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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0128
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Ziffernkunde.

Das Wort Z?^r (franz.: chiffre, engl.: cypher, ital.: cifera etc.)
kommt vom arabischen tsiphron, zeron (vollständig leer), im mittel-
alterlichen Latein: cyphra, und bezeichnete Anfangs nur die Null
(frz.: zero). — Den Arabern, welche sie von den Indiern im 10. Jahr-
hundert entlehnt haben, verdanken wir die zehn sogenannten
arabischen Ziffern: i, 2, 3, 4, 5 etc., mittelst deren wir jetzt mit
so grosser Leichtigkeit beliebig grosse Zahlen darstellen können,
welche die Alten mit grosser Umständlichkeit durch Zahlbuchstaben
ausdrücken mussten. Im 13. Jahrhundert waren die arabischen
Ziffern bereits in England, Deutschland und Italien eingeführt, in
Frankreich jedoch erst im 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert end-
lich waren gleichmässige Formen für dieselben gewonnen.

Die Griechen hatten zwei Arten, die Zahlen auszudrücken. Auf
alten Inschriften findet sich eine der römischen Bezeichnungsweise
ähnliche, meist ein Anfangsbuchstab des betreffenden Wortes:
I=i; II oder TL (penta) = 5; d (deka) = 10; H (Hekaton) =100;
X (chiloi) = 1000 etc. Die zweite und am meisten übliche Art war
folgende. Man verwendete die Buchstaben des Alphabets mit einem
Tonzeichen, doch so, dass die 24 Buchstaben in drei Serien von je 8
getheilt waren. Die erste Reihe für die Einer, mit Ausnahme der
6; die zweite für die Zehner; die dritte für die Llunderte. 6 wurde
durch das Stigma oder eigentlich Digamma g, aber unter dem Namen
Vau, 90 durch das Koppa ) und 900 durch das Sampi aus-
gedrückt: drei Buchstaben eines veralteten Alphabets. Für die
Tausende fing man von vorn an, aber mit dem Accent unten links.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 30 40 50 60 70 80 90
« ß' y $ t g f' r\ &' 1 /' X {u v '£ 6 n S'

IOO 200 300 400 500 600 700 800 900 IOOO 2000 30OO ^
o a t v tp y vj m 1t) « ß y

Die Römer drückten, wie die Griechen, alle Zahlen durch Buch-
staben aus: I für 1; V für 5; X, eigentlich \, also zweimal V, für
10; L für 50; C (centum) oder E (also zweimal L) für 100; D,
früher 10, für 500; M (Mille) oder CIO für 1000; j) für 5000 —
bezeichneten die Hauptgruppen der Zahlbegriffe. Stand nun ein
niederes dieser Zeichen neben einem höheren, so wurde es, wenn
 
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