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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0047

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Protocoll des löblichen Gvttshans und
Klosters bey St. Joannis Baptistä, der
Brüderen in Bernstein der 3. Regel des
hl. seraphischen Vaters Francisci, tyroli-
scher Provinz snncti I.eopotcki von dero
Anfang, Aufkommen und glücklichen Fort-
gang, von anderen unterschiedlichen Sachen,
Begebenheiten und ihren Freiheiten rc.,
so erstlich von dem wohlehrwürdigen Alt-
vater Paulo Lobmiller mit aigner Hand
znsammengetragen und aufgesetzt, nach-
mahlen aber unter dem wohlehrwnrdigen
Allvater Uernnrckino Kaust, seinem Nach-
kömbling in dise Formb gebracht, also be-
schrieben und in das Taglicht gegeben
worden in dem Jahr Christi des Herrn
1709 unter dem hochwürdigen Vater Unter
ffusdo decken n Lrixinn, der hl. Schrift und
geistlichen Rechten lectore, wohlverordneten
Provincialen der refonnirtcn tyrolischen
unter dem Titnl snnati I^eopolcki, Pro-
vinzen , wie auch unter dem wehrenden
Guardinat des wohlehrwnrdigen Vaters
Undrm ^rclmnAsIi n WinUelllosen, in
dem löblichen Convent der unbefleckten
Empfängnns Mariä zu Horb in gemeltem
Jahr angefangen und beschrieben worden.
Schön ist der Spruch, welchen der Pro-
phet Samuel zu dem König Saul gethan
hat: melior est obeckierckin c^unm victimn,
besser ist der Gehorsamb als das Opfer.
Dise» schönen Spruch Hab ich trader Paul
Lobmiller, dermahlen unwürdiger Diener
und Altvater zu Bernstein, mir lassen ge-
sagt sein, indem mir snno 1706 von
Jhrv Hochwürden dem Herrn pntre^onnne
Üvnn^elistn /Uclix>er§er, wohlverordneten
iternto pntre provincinle der tyrolischen
Provinz snncti Oeopolcli und der hl.
Schrift und tckeolo^ine leedore, unser
gebietender Obrigkeit ist anferlegt worden,
daß ich ein Protocoll alhier in Bernstein,
weilen alda kein altes niemalen gewesen
oder gefunden ist worden, anfrichten solle,
ich mich aber dessen wegen meiner großen
Nnerfahrenheit entschuldigen wollen, bey-
nebens aber mir eingefallen der angezogne
schöne Spruch, melior ent obeckientin
cjunm victimn, vortrefflicher ist der Ge-
horsamb als das Opfer, auch selbsten ge-
wußt habe, wie sehr nützlich und hoch-
nothwendig solches in Bernstein seie, auch
mir darzn Ihr Hochwürden ein Herz ge-
macht mit Ihren trostreichen Worten, ick

soll es nur nach meiner Cinfalt machen, es
werde solches schon von einem Unter von
Horb, wie es auch redlich hernach gesche-
hen ist, in eine Formb gerichtet werden.
Als Hab ich dieses Schreiben nit ans-
schlagen, sondern mein Gehorsamb für das
Opfer, mein Wollen für das Werk wollen
sehen lassen, so ich jctznnd aus Gehorsamb
mit meiner schwachen Feder anfange im
Namen des Vaters, des Sohnes und des
hl. Geists. Amen.
Bevor wir unseren Chronisten sprechen
lasse», ist einiges über den Chronisten
und die Stiftung Bernsteins zu sagen.
Paul Lobmiller aus Horb wurde in
seinem 21. Jahre unter dem Altvater
Bernardin Werz am 30. Juni 1654 in
den Franziskanerorden der dritten Regel
zu Bernstein anfgenommen. Am 1. Sep-
tember 1655 wurde er zur Profession anf-
nud angenommen. Vom Jahre 1690 bis
1706 war er fünfmal Allvater. 1709
löste ihn als Chronisten ab der Altvater
Bernardin Kauß ans Rottenburg.
Paul Lobmiller starb am 12. September
1717, 85 Jahre alt, von denen er 63 in
Bernstein zugebracht hatte. So viel über
den äußeren Lebenslauf desselben.
Der Name Bernstein begegnet uns zum
erstenmal in einer Originalurkunde vom
9. Juni 1361, indem an diesem Tage die
Brüder Conz, Hermann und Heinz, Zim-
merer genannt, Edelknechte, ihren Wald
Uernntnin, anstoßend an die Waldungen
des Kl. Kirchberg, an den alten Hermann
von Ow von Hirrlingen um 45 Pfd.
Heller verkaufen. Bürgen dieses Kaufes
waren Dietrich Böcklin, Schwestermann der
drei genannten Brüder, Benz von Altdorf,
genannt,Koler, Conz von Wildenau und
Benz Kayb von der Mühlin. Hermann
von Ow und seine Söhne Hanns und
Markwart verzichten schon am 19. Juli
des gleichen Jahres auf alle ihre Rechte
und Ansprüche an den Wald Bernstein
und schenken denselben den Brüdern Ulin
und Ablin und den anderen Brüdern. Abt
Eberhard aber und der Konvent von
Reichenau übergeben als Lehensherrn am
12. November 1361 dem Bruder Ulrich
und der Bruderschaft gemeinschaftlich auf
der Hofstatt Bernstein, in Horgenzinnnerer
Pfarrei gelegen, die Hofstatt mit der Be-
stimmung, daß die Waldbrüder dafür fahr-
 
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