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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.17221#0017
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Ur.


eilage }\m\

b.

von Schwaben.


Uns Linrm schwäbischen Wrichsstiste im vorigen
Jahrhundert.

Von Amtsrichter a. D. Beck.

(Fortsetzung.)

Für das Theater des Benediktinerklosters O ch s e n h a n s e n
hatte Prälat Placidus Kvbolt v. Lindau von dem Augsburger
Stifte Skt. Ulrich um 400 fl. eine vollständige Theater-
dekoratiou, darunter eine musterhafte Perspektive im Jahre
1786 gekauft. Aus früherer Zeit keimen wir zwei Ochseu-
hauser Stücke: ,,Ingratitudo castigata. s. Alaricus rex
Vandaliae. In diem natal. Coelestini, monast. Ochsenhusani
abbatis in musicali dramate presentatus a musis coenobii,
1730“ (nicht gedrucktes Manuskript von 32 Seiten, 4».).
Dann ein gedrucktes Stück: „Innocentia vindicata s. Maria
Arragonia, Ottonis III. Augusta, Drama mus. honoribus
Coelestini O. Bened. abbatis Ochsenhus. a musis dornest,
exhibitum, Memmingae, 1735, 4«“. Von den Kloster-
schülern der Benediktinerabtei Zwiefalten wurden gleich-
falls bei Schulfeierlichkeiten und auch sonst bei festlichen Ver-
anlassungen, Kirchenfesten, Jubiläen, hohen Besuchen rc.
dramatische Stücke geistlichen und weltlichen Inhaltes, in ge-
bundener und ungebundener Form, Singspiele, Cantaten, Jn-
strnmentalkompvsitionen anfgeführt, so im Jahre 1655 ein
Drama auü der Geschichte des hl. Ulrich zu Ehren des Ge-
burtstages des Abtes Ulrich, verfaßt von I'. Roman Edel
(B. Arsen. Sulger, annales Zwifaltenses, II, 270 ff.), im Jahre
1659 ein Drama von B. Leopold v. Plawe», welcher auch
auf den Besuch des Herzogs Eberhard von Württemberg im
Jahre 1656 eine Komposition herauögab und anfführen ließ,
im Jahre 1667 ein Lustspiel mit Gesang von Sulger (a. a.
O. S. 279 und 293). Ein gelehrter Benediktiner Zwiefaltens,
B. Thomas Metzler (f 1655), ließ neben vielen anderen
Schriften poemata sacra zu Freiburg i. B. im Druck er-
scheinen; einige Zeit später, im Jahr 1685, verfaßte B. Niko-
laus Settelin, von 1673 Vorstand der Klosterschule, bei einem
Kirchenfeste ein Festspiel. Ebenso kultivierten die Zwiefaltener
Benediktiner an dem von ihnen unterhaltenen Gymnasium zu
Ehingen a. D. das Schuldrama; und sind von daher fol-
gende gedruckte Stücke bekannt:

1) „Tropaeum Baticntiae tragoedia. Siegende Geduld

in einem Trauerspiel vorgestellt in den,_Gymnasium zu Ehin-

gen den 2. und 4. Herbstmonat 1772". Ulm, gedruckt bei
,'c. Wagner, 11 Blätter, 22 Seiten (20 Seiten paginiert),
lateinisch und deutsch mit Aktorenverzeichnis.

2) „Nicias perfidus, tragoedia. Bestrafte Untreue in
einem Trauerspiel k. den 2. und 5. Herbstmouat 1774 in
Ehingen dargestellt", Ulm bei rc. Wagner, 8 unpaginierte
Blätter, lateinisch und deutsch mit Aktorenliste.

3) Dasselbe Stück — „in einem Trauerspiel vorgestellt
in dem Benediktinischen Gyninasio einer kaiserl. und kgl.
Vorderösterreichischen Stadt Ehingen. Von der allda stn-
dierenden Jugend den 3. und 5. Herbstmonat 1777. Ulm,
gedruckt bei Christian Ulrich Wagner, Stadtbnchdrucker".
2 unpaginierte Blätter, auf welchen bloß die lateinische Dispo-
sition mit Aktorenliste gedruckt ist.

