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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien: Matthäus Kern, Maler aus Riedhausen (1801-1852)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0054
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mal unter den Kabinettsmalern sich fin-
denden Liebe bis ins kleinste Detail mit
seinem virtuosen Pinsel wiedergegeben, so
1844 die Appartements der Kaiserin Ka-
rolina Augusta in der Hofburg, der Erz-
herzogin Maria Rainer ebendaselbst und
im Schönbrunner Schloß; für einen Erz-
herzog das Innere der Michaeler Hof-
kirche, der Augustinerhofkirche, der Dom-
kirche von Preßburg; in den Jahren
1847/48 die Appartements des Ministers,
Fürsten Klemens v. Metternich, der Ba-
ronin v. Brandhof, der französischen Bot-
schafterin Gräfin Flahanlt in Wien, des
Grafen v. Giulay in Wien und Ungarn.
Eines der exquisitesten Kabinettsstücke dieser
Art ist die gesamte, um den Tisch in einem
Saal bei Lampen-, bezw. Abendbeleuchtung
versammelte, bezw. gruppierte Kaiserfamilie
vom Jahre 1843, darunter der nachmalige
Kaiser Franz Joseph sowie dessen Brüder,
die Erzherzoge Maximilian und Karl Lud-
wig als Knaben, welches mit anderen
Erzherzogin Sophie zur Zeit einer schwe-
ren Erkrankung ihres Gemahls, des Erz-
herzogs Franz Karl bestellte und diesem
dann als Genesnngsgeschenk mit den Kin-
dern überreichte. Nicht minder war K.
im Genrestück hervorragend thätig, dessen
Vorwurfe er mit Vorliebe meist Werken
der Dichtkunst, so von Uhland, Lenau,
Zedlitz re. entnahm. Auch diese, zum
Teil wiederholten Arbeiten sind vielfach
in Aquarellmanier gehalten und erinnern
in ihrer feinen, edlen Ausführung zu-
weilen an Moriz von Schwind, befinden
sich gleichfalls meist im Besitze, bezw. in
den AlbumS des Kaiserhofes und hoher
Herrschaften und verdienten, wenigstens
auswahlsweise, recht sehr eine Veröffent-
lichung im Wege der Vervielfältigung
oder zunächst nur auch eine Ausstellung.
Aus der reichen Kollektion dieser Schöpf-
ungen mögen nur folgende hier hervor-
gehoben sein:
Im Besitze des ft Erzherzogs Ludwig: Mutter
beim Kirchgang; Kind im Bad (1839); Mariechen
nach Zedlitz; Mutterliebe nach Hebel; Knabe und
Falter (1840); der einsame Trinker (1842), welch'
letztere Darstellung für den Erzherzog Karl, die
Gräfinnen Louis Esterhazy, Maria d'Erdoedy und
die Baronin Spiegel wiederholt wurde. Im
Besitze des Erzherzogs Johann, des nachmaligen
Reichsverwesers: Sängers Vorüberziehen; Abend-
mahl zu Emaus (1840); des Heideschenken Töch-
terlein; das Kind in der Wolfsschlucht; der be-

trogene Pintscher (oftmals wiederholt, 1841);
Morgennndacht; der Vogelsteller; Madonna mit
dem Kinde (1842). Im Besitze des Erzherzogs
Kart: Schlafendes Kind (1839); Traumbild eines
Kindes (1840). Im Besitze der Kaiserin Marin
Anna, Gemahlin des Kaisers Ferdinand: Der
Gesang (1841); die Spinne; letzte Zuflucht
(1842); Hirtenknabe nach Uhland (1843);
um den Hund trauernde Kinder; Allerseelentng
(1844). Aus dem Besitze der Kaiserin Karolinn
Augusta: Der arme Sänger (1841); Feierabend
(1842). Für dieselbe Herrscherin malte er i. I.
1844 Exterieurs von Wien und Ischl. Im Be-
sitze des Erzherzogs Rainer: Weib des Räubers
nach Zedlitz (1841); Desdemona >1843). Im
Besitze des Erzherzogs Franz Kart: Knabe und
Falter (1841). Im Besitze der Erzherzogin Sophie:
Der Morgen eines Kindes nach Zedlitz (1841).
Im Besitze des Kaisers Ferdinand: Das sterbende
Kind (1842). Im Besitze des Erzherzogs Fer-
dinand ü'Este: Häusliche Scene; Johannes (1842).
Im Besitze der Erzherzogin Marie Karolinn:
Kind, Kätzchen tränkend; Traubennäscherin (1842).
Im Besitze der Erzherzogin Klementine: Scherz
und Ernst (1842). Im Besitze der Erzherzogin
Hildegard: Der rauchende Türke (1844). Im
Besitze des Grafen Jos. von Attems: Die Ka-
pelle; die gute Saat (1844). Im Besitze der
Gräfin Maria d'Erdoedy: Der frohe Fischerknabe
(1842). Im Besitze des Fürsten von Lichtenstein:
blater clolorosa (1839). Im Besitze des Grafen
Zichy-Ferrnris: Sorglosigkeit und List (1839).
Im Besitze des Grafen Jos. Esterhazy: Viel Lärm
um nichts (1842). Im Besitze des mit K. noch
persönlich bekannt gewesenen Malers Em.
Kann in München: Ein wahrhaft künstlerisch
ausgeführtes, von Kern (1843) siegniertes, ovales
weibliches Ovalporträt, welches eine Wienerin, im
Buche lesend an einem Tischchen vorstellt, auf welch'
letzterem Blumen zerstreut sind; im Hintergründe
eine Steinwand mit kleinem offenen Fenster, in
welchem Blumengefässe stehen; rechts eine Gruppe
von Bäumen, je 5 cm hoch und breit. — Auch
auf den Arenenberg, den Napoleonidensitz in
Thurgau, lieferte er um das Jahr 1849 einige
schöne Arbeiten. — Im Privat-, bezw. unbekann-
tem Besitze: Der Schutzengel (1841); seiner Zeit
von Heinr. Krafft gekauft; Morgenandacht (1843,
früherer Besitzer: ein Herr Goldhahn); die drei
Zigeuner nach Lenau: aus den Totenkränzen
nach Zedlitz; die Mahderin nach Uhland; die
Ueberraschung im Garten nach Hebel (1840);
verkümmerte Freuden (1842); der blinde Geiger;
der zerbrochene Krug (1843); der Fischer nach
Goethe (1848); der einsame Trinker nach Lenau
(1850); das Mädchen und der Ring nach Uhland;
das übel gehütete Mädchen; Torquato Tasso;
Christus im Grabe.
Alle diese, meist der edlen Dichtkunst,
für welche Kern zeitlebens begeistert war
und deren bedeutender Einfluß aus seine
Schöpfungen nicht zu verkeimen ist, ent-
nommenen Genrestücke atmen eine wahr-
haft poetische Stimmung und eine mit der
Vorlage harmonische Auffassung und be-
 
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