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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Oehlke, Horst: Zur zeichentheoretischen Beschreibung von Designobjekten: (Möglichkeiten und Grenzen semiotischer Behandlung von Designgegenständen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0145
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Im Zuge weltweiter technisch-wissenschaftlicher, wirtschaft-
licher und sozialer Entwicklungen, die hier nicht im einzelnen
darzustellen sind, ist Gestaltung industrieller Produkte (aber
eben auch Architektur wieder) herausgetreten aus einem Zustand der
scheinbaren Harmonie z^ischen Inhalt und Form, in dem ihre Wider-
sprüchlichkeit zwar vorhanden und mehr oder weniger auch bewußt
war, aber verdeckt und verdrängt durch Gewohnungsprozesse, tra-
ditionelle Abhängigkeiten aus Gründen relativ langsam sich
vollziehender technischer Innovationen und sozio-kultureller
Stabilität.

Das stärkere Bewußtwerden der Widersprüchlichkeit der industriel-
len Artefaktenwelt als gesetzmäßiger Sachverhalt und als stets
neu zu bewältigende Aufgabe,mit der Akzeleration indüstrielier
Produktion im 19. üahrhundert bereits einsetzend und heute voll
ausgeprägt, wurde aber zunächst von histcrisierendem stilisti-
schen gestalterischen Herangehen vor der Jahrhundertwende und
dann durch die konzeptionelle theoretische Haltung des klassi-
schen Funktionalismus, obwohl gerade er praktisch-gestalterisch
diesen Widerspruch klar zum Ausdruck kommen ließ, theoretisch
verdrängt.

Der klassische Funktionalismus"der 20er Jahre suchte noch nach
"natürlichen" logischen Begründungen für die Bildung der Formen.
Diese liegen scheinbar in den konstruktiven, herstellungstechni-
schen und ergonomischen- Sachverhalten einer Produktstruktur vor.
Dedenfalls sind sie für die Formierung konstituierend . Aber
sie determinieren eine solche Struktur nicht völlig und nicht
eindeutig, geschweige denn die Gesamtheit der in der Produkt-
erscheinung hervortretenden Merkmale. 7

Das Styling in den U5A der 2Qer/30er Qahre operierte bereits
offen und willkürlich.

Hinsichtlich der Erfassung der Konsequenzen, welche die Form/
Inhalt-Frage bei industriellen Produkten mit sich bringt, handelte
es durchaus logisch, derm es richtete seine Formsuche nicht nur
an techriologisch-ökonomischen Kriterien, sondern auch deneri der
Verständlichkeit, Eingängigkeit der Produkte und der Überredungs-
fähigkeit des Käufers aus. Vom Profitstandpunkt und der Sache
her durchaus konsequent, wenn auch hinsichtlich der sozialen Wir-

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