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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0048
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lich '/2 Pfd. Wachs an Lichtmeß nach
Neichenan zn liefern haben. Sollte Bern-
stein von seinen Insassen verlassen wer-
den, so mögen die Klausnerinnen in BinS-
dorf cs mit ehrbaren, geistlichen Leuten
besetzen. Soviel über die Gründung Bern-
steins. Unser Chronist Paul Lobmiller kennt
die genannten Urkunden auch. Er schreibt aber
beiderNeichenanerUrkunde in seiner Chronik
aus den Rand: Der Brief ist cassiert. Mit
Bezug hierauf berichtet der Chronist znm
Jahre 1709: Dieses Vr Pfd. Wachs sei
bis auf etliche Jahre vor dem alten schwedi-
schen Krieg anstandslos ans die Neichenan
geliefert worden. Anno 1655 aber kombt
unverhofft zn uns auf Bernstein der hoch-
gelehrte Herr Or. Waibel, Obervogt in
der Neichenan und erfordert von uns den
WachSzinS von 40 Jahren her. Unser da-
maliger Altvater aber Bernardinns Werz
vermeinte vestiglich, cs were solcher aller
von uns schon abgelöset. Mit dieser Mei-
nung aber ist Neichenan nit zufrieden ge-
wesen, sondern nach der Abreise diseS Herrn
Ambtmanns kombt gleich widernmb von ihme
aus der Neichenan ein Brief und begehrt
anstrucklich den 40jährigen Auöstand und
daß sich die Brüder von Bernstein deß-
wegen auch in der Neichenan anstelle»
sollen. Als darauf unser Altvater Bernar-
dinns Werz mit mir Fr. Paul Lobmiller
den 3. Tag Hornung anno 1656 in dem
Gotteshaus Reichenau erschienen, hat er
'/r Pfd. Wachs bezahlt und darfür st.
Schweizer Münz geben. Woraus wir
3 Tag in dem Kloster Gast gewesen und
hat uns gemelter Herr Obervvgt eine
4masige Flaschen des besten Weins in das
Kloster geschickt.
Nach disem seind wir wegen des Ans-
stands dises 40jährigen Wachszinseö ans
der Neichenan auf Constanz zu Jhro hoch-
fürstlichen Gnaden Herrn Herrn Johann
Francisco Bischöfen zn Constanz gewiesen
worden. Als wir allda ankommen, haben
wir den wohl edelgebvrnen Herrn vvnSirgen-
stein, des Bischofs Herrn Vettern angetrvffen,
der bei Jhro hochfürstlichen Gnaden in un-
serem Namen nmb Nachlassung des Zinses
angehalten, welcher auch seines Anbringens
gnedig erhört und uns auf Bernstein aller
Zins nachgelassen und geschenkt worden,
mit Vcrmeldnng fürohin das halb Pfund
Wachs fleißiger zn liefern, womit wir von

Constanz entlassen worden. Dieser Wachs-
zins wurde am 14. Juni 1717 mit 30 fl.
abgelöst.
Diese für Bernstein etwas beschwerliche
jährliche Wachsabgabe ans die Neichenan
dürfte in Verbindung mit der Sucht der
Klöster, ihre Entstehnngszeit recht weit
znrückzndatieren, die Angabe des Chronisten
erklären, daß ihm Magister Pater Brachel,
des Predigerordens Vicar und Beichtvater
zn Kirchberg, erzählt habe, er habe in
einem alten lateinischen Briefe gelesen,
Bernstein sei wie das benachbarte Kl. Kirch-
berg 1237 von der Gräfin Elisabeth von
Birn und den beiden Schwestern, Willi-
birgis und Kunigunde, Gräfinen von
Hohenberg, gegründet worden. Bernstein
sei lauter Wildnis; und finsterer Wald ge-
wesen, in dem sich Eremiten niedergelassen
hätten, dann sich vom Almosen der ge-
nannten 3 Gräfinen erhalten, später aber
selbst Hand angelegt und angefangen hätten
zu hacken, hauen und Frucht zn bauen.
Von der gewonnenen Frucht hätten sie
dem Gotteshaus Kirchberg den Zehnten
ans Dankbarkeit dafür gereicht, daß dieses
Kloster gleich anfangs einen Priester ge-
halten habe, der die Brüder im Walde
Bernstein mit allen nothwcndigen geist-
lichen Diensten und hl. Sacramemen ver-
sehen habe.
Gehen wir über zur Schilderung des
gemeinsamen Lebens der Brüder, ihrer
Regel und Verfassung.
Am 10. August 1448 beurkundet Abt
Friedrich von Neichenan, daß Marquard
Fäßlin und Benz Nüger, Brüder und In-
wohner des Brnderhauses znm Bernstein,
Lehen der Neichenan, vor ihm erschienen
seien und auch im Namen ihrer Mitbrüder
eröffnet hätten:
Zn Nutz und Frommen ihres Hauses,
»m Fricdsamkeit und Einigkeit zn fördern,
die doch zwischen geistlichen Leuten zn
halten seien, damit sie und ihre Nach-
kommen samt ihren Gütern dem allmäch-
tigen Gott und seiner würdigen Gebärerin
der Mutter Marien und den lieben Heiligen
desto gnugsamer und andächtiger dienen
könnten, hätten sie folgende Artikel fest-
gesetzt :
1. Der einlretcnde Bruder hat zn schwören,
daß, wenn er selbstverschuldet oder mnt-
willigerweise ans dem Hans käme, er weder
 
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