Organ für Geschichte, MtertumDuude,
Auiist und Unttnr der Viüccse Gottendurg nnd der angrenzenden Gebiete.
Heransgegebcn und redigiert von Ilintsrichtcr a. T>. Beck! in Kabcnsbnrg.
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Nr. 4.
-lSSS.
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-is.
"tzlW.
Schwaüifche Magraphieen.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
16. Matthäus Kern, Maler aus
Niedhauseu (1801 — 1852).
Matthäus K ern, geb. am 5. September
1801 iu Niedhauseu, einem damals noch
gräflich Königseggscheu Pfarrdorfe, jetzt
im ObcramtSbezirke Saulgan als einziger
Sohn des dortigen Adlenvirts Frz. Kern
und der Barbara, geb. Spieglcr,
widmete sich aus innerstem Antriebe
und Neigung, zuerst unter dem
damals iu Oberschwaben be-
stens bekannten Maler Joh
G e or gS a u te r in Anten-
dorfs der Malerei, bildete
sich dann trotz des heftigsten
Wiederstandes seines Va-
ters gegen seine Bernfs-
0 Joh. Georg Sanier, geb.
am 20. April 1782 in Aulen-
dorf, ch daselbst i. I. 1856,
war in erster Linie Landschafts-
maler, als welcher er namentlich
zahlreiche Landschaften aus der
Gegend des Bodensees nnd von Hei-
ligenberg fertigte. Er malte aber auch
Bildnisse und Genrestücke sowie einige
Zimmer aus dem königl. Landschlosse
Rosenstein bei Stuttgart. In der fürstlichen
Sammlung von Donaueschingen ist er mit einer
gelungenen Bodenseelandschaft vertrete». S. war
zugleich Lithograph und höchst wahrscheinlich hat
Kern auch diese Kunstart von ihm erlernt. Von
S. ist u. a. das lithographische Bildnis des letzten
Altshauser Hauskomturs, Grafen v. Frohberg-
Montjoye, des letzten Schussenrieder Konventunlen-
Pfarrers Lor. Löwe (vom Jahre 1848) u. a.
oberschwnbischer Persönlichkeiten. In der An-
sichtensammlung der kgl. öffentlichen Bibliothek
zu Stuttgart ist die von Schussenried von seiner
Hand. Änch ist der Entwurf nnd die Zeichnung
wähl, welcher ihn hernach deshalb enterbte
in.Wien aus, wo er sich an der Akademie
unter Peter Krafft 1823—1827 vielfach
auözeichnete, hierauf auch niederließ nnd,
sich in der Folge zum vollendeten Künst-
ler entwickelte. Daselbst gewann er die
nachmaligen großen Künstler Stahl, Amer-
ling rc. zu Freunden. Kerns Kunst war
sehr vielseitig, doch zunächst, der Zeitrich-
tnng entsprechend, mehr dem Porträtfach
zngewendet, das er mit der größten
Meisterschaft behandelte, zumeist
in aquarellierten Miniatm stücken
auf Elfenbein oder Papier,
^ Pappe, oft von der Große
eines Hellers, ja von dcr
Kopfgröße einer Linse,
welche ein seltenes Ver-
ständnis für die Linien nnd
Charakteristik des mensch-
lichen Gesichtes anfweisen
nnd nach und nach eine
olche Anerkennung fanden,
daß er bald Bestellungen
vom höchsten Adel nnd vom
kaiserlichen Hofe erhielt. Seine
Hauptabnehmer von letzterem
waren Kaiser Ferdinand, die Kai-
en» Karoline Auguste, die Erzherzogin
Sophie, Erzherzog Franz Karl, die Erzher-
zoge Rainer, Karl Johann, Anton, Ste-
phan rc. Für dieselben hat er vornehmlich
zahlreiche Interieurs (— Innenan-
sichten) der Appartements in der Hofburg und
in ihren Schlössern, wie sie zu jener Zeit
sehr beliebt waren, mit einer nur dazu-
zu der lithographischen Ansicht von Altshnuseu
von Wölffle in der Saulgauer Oberamtsbe-
schreibung von ihm.