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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 3.1898/​1899

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Nr. 2 (1. November 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55187#0032
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Deutsche Kunst.

Räumen für die Küche, für die Verwaltung des Vereins
und die 'Ausstellung und feuersichere Lagerräume für Kunst-
werke und Kisten. Meister Hoffacker hat nicht nur das
Alles geschaffen, sondern durch Einbau eines großen Treppen-
hauses auch so angelegt, daß die einzelnen Abteilungen,
Repräsentationsräume, Ausstellungsräume und Vereinsräume für
sich abschließbar, unabhängig von einander trennbar und auf
getrennten Treppen zu erreichen sind. Er fand sogar noch den
Platz für ein an den großen kneipfaal anstoßendes Gärtlein mit
epheuüberhangenen Estraden. Statuen stehen marmorn gegen
die übergrünte Mauer und ein Wandbrunnen plätschert heimliche
weise.
wenn man das Gebäude von der Bellevuestraße erschaut,
sagen einem die weiten, glatten Mauerflächen der Facade, daß
hier eine Welt
sich absperrt
vom geräusch-
vollen Getrie-
be, das weite
Portal aber la-
det ein zum
Eintritt und
gastlichen ver-
weilen. Mit
Beziehungen
zum Kunst-
schaffen durch-
setztes Bild-
werk strebt an
ihm empor und
umrahmt ein
Mosaikbild. In
seiner Mitte
sehen wir die
deutsche Eiche,
die in ihrer
Krone ein Bild-
nis; Albrecht
Dürer's, als
Wahrzeichen
deutscherkunst,
trägt; rechts
und links da-
von stehen zwei
weiblicheIöeal-
figuren,Skulp-
tur und Male-
reiverkörpernd.

der Erde", an der anderen Schmalseite ist eine vollständige,
praktikable Bühne mit Schnürboden und elektrischer Beleuchtungs-
anlage. Ueber dem in der Mitte der einen Langseite liegenden
Eingang ragt ein Balkon vor. Die wände sind gekleidet in
graue, sattroth umrahmte Marmorflächen, die in der Farbe fein
zu der aus stumpfbraunem Holz bestehenden Decke abgestimmt
sind; diese ist ein einmal gebrochenes Tonnengewölbe, dessen
Mitte ein großes (Oberlicht einnimmt, das den Raum auch zu
einem idealen Ausstellungsraum für ganz große Bilder macht.
Hier wie auch in den anderen mit Oberlicht versehenen Räumen,
dem Treppenhaus und den Ausstellungssälen, sind die Glasdecken
mit Friesen und Einsätzen geschmückt, die aus amerikanischen
Glasflüssen ü In Tiffany bestehen. Gehen wir zurück, so öffnet
sich links ein in lichten Tönen sehr reich dekorirter Damensalon.
Die Aus-
stellungsräume
in die wir nun
hinabgehen,
sind mit fein-
sterBerechnung
so ausgestattet,
daß ibre ganze
Dekoration nur
dazu vorhan-
den zu sein
scheint, die aus-
gestellten
Kunstwerke zu
heben; einSok-
kel aus dunkel-
braunrothem
Holz, darüber
die wände be-
spannt mit
moireartigen
Stossen pari-
ser Ursprungs,
terrakottfarben
grau, grün,
jeder Raum in
einem anderen
Ton, die zu den
Oberlichtern
sich emporwöl-
benden kehlen
nur mit fei-
nen, ganz flach
modellirten


E. Hoffacker, Das Berliner Künstlerhaus, Straßenfront.

Eine Freitreppe führt uns durch das große Hauptportal in
die von einem Korbbogengewölbe überspannte langgestreckte Ein-
gangshalle. Die wände sind reich farbig, die Gewölbedecke
weiß, lichtfangend, der Raum zieht uns gleichsam vorwärts zu
der großen Haupttreppe und dem Eingang zu den Haupträumen
des Gebäudes, den Kunstausstellungssälen. Die reiche Holz-
schnitzerei, die diesen Eingang umrahmt, zeigt die Symbole der
Thätigkeit, die in dem Hause herrschen soll; da sind die inein-
ander gelegten Hände, als Symbol der Vereinigung, und der
Baum, der goldene Früchte trägt, und das rosenumflochtene
Künstlerwappen, an dem auch die Dornen nicht fehlen. Auf
beiden Seiten gliedern sich Reliefs, Künstlers Crdenwallen dar-
stellend, organisch an.
wenn man an dieser Stelle steht, zeigt sich am klarsten die
genialische Einfachheit des Grundrisses, denn vor uns liegen die
Ausstellungsräume, unter ihnen die Vereinsräume, drehen wir
uns aber um, so liegt vor uns der Eingang zum großen Fest-
saal, zu dem die Treppe rechts und links in zwei Läufen empor-
führt. Der große Festsaal bietet Hunderten von Personen Platz.
Die eine Schmalseite ist eingenommen von einem Altan, über
ihm ein großes Bild von war koch: „Baldur erscheint auf

Ornamenten inkrustirt und einfach getönt. Diese gejammten
Fest- und Ausstellungsräume sind mit einem so erlesenen
Geschmack dekorirt, so reich, ohne je überladen zu sein, daß
es wohl nicht viel ihresgleichen in Berlin geben wird.
Sie eröffnen einen weiten Ausblick auf große Feste vor-
nehmsten' Stils. Hoffacker hat sein oft bewährtes Dekorations-
talent von Reuem aufs glänzendste bewiesen. Dabei ist es
ein hoher Genuß, seinem Denken und Erfinden zu folgen bis in
die kleinsten Cinzelformen hinein. Er hat auf die keltischen
Ornamente und Thierformen zurückgegriffen und durch deren
Aus- und Umgestaltung in modernem Sinne etwas ganz Eigen-
artiges geschaffen. Wan sehe nur den plastischen Schmuck der
Rippen in den gewölbten Decken oder das Gitter der Haupttreppe.
Gehen wir nun in das eigentliche „künstlerheim", die Ver-
einsräume, so empfängt uns eine warme Wohnlichkeit. Hier ist's
gut sein. Der große kneipfaal, der in der Witte liegt, wird
durch zwei gewaltige, wie aus dem Loden gewachsene Säulen
getragen. Eine schwere, dunkle Balkendecke mit kleinen, wiederum
reich ornamentirten Längswölbungen zwischen den Balken, liegt
gewichtig auf ihnen, die wände sind in Wanneshöhe mit Holz-
täfelung geschmückt, darüber hebt sich dann, wie in deutschen
 
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