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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0377
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Aeltester Schiffbau.

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seinem Reich eine Kriegsflotte gab, indem er hundert Schiffe im
Arabischen Meerbusen ausrüsten Hess, mittels deren er die Inseln
des Rothen Meeres unterwarf. Unter den folgenden Abbildungen
findet der Leser die eines Schiffes, dessen Segel gemustert sind
mit blauen, weissen und rothen Vierecken, nach einer Malerei an
dem Grab des Rhamses zu Theben. Es steht fest, dass alle ägyp-
tischen Schiffe dieser Zeit lang und schmal waren, wenig erhaben an
den Enden, ähnlich den Kajaks (Männerboote) und Umjaks (Weiber-
boote) der Grönländer, aber nicht sehr spitz, also ganz verschieden
von den Schiffen der Phönikier, welche als Handelsleute, wie später
die Holländer, vor Allem vielfassende Transportschiffe, nicht
Schnellsegler, zu bauen strebten.

Die Assyrer hatten Schiffe, welche sich sehr von den ägyp-
tischen unterschieden, vielmehr durch die Höhe der Schnäbel und
Spiegel denen der Griechen sich näherten. Ihre Fahrzeuge waren,
soweit aus den Reliefs zu schliessen, die weiter unten wiedergegeben
sind, klein, mit acht Ruderern bemannt und mit drei Steuerrudern
von besonderer Form versehen. Semiramis (nach Einigen um 1700,
nach Anderen um 1350 v. Chr.) liess schon 3000 mit Kupfersporen
bewaffnete Galeeren erbauen, womit sie gegen die Indier zog,
welche mehr als 2000 ihrer kleinen, aus Rohr und Schilf gebauten
Fahrzeuge verloren, von denen Staurobates 4000 befehligte. He-
rodot (484 bis 406 v. Chr.) erwähnt auch lederne Schiffe (Schlauch-
flösse) , auf welchen die Armenier ihre Waaren nach Babylon
schafften. Bei den Hebräern war das Schiff im Anfang beinahe
unbekannt; aber bereits, seit sie sich Israeliten nannten, also von
den Zeiten Jacob's (2206 —1836 v. Chr.), diente es ihnen für den
ausländischen Handel. Salomo (um 1000 v. Chr.) beschäftigte sich
zuerst wesentlich mit der Schifffahrt. Seine Flotte, zu Asiongabar
im Arabischen Meerbusen gebaut, trug ihm die reichen Schätze
von Ophir und Tarsis zu und verbreitete in seinem Staat das Gold
so reichlich, dass eine Preisminderung desselben eintrat.

Die Sage erzählt auch, wie, nachdem die Dioskuren Castor
und Pollux, die Söhne des Zeus, ein Schiff gebaut hatten, ihre
Nachkommen es wagten, mit einer schon aus Schiffen und Flössen
bestehenden Flotte in's Meer hinauszugehen, aber am Berg Cas-
sius scheiterten. — Ausser allem Zweifel scheint es, dass die Griechen
bereits zu Beginn ihrer Geschichte Schiffe besassen, deren Form
man aber nicht kennt. Bis zu dem trojanischen Krieg (12. Jahrh.
v. Chr.) kannten sie keine anderen als die bei Aegyptern und Phö-
nikiern gebräuchlichen, denn in der 10. Olympiade (736 v. Chr.) er-
scheint die erste Triere104), welche Arminokles von Korinth für die
Samier ausgerüstet hatte. Diese neue Schiffsart wurde aber erst nach
dem Krieg gegen die Perser und dem Tod des Darius (485 v. Chr.)
allgemeiner angewendet. Zu dieser Zeit war es, wo nach Plinius
(23—29 n. Chr.) die Thasier zuerst Schiffe mit Verdeck versahen.

Diese Art von Galeeren wurden bei den Alten als einruderige, zweiruderige
bis fünfruderige bezeichnet, nach Anzahl der Ruderbänke oder, was wahrscheinlicher
ist, nach der Anzahl der an jedem Ruder sitzenden Leute.

Demmin, Handbuch der bildenden u. gewerbl. Künste. I. Bd. 24
 
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