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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0242
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226

eine längere interessante Abhandlung in den Wiener Jahr-
büchern der Literatur im 51. Bande im Jahre 1830 schrieb.")

Nachdem die erste Folge des Werkes vollendet war,
entwarf Zahn zugleich den Plan zu einem zweiten, bis
dahin noch fehlenden Werke: „Ornamente aller klassischen
Kunstepochen", wozu ihn besonders der Buchhändler Georg
Reimer, der sich zu dessen Verlag erbot, wie auch
Schinkel und Beuth bewegten. Schinkel war es be-
sonders, der ihn auf die schönen Arabesken von Giulio
Romano in Mantua aufmerksam machte, die er ebenso
hoch, vielleicht noch höher als die Arabesken in Raphael's
Logen zu Rom schätzte.

Im März 1830 machte Zahn »och vor seiner zweiten
Reise nach Italien einen Besuch bei seinen Verwandten
in Nenndorf und Bückeburg, sowie einen mehrtägigen Be-
such bei Goethe in Weimar, welcher ihn immer bis spät
in die Nacht bei sich behielt, im lebhaftesten Gespräch über
antike Kunst. Am 19. April 1830 trat er seine zweite
Reise nach Italien an; er ging über Dresden, Prag, Wien,
Salzburg, München, Jnsbruck, Verona nach Mantua. In
Dresden verlebte er frohe Tage mit seinen Freunden Ba-
ron Otto von Sta ckelberg, Professor Thürm er, Hof-
rath Bö Niger, dem damaligen Präsidenten späteren Mi-
nister Baron von Linden au, Hofrath Ti eck, Professor

*) Wir theilen hier einen noch ungedruckten Brief Goethe's
an Zahn mit, in welchem er anch dieser neuen Erfindung Er-
wähnung thnt. Derselbe lautet:

Sie erhalten, mein Thenerster, früher ein Schreiben von
mir als ich es zu erlassen gedachte; es ist mir aber sehr ange-
nehm vermelden zu können: daß, indem ich überlegte, wie ich
Ihnen irgend eine Addresse nach Wien initgeben könnte, sich eine
schickliche Gelegenheit hervorthut, an Hrn. Deinhardstein. Kaiser!.
K. Professor und Censor zu schreiben, dem ich denn auch zugleich
Ihre zu erwartende Ankunft melde. Ich sende Ihnen auch noch
einen kurzen Einleitnngsbrief an denselbigen.

Nun aber Hab' ich, nach Ihrer kurzen und höchst angenehmen
unterrichtenden Gegenwart, Ihre zehn Hefte vorgenommen, und
finde denn freylich, daß wir sie mit Ihnen hatten durchgehen und
manche Bemerkung hie und da uns hätten erbitten sollen.

Da ich nun zugleich bei dieser Durchsicht eine Vorarbeit zu
einer Anzeige, etwa in das nächste Heft von Kunst und Alterthum,
anlege, so wollte ich fragen: ob Sie mir nicht zu Vervollständi-
gung dieses Aufsatzes einiges mittheilen wollten, welches nöthig
und nützlich wäre bey dieser Gelegenheit dem Publieum vorzu-
kegen? Sollte man nicht von Ihrem bisherigen Lebens- und
Studiengange, auch Ihren nächsten Intentionen und Vorhaben
etwas melden? Dergleichen liebt der Leser und, wenn er den
Künstler kennt, so nimmt er mehr Antheil an dessen Arbeiten.

Wollten Sie von den Vorschritten im farbigen Druck, ohne
gerade Ihr Geheimniß zu verrathen, in Bezug auf die bishe-
rig en von andern unternommenen Versuche einiges bescheiden^
lich aussprechen, so wird anch das gewiß eine gute Wirkung
thun.

Hierüber tvünsche baldige Eröffnung, damit ich noch vor
Ihrer Abreise mich deshalb völlig verständigen könne. Denn es
wäre mir drum zn thun, eine gründliche Anzeige Ihres bedeu-
tenden Werkes zu geben.

Soviel für heute, mich in gutem Andenken zu erhalten und
überall zu empfehlen bittend.

Aufrichtig theilnehmend

Weimar ergebenst

den 19. März 1830. I. W. Goethe

Vogel und Baron von Quandt. Nicht weniger fand
er in Wien, wo