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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0378
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37°

Zweiter Theil. Kriegsbaukunst.

Die Trieren unterschieden sich von den Liburnen durch grössere
Schnelligkeit, welche sie mittels dreier übereinander sitzender Reihen
von Ruderern erreichten. Ausser ihnen hatten die Griechen und nach-
her auch die Latiner noch Dicroten mit zwei Reihen von Ruderern,
Teträren mit vier Reihen, nach Aristoteles von den Karthagern
gebaut, und die von den Salamiern erfundenen Pentären mit fünf
Reihen Ruderern; Hexären und Heptären (also mit sechs und sieben
Reihen) waren nur in Latium im Gebrauch. Alexander der Grosse
hat sogar zehn, Soter 12, und Philippos, der Vater des Perseus,
sechszehn Ränge von Ruderern übereinander gesetzt. Das unter
Ptolomäus Soter (352—313 v. Chr.) erbaute ägyptische Riesenschiff
zeigte sich ganz verschieden von allen bisher erwähnten älteren
Schiffen. Dieser Great-Eastern des Alterthums, welcher Tausende
von Soldaten fassen konnte, war schwer zu bewegen und mehr aus
Prahlerei als zum Nutzen erbaut. Das Fahrzeug des Philopater
(223 — 205 v. Chr.) trug 4000 Ruderer, 400 Matrosen und 2850 Sol-
daten, ohne die zur Bedienung, zur Küche etc. nöthigen Leute zu
rechnen. Dieser Coloss, welcher den Namen Cyclade oder Aetna
(Insel, Gebirge) führte, hatte vierzig Ruderbänke in Reihen über-
einander und ein doppeltes Vordertheil mit sieben Schnäbeln.

Man hat viel über die Bauart der römischen Schiffe gestritten,
doch ohne Ergebniss, weil kein einziges dieser Fahrzeuge erhalten ist,
und die Darstellungen der Trajanssäule nur unvollständigen Anhalt
bieten. Es wird angenommen, dass eine Pentäre, welche die Kar-
thager an Italiens Küste zurückgelassen hatten, den ersten von den
Römern erbauten Galeeren als Modell gedient habe. Wie dem nun
sei, die römischen Schiffe scheinen nicht sehr von denen ihrer Vor-
gänger abgewichen zu sein, mit Ausnahme der allgemeinen Ein-
führung des Sporns (rostrum), mit welchem fürchterlichen Zer-
störungsmittel zweifellos alle römischen Schiffe unter dem Acro-
stolium, der obersten Zier des Stolus, d. h. des Vorderstevens, am
Schnabel ausgestattet waren. — Manche Schriftsteller glauben,
dass auf solchen Galeeren die Ruderer, nur einer für jedes Ruder,
schräg" nebeneinander sassen; Andere meinen, dass sie amphithea-
tralisch, hintereinander in aufsteigender Ordnung, Platz nahmen, und
man nimmt an, dass die gewöhnliche Triere etwa 20 Meter lang und
3 Meter breit war bei 1,50 bis 2 Meter Höhe über dem Wasser-
spiegel. Die Ruderer des dritten, untersten Ranges hiessen Thala-
miten, die des zweiten Zeugiten, die des höchsten aber Thramiten.
Diese Letzteren, welche das längste und schwerste Ruder führten,
erhielten den meisten Lohn. Etwa zwei Jahrhunderte nach Ptolo-
mäus Philadelphos (285 — 247 v. Chr.), als schon die britischen
Inseln gallische Colonieen besassen, drang der Grieche Phytheas
aus der Colonie Massilia (Marseille), der Sage nach als der Erste,
auf einem dieser Schiffe durch die Säulen des Herkules (Meerenge
von Gibraltar), entlang der Küste von Iberien und Armorica, durch
den Canal von Calais, und versuchte sogar, im offenen Meer nach
Skandinavien und der Nordsee vorzudringen.

Die Einwohner der britischen Inseln und Lusitaniens benutzten
 
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