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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Das altehrwürdige Franziskanerinnen-Kloster Kaufbeuren und die Seligsprechung der ehrwürdigen Kreszentia, [9]
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Roth, Rudolf: Die St. Martinskirche und Pfarrstelle in Leutkirch, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0080
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^ren an der Zahl 18 unserer geistlichen Gemeinde und blie-
^ in diesem stürmischen Zeitpunkt, dem l. Gott sei es gedankt,
seiner Gnade unferem Berufe getre u." Nach langem
^tten Aushalten in christlicher Geduld und wiederholten Bitt-
^iuchen an die hohen geistlichen und weltlichen Behörden ge-
^hmigte endlich König Ludwig durch Kabinetsordre vom 14.
1831 die Wiederausnahme von Novizen und damit den
Fortbestand des Klosters „unter der Bedingung, daß sich die
sonnen dem Unterrichte der weiblichen katholischen Schuljugend
^aufbeurens in der Industrie widmen sollten und möglichst
auch jenen in den Elementargegenständen übernähmen".
Ehrend das Kloster früher dem kontemplativen Leben
W- widmete, sollte es nun nach seiner Wiederherstellung als
ulorden thätig sein. Der Unterricht begann schon am
"F Oktober 1831. Der alte kräftige Baum des ehemaligen
^wrhofes trieb jetzt wieder frische Äste und Zweige voll
Eliten und Früchte. Mit der zunehmenden Zahl von Kon-
^tualinnen entfaltete sich eine rege Thätigkeck im Schulfache
^ den Mädchenschulen der Stadt wie im Pensionate des
Kosters, wo eigene und auch weltliche Lehrerinnen ausgebildet
- ^'den. An der sozialen Frage arbeitet das Kloster in seiner
^ Zeitgemäßen Marienanstalt für auswärtige Fabrik-
> ^dchen wie in einer ähnlichen Anstalt in Kempten. Das
Aer-b Ordensleben, das nie erloschen, erblühte wieder frei
>nd frisch nach der alten, vom Bischof von Augsburg in
genen Statuten für die neuen Verhältnisse angepaßten dritten
^gel ches hl. Franziskus. Mit der würdigen Restauration
s, ^ Klosterkirchleins und der Errichtung eines eigenen Bene-
^lluins (1873) lebte auch die Wallfahrt wieder auf und damit
iA> ^ ganz erloschene Verehrung und Liebe gegen die gott-
W3e Kreszentia. Eine kostbare und neue Frucht derselben
! die Wiederaufnahme des zweiten Teils des Seligsprechungs-
ss. Zesses im Herbste 1884. Es handelt sich jetzt noch um die
.Zjcheidung der Frage über die Echtheit der Wunder
. Fürbitte der ehrwürdigen Dienerin Gottes und zwar
pichst um den Nachweis von zwei Wundern nach
^Nn Tode auf Grund des im amtlichen Auszug (lat.
O^rnarium) und den amtlichen Protokollen niedergelegten
.^weisinatcrials. Nach günstigem Ausfall dieser letzten Unter-
g-F^Ug durch die Eon§re§nt. rit. würde wohl die päpstliche
,^Z'klärung erfolgen, daß Kreszentia wegen ihrer helden-
^Wgen Tugend und der ans ihre Fürbitte gewirkten Wunder
diw- ^lig gehalten und öffentlich verehrt werden
Was Gott ans das einmütige Gebet nebst Beisteuer
großen Unkosten zum Segen für die deutsche Kirche
^ walten möge!

Dir St. Martmskirchr und Pfarrstrllr in
Leutkirch.
Mitgeteilt von Nud. Roth, senior.
(Fortsetzung.)
L? ,..^or Landvogt Jlsung von Tratzberg wünscht der Stadt
aii am 2. Januar 1562 ein gutes neues Jahr und zeigt
. ' daß er in den letzten Tagen vom kaiserlichen Hoflager
st? zurückgekehrt sei und nun in Ravensburg verweile.
^ ' ^'bietet sich, die Vermittlung über die zwischen der Stadt
keit ^ und dem Abte von Weingarten entstandenen Streitig-
Zu übernehmen und ladet deshalb ein, einen zu einer
.^'Handlung auf den 6. Januar bevollmächtigten Anwalt
bi^^.Fer Stadt Lentkirch zu senden. Der Landvogt hegt
Hoffnung, zwischen den streitenden Parteien einen gütlichen

