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Dell, Josef
Das Erechtheion in Athen: bauanalytisch, unters., erkl. u. ergänzt — Brünn [u.a.], 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.6030#0016
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genannten Polis (Burg), jetzigen Akropolis. Nach der uralten Sage ist es vom
Himmel gefallen (ein Meteorstein?)... Der Bildhauer Kallimachos arbeitete
für diese Göttin eine (prächtige) goldene Lampe, welche mit Öl gefüllt wird
und genau ein volles Jahr bei Tag und Nacht ohne Unterbrechung brennt
(wohl ohne bemerkbare Nachfüllung). Der Docht ist aus karpasischem Leinen,
dem einzigen, das vom Feuer nicht verzehrt wird (Asbest). Eine bronzene
Palme über der Lampe, bis zur Decke reichend, fängt den Rauch auf (und leitet
ihn als Schlot ab, der nötig war, weil große Flammen stark rußen) ... Im Tempel
der Polias steht auch ein Hermes aus Holz, angeblich von Kekrops geweiht;
hinter den Myrten versteckt, unter den Weihgeschenken besonders zu beachten
ein alter Klappsessel, von Daidalos gearbeitet, und aus der Perserbeute ein
Panzer und ein Schwert. . . Über den Ölbaum wird nur berichtet, daß er ein
Denkzeichen der Göttin war im Streit um das Land. Er brannte bei der Ein-
äscherung durch die Perser ab, aber am selben Tage, so erzählt man, sproßte
er wieder zwei Ellen hoch empor (über einen Meter). An den Athenetempel
schließt sich der der Pandrosos, der einzigen von den Schwestern (der Töchter
des Kekrops), die bei dem anvertrauten Pfände schuldlos blieb (und nicht aus
Neugierde das ihr anvertraute Geheimnis lüftete und brach). Jetzt will ich aber
das Wundersamste erzählen, es ist nur wenigen bekannt. Zwei Jungfrauen,
die Trägerinnen benannt, wohnen nahe der Akropolis (wohl außerhalb der-
selben?). Eine Zeitlang leben sie ganz bei der Göttin (wohl im Erechtheion
selbst), und wenn das hohe Fest herannaht, werden sie bei Nacht zur Priesterin
gerufen. Diese übergibt ihnen etwas Unbekanntes (in einem Korb?). Die
Mädchen nehmen die geheimnisvolle Last auf den Kopf, tragen sie auf dem
Wege eines unterirdischen Ganges in den heiligen Bezirk der Aphrodite in den
Garten, legen die Last nieder, empfangen einen anderen, ebenfalls verhüllten,
geheimnisvollen Gegenstand und bringen denselben zurück. Damit ist ihre
Aufgabe erfüllt und sie werden entlassen. — Dieser äußerst wertvolle Bericht
des Pausanias, den uns ein gütiges Schicksal bewahrt hat, macht es möglich,
die Studie im wesentlichen zu Ende zu bringen.

Von großem Werte ist auch die Anekdote des Philochoros. Es wird darin
erzählt, daß eine Hündin sich auf die Akropolis verirrte, wo sie, verfolgt, in den
Athenetempel flüchtete und dann durch das Pandrosion hinablief und auf
dem Altar des Zeus Herkeios Zuflucht suchte.
 
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