
treten noch einige nachweisbare Tatsachen hinzu, die erkennen lassen, daß das
Bauwerk vor der Vollendung Abänderungen ausgesetzt war. Immerhin ist aber
deutlich zu erkennen, daß das Bauwerk in allen Teilen nach einem klaren
Plane verfaßt worden war, und wenn auch Zeiten des Stillstandes am Baue
eingetreten waren, derselbe doch bewahrt geblieben ist vor störenden Um-
änderungen. Da es aber der Forschung nie gelingen wird, das Bauwerk in
seiner einstigen Gestaltung wieder zur Gänze erstehen zu lassen und besten-
falls nur Näherungswerte gewonnen werden können, somit manches für die
frei waltende Phantasie übrigbleiben wird, so ist alles Nebensächliche in dieser
Abhandlung absichtlich vermieden und der Blick nur auf das große Ganze
gerichtet.

Zur Betrachtung der architektonischen Schöpfung sind unbedingt eine
Folge von Abbildungen nötig, die die Gestaltung mit genügender Deutlichkeit
erklären mögen. Ebenso klar und einfach soll die kurzgefaßte Beschreibung
gehalten werden, hie und da mögen vielleicht einfache Glossen genügen.