Vergleich zur beiderseitigen Befriedigung zu stände zu bringen
und versichert die Stadt Leutkirch seines Wohlwollens und
der Freundnachbarlichkeit. Bei der ersten Verhandlung kam
jedoch der Vergleich noch nicht zum Austrage.
Die KreiSstäude der Augsburger Konfession übersandten
hierauf dem Abte von Weingarten ein abermaliges Schreiben
mit dem Ersuchen, daß er ihren Konfessivnsverwandten in
Leutkirch die Pfarrkirche zur Benützung ihres Gottesdienstes
zu einer gewissen Stunde, abgesondert von den der alten katho-
lischen Religion zugethanen Parochianen, einräumen möchte.
Die Kreisstände drücken die Hoffnung aus, daß der Abt die
von Leutkirch übergebene Beschwerde gnädig abwenden und
durch den Boten eine Antwort geben werde.
Ulm, den 9. April 1562. Gemeine Kreisstände bei einer
Versammlung.
Der Abt gab den Kreisständen schon am darauffolgen-
den Tage nachstehende Antwort:
„Wie wohl ich denen von Lentkirch, als die der Augs-
burger Konfession nie gewesen und deshalb derselben billig
nicht verwandt sind (wie im Falle der Notdurft genugsamlich
zu beweisen möglich wäre) aus Ursachen) daß im Religions-
frieden alle andern Sekten ausgeschlossen ainiche (keine) Ant-
wort zu geben, oder mit ihnen Handlung zu pflegen, nicht
schuldig wäre, aber gesetzt, jedoch nicht bekannt, daß sie zu
den Augsburger Konfessionsverwandten gehören, so könnten sie
mit einigem Grund nimmermehr von mir sagen, daß ich sie
wieder den Neichsabschied und aufgerichteten Neligionsfrieden
in dem wenigsten je habe beschwert oder verhindert. Und thät
mir in solchem Falle das Klagen viel nöther denn ihnen, die-
weil mir und den Katholischen zu Leutkirch solchs von ihnen,
denen von Leutkirch, überflüssig beschehen, und noch täglich
beschicht, wie sich solches in Ausführung ordentlicher Sachen,
der ich mich hiermit erboten haben will, lauter und klar befinden
soll. Und wie wohl nun sich diese Sache mich nicht allein,
sondern die Römische Kaiserliche Majestät als Erzherzogen zu
Erstreich, meine allergnädigsten Schutz- und Schirmherrn, so-
wohl als mich je noch mehr als mich betrifft, aus Ursachen,
daß Jhro Majestät in der Landvogtei Schwaben mehr Unter-
thanen haben, welche in die Pfarrkirche zu Leutkirch pfärrig
sind und gehören denn ich, so hat es mir nie gebührt und
gebührt mir noch nicht, außerhalb mit Vorwissen und Bewil-
ligung Ihrer Majestät mich mit den gedachten von Leutkirch
vielfältig bei mir beschehen, anhalten und guter Nachbarschaft
willen, soviel bei der Königlichen Majestät erlangt, daß Hoch-
dero Landvogt in Schwaben Herr Georg Jlsung zwischen mir
und denen von Leutkirch gütliche Handlung pflegen mögen und
besten Fleißes thun, uns in der Güte zu vergleichen. Jn-
massen dann gemeldeter Landvogt solche Handlung allbereits
angefangen und schon einen Tag darunter gehalten, aber anders
sein Befehl und Geschäft halber wieder verreisen müßen, aber
alle Tage wieder gewärtig in guter Hoffnung und Zuver-
sicht bin, daß diese Handlung zwischen hochgemeldeter Kaiser-
lichen Majestät, mir und denen von Leutkirch nochmalen, nach-
barlich und gütlich verglichen werde. In: Falle aber solches
nicht erfolgen möchte, wozu ich jedoch meinestheils keine Ursache
geben will, was sich sodann nach ordentlicher und rechtmäßiger
Ausführung der Sache befinden wird. Was ich zu thun
schuldig, an demselben soll es gewißlich, bei mir als einem
gehorsamen Reichs- und Kreisstand, gar kein Mangel erscheine,:.
Unbezweifelt und dienstlicher Hoffnung ans werden sich löbliche
Kreisstände der gedachten von Leutkirch anhalten, keineswegs
bewegen lassen, hochgedachter Kaiserlichen Majestät und mich,
ohne vorhergehende ordentliche und rechtmäßige Ausführung
 
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