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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0200
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Geistliche Trachten,
kirchliche Geräthe, Gefässe und Klein-
bauten und Verwandtes.

Der Rahmen dieses Werkes gestattet nicht, tiefer in eine
Darstellung der Entwickelungsgeschichte weltlicher Trachten ein-
zugehen, welche ja für sich schon eine ungemein schwierige, bis
jetzt noch nicht völlig gelöste, Aufgabe ist; denn selbst das so
verdienstliche wie umfängliche Werk von Weiss zeigt noch viele
Lücken, die vielleicht selbst durch persönliche Nachsuchung" in
Handschriften, auf Bildhauerarbeiten und Gemälden, Münzen, Stichen
etc., doch nur theilweise sich ergänzen lassen würden. Die geist-
lichen Trachten jedoch beschränken sich auf eine kurze Reihe von
bestimmt vorgeschriebenen Formen, deren Umänderungen sich
wenigstens annähernd durch Mittelalter und Neuzeit hindurch ver-
folgen lassen. Die betreffenden Kleidungsstücke sind in zwei
Hauptarten zu sondern: in die sogenannten liturgischen Gewänder,
welche bei den heiligen Handlungen getragen werden, und in die
Hauskleider. Was zunächst die klösterliche Tracht der Mönche und
Nonnen anlangt, so hat dieselbe zwar bei den verschiedenen Orden
im Lauf der Zeiten in Bezug auf Farbe, Schnitt und kleinere Zu-
thaten manche Wandelung" erfahren; in der Hauptsache aber hat
sie stets dieselbe Grundlage gehabt. Bei den Mönchen bilden diese
Grundlage die Kutte (frz.: froc, gondle; lat.: froccus, cotta, gonella etc.)
und das Scapulier. — Die ersten Mönche begnügten sich gleich den
Armen mit einer Tunica, d. h. dem schon von den Römern getrage-
nen hemdartigen Untergewand mit langen Aermeln, oder mit einem
colobium, d. h. einer Tunica mit sehr kurzen, auch wohl gar keinen
Aermeln, wie solche auch die ältere Amtstracht der Diakonen war.
Dazu trugen sie höchstens noch eine ftaemila, d. h. ein übereck,
also mit der Spitze herabhängend, als Mantel umgeworfenes, vier-
eckiges Stück Zeug, dessen obere Spitze zusammengerafft als Kopf-
bedeckung diente, und welches auch wohl zu einem mit Knopfloch
versehenen, rings geschlossenen Umhang, besonders aber von den
Byzantinern, umgewandelt wurde, in welchem Fall sie dann Casula
hiess, während der offene Umhang birrus genannt wurde. Noch um
375 verbot die Synode von Gangra den Mönchen die Annahme
 
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