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Erhaltung u. Maße
der Säulenkapitelle
der Innenreihen

Abakusbreite.
Echinus. Kanalis

zeigen. Ähnlich sind auch an der oben beschriebenen
Halstrommel (F 41 Tf. 31; Z 383 Tf. 49) diese Arbeits-
vorgänge zu beobachten. Im oberen Teil sind die Stege
und Rinnen wie Ablauf und Perlstab vollständig fertig
bearbeitet, dann liegt in der Höhe von etwa 0,35 m in
den Rinnen zwiscben den hier ebenfalls noch von einer
Bossenhaut überzogenen Stegen ein flacher Bossen, und
am unteren Rand verschwinden Rinnen und Stege in
einem nicht hohen, starken Mantelbossen.

Die sonst wie die der stehenden Säule bossierten
Trommeln der gestürzten Westsäulen (F 53 Tf. 39;
F 54 Tf. 166; F 55, 386 Tf. 185) entbehren der Zahlen-
täfelchen, woraus hervorgeht, daß letztere — wie es natür-
lidi ist — erst nach dem fertigen Aufstellen der Säulen
angebracht wurden und ihr Vorhandensein also schon ein
weiteres Stadium in der Herrichtung derSäulen bedeutet.

Unerklärt sind kleine, Dübellöchern ähnliche, quadra-
tische Löcher in der Außenseite zweier Trommeln der
einen dieser Säulen (F 53 Tf. 39; F 54 Tf. 166), die, da
sie nur in der Bossenhaut sitzen, vielleicht mit dem
Gerüstbau in Verhindung gestanden haben. Abweichend
ist bei den gestürzten Westsäulen die Verdübelung, die
statt eines Mitteldollens und eines Radialdollens zwei auf
einem Durchmesser gelegene Radialdollen verwendet.

c) Das Kapitell.

Außer den noch an ihrem Platze befindlichen Kapitellen
der drei stehenden Säulen sind auf und vor dem nörd-
lichen Stylobat mehrere Kapitelle der inneren Säulen-
reihe gefunden worden, die, wenn auch durch den Sturz
in viele Trümmer zersplittert, die Möglichkeit bieten, ge-
naue Maße und Aufnahmen zu gewinnen. Zu welchen
Säulen des östlichenTeiles der Nordhalle diese Kapitelle im
einzelnen gehören, ist nicht mehr festzustellen. Während
mancheStückedurchdieAnlage der späten byzantinischen
Hausmauern in ihrer Lage gestört und stärker beschädigt
waren (F 51 Tf. 37), sind von anderen, namentlich von
zwei Kapitellen, die wesentlichen Teile in ihrer Sturzlage
zu Tage gekommen. Leider haben es die Umstände, unter
denen die Grabung zum Abschluß gelangte, vereitelt, alle
zusammengehörigen Bruchstücke derselben auch wirklich
zusammenzusetzen, wodurch erst die richtige Anschauung
dieserwunderbarenKunstwerke ermöglicht wordenwäre,
wie sie die Kapitelle in der Pracht ihrer Formen, den
künstlerisch empfundenen Verhältnissen und den Fein-
heiten ihrer Konstruktion darstellen.

Das Kapitell (F 381 Tf. 145; F 382 Tf. 5; F 385, 434
Tf.143; F387 Tf. 148; F388 Tf.153; F389—392 Tf.146;
F 393,397 Tf.162; Z 394—396 Tf.48; F 398,399 Tf.163;
Z 400, 402 Tf. 49; F 401, 403 Tf. 161; F 404 Tf. 191;
Z 405, 406 Tf. 51; Z 407 Tf. 50; Z 408—410 Tf. 52) hat
einen unteren Durchmesser des Echinusrandes von
1,786 m; der letztere scheint also gegen den Perlstab-

, , TT , 1,830 — 1,786 „

grund des Halses um---- = 0,022 m zuruckzu-

treten. Ob dieser Unterschied beabsichtigt ist oder nur
auf einem Zufall beruht, läßt sich, da keine sicher zu-
sammengehörigen Kapitelle und Halstrommeln meßhar
sind, nicht entscheiden. Die Höhe von Unterlager bis
Oberlager beträgt 0,545 m, davon entfallen auf den
Echinus 0,212 m, den Kanalis 0,234 m und den Abakus