4) „Menschliche Bosheit, Göttliche Strafrnthe in einem
Trauerspiele vorgestellt in dem Benediktinischen Gymnasium zu
Ehingen den 2. und 4. Herbstmonat 1778". Ulm, ebenda-
selbst. 4 Blätter, 7 Seiten mit Aktoreuliste.

5) „Virtus fortunae domina debitissimis honoribus
etc. Braelati Nicolai II etc. in anniversaria electionis memoria
a devotissimis Mucis Zwifaltensibus festive decan-
tata die Julii ad 1778, Ulinae, ex officina Wagneri".
4 Blätter (8 paginierte Seiten).

6) . „Das Unglück, eine Lehrmeisterin der Tugend, in
einem Trauerspiel.... den 1. und 3. Herbstmonats 1779 darge-
stelll". Ohne Angabe des Druckers und Druckortes (aber bei
rc. Wagner in Ulm) gedruckt. 2 (unpaginierte) Blätter; bloß
die deutsche Disposition ist gedruckt.

7) „Qirsus Israel et auriga eius honoribus Nicolai II.
imperialis Monasterii Zwifaltensis abbatis .... a syna-
goga duplaquiensi dramate musico celebratus Julio 1779,
Ulmae, ex officina Wagneri", 8 Seiten (lateinisch).

8) „Fidelis Samuel honoribus Nicolai II .... in
anniversaria electionis memoria a Zwifaltensibus devotissi-
mis musis versu rythmico celebratus Julio 1780, Ulmae,
ibid." 12 Seiten, lateinisch.

Auch zu Nereshei m, E l ch i n g e n, Urspring, 0.3.
Bened., tu W ettenh a usen, 0. 5. August., .sowie in dem
Prämonstratenserstifte Roggen bürg wurde Thalias Muse
gehuldigt. Das schönste Theater besaß aber, wie man fast
nicht anders erwarten konnte, das mit Weingarten groß-
artigste schwäbische Benediktinerkloster O t t 0 b e u r e n, von
dessen Kirche der hochselige Linzer Bischof und ehemalige
Wiblinger Kouventnale Gregor Thomas Ziegler schreibt,
daß sie in ihrer Art noch nirgends erreicht, viel weniger
übertrosfen, und dessen Kloster derselbe als ein Muster der
Baukunst nicht bloß in Deutschland, sondern auf dem gan-
zen Erdenkreise bezeichnete. Die Kirche allein kostete aber
auch über 600 000 fl., wovon auf Baumeister, Maler, Stucca-
tcure, abgesehen von den Kosten der Materialien, gegen
120 000 fl. kamen. Der Schöpfer des Theaters war der be-
deutende baulustige Abt Rupert II. Neß von Wangen i. A.,
der Erbauer des neuen, in wahrhaft fürstlicher Pracht im
vorigen Jahrhundert erstandenen Ottobcure», wie es jetzt noch
steht. Das Theater befand sich in der zweiten Etage des
nördlichen Traktes des Gast- oder Hofgebäudes. Der Theater-
saal war 110 Fuß lang, 40 Fuß breit und 30 Fuß hoch.
Auf 20 korinthischen Säulen ruht das Gebälk und die wunder-
bar geformte Decke prangt voll Malereien und Stuccaturen.
Die Bühne war gegen Osten; gen Norden befand sich eine
erhöhte Galerie für den Abt und die Gäste. Das Plafond-
gemälde ist eine allegorische Darstellung der Tragödie und
Komödie unter dem Schutz der Pallas Athene und des Apollo,
gemalt von Fr. Spiegler ans Wangen i. A. im Jahre 1725.
Die schon genannten zwanzig hölzernen Säulen korinthischer
Ordnung tragen das Gesims und bilden ans beiden Seiten des
Saales Nebengalerie», deren Decken mit mythologischen Dar-
stellungen, wie: Pallas Athene verwandelt das schöne Haar der
Medusa in Schlangen; Deukalion und seine Gemahlin Pyrrha be-
völkern nach der großen Snndflut die Erde durch über ihre Schul-
 
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