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Demmin, August
Handbuch der bildenden & gewerblichen Künste: geschichtliche, archäologische, biographische, chronologische, monogrammatische und technische Encyclopaedie der Baukunst, Bilderkunde, Bildhauerei, Buchbinderei, Buchdruckerei, Buchmalerei ... (Band 1): Encyclopädie der Schriften-, Bilder und Wappenkunde, Trachten, Geräthkunst, Gefässkunde, der bürgerlichen und kirchlichen Baukunst, Kriegsbaukunst und Schiffsbaukunst: mit über 1000 Abbildungen — Leipzig, [1877]

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23810#0156
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Christliche Sinnbilder.

Das Kreuz.

Da das Kreuz auch ungemein vielfach in Wappen angewendet
wird, so bildet seine Besprechung den besten Ueberg'ang von der
Wappenkunde zu dem Abschnitt über die symbolischen Zeichen
des Christenthums.

Der Ursprung des Kreuzes gehört dem frühesten Alterthum
an, ja es wurde schon Jahrtausende vor Christus als Symbol ge-
braucht; man nimmt an, dass es die vier Elemente andeutete. Bei
den Aegyptern erscheint es als sogenannter Nilschlüssel, Zeichen
des Ra, Har oder Horus, also in Verbindung mit der Sonne, die
durch eine Scheibe am Kopf des Kreuzes dargestellt ist, in Hin-
deutung auf das Leben nachdem Tod. Auch bei den alten Peruanern
kam es (als gleichschenkeliges, sogenanntes griechisches Kreuz)
vor; mit langem Stamm (als lateinisches Kreuz) auf vielen uralten
Denkmalen, und mit Tatzen, sowie mit umgebogenen oder halb-
gekrückten Enden bei den Phönikiern. Die alten germanischen
Völker, besonders die Skandinavier, kannten es als Zeichen des
Thorhammers (s. S.9g)G3). In der Form bei 436 rechts, also als Anker-
kreuz, mit den Bügeln oben, erscheint es ausser auf der dort er-
wähnten Münze auch auf einem der Steinsärge des germanischen
Begräbnissplatzes bei Hissens im Jadegebiet an der Nordsee, was
als Beweis gelten kann, dass die Einführung des Christenthums
dort in frühere Zeit fällt, als bisher angenommen ward.

Als Hinrichtungswerkzeug war das Kreuz bei den Alten sehr
verbreitet, diente aber in Rom nur zu Hinrichtung von Sclaven und
Heeresflüchtigen. Constantin der Grosse verbot unmittelbar nach
seinemUebertritt zum Christenthum diese Hinrichtungsweise. Näheres
hierüber wird man in dem Abschnitt über die Bilder des Ge-
kreuzigten finden, sowie in den Erläuterungen zu den Abbildungen
der hier folgenden Seiten.

63 ) AVer sich über das Vorkommen und den Sinn des Kreuzes vor Christus näher
unterrichten will, z. B. über das Kreuz der ehernen Schlange, das Aranikreuz der Arier,
das Kreuz in der Hand eines adlerköpfigen Mannes auf einem Relief in Korsabad,
das buddhaistische Tau-Kreuz Swastika, die chinesischen Kreuze Lao-Tseu, Tao und
Ze, das Zeichen Tau in Ezechiel cap. 9, v. 4 u. 6, etc., dem sei empfohlen: E. von
Bunsen, Das Symbol des Kreuzes, Berlin 1876. Anm. d. Uebers.
 
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