0,099 m. Die obere Breite des quadratischen Abakus mißt
2,011 m. An der Polsterseite zeigen die oberen Ränder
der Schnecke einen äußeren Abstand von 1,744 m bis
1,749 m und die unteren einen solchen von 1,688 m bis
1,693 m; die Volutenflächen haben also eine Überneigung

1,744 — 1,688 n . . . . ,

von---=0,028 m. Bei einem Augenmittel-

punktabstand von 1,752 m und einer Lage desselben in
der Unterlagerebene des Kapitells, also einer Entfernung
vom Oberlager von 0,545 m, beträgt die allerdings nicht
meßbare, sondern nur durch Ergänzung gewonnene
größte Höhe der Schnecken 0,795 m, ihre Breite 0,710 m
und die Gesamtfrontbreite des Kapitells 2,462 m.

Von den vierundzwanzig Eiblättern des Echinus sind
allcin die je fünf der Frontseiten zwischen den Schnecken
ganz ausgearbeitet und entwickelt, während die unter
den Polstern liegenden, da sie von diesen auf mehr als
die Hälfte ihrer Höhe überschnitten werden, nur fladi in
ihren unteren Teilen angelegt sind. EineEigentümlichkeit
des Echinus besteht darin, daß seine Ausladung von den
Schnecken zur Mitte des Kapitells wesentlich abnimmt,
der vervollständigte Horizontalumfang desselben also
keinenKreis, sondern einengestrecktenellipsenähnlichen
Korbbogen bildet und das mittlere Eiblatt gegenüber der
normalen Ausladung der den Schnecken naheliegenden
Eiblätter von 0,190 m nur eine solche von 0,135 m zeigt
(Z 394 Tf. 48; Z 408 Tf. 52). Diese eigenartige Ab-
weichung könnte man aus dem Wunsche nach Material-
ersparnis erklären, um nicht, bei normalem Vortreten
des Echinus, zuviel von den Vorderseiten des Blockes ab-
arbeiten zu müssen. Viel wahrscheinlicher ist es aber, daß
eine künstlerische Erwägung die Ursache bildet: Bei der
großenHöhe derSäule würde der weitausladendeEchinus
für jeden nicht ganz entfernt stehenden Beschauer den
Kanalis in ungünstiger Weise überschneiden und die für
das ganze Wesen des jonischen Kapitells grundlegende
horizontale Verbindung der Schnecken fast vollständig
durchbrechen. Wie eine starke Überneigung der Voluten-
flächen die perspelttivische Verkürzung derselben zu
elliptischer Form verhindert, so wird jene ungünstige
Wirkung durch die steilereBildung des vorderenEchinus-
teiles vermieden.

Die Eiblätter sind von spitzer Form und schlanker
Bildung, die nur in der geometrisch geraden Ansicht, die
ja für den Beschauer des hochstehenden Kapitells nie-
inals in Frage kommt, gedrungen ersdieint. Die Hülsen-
hlätter sind scharf geschnitten ebenso wie die spitzen,
mit ihnen nur durch zwei kleine Querstäbchen ver-
bundenen, aber niemals pfeilförmigen Zwischenblätter
und durch tief ausgearbeitete Rinnen von diesen und von
den Eiblättern getrennt.

Der segmentförmig ausgetiefte Kanalis ist nur an seinem
oberen Rande von Plättchen und Rundstab begleitet,
während sein unterer, nur rauh zugerichteter Rand sich
ohne scharfe Grenze im Winkel mit der ebenfalls nur
bossiertenOberfläche desEchinus verschneidet. Plättchen
und Rundstab begleiten den sich in drei Windungen ein-
rollenden und so clie Augenschnecke bildenden Kanalis.
Das zweite Plättchen, das denselben von dem Punkte ab
einsäumen muß, wo der Rundstab zwischen zwei Schnecken-
windungen liegt, das heißt von der Stelle an, wo der sich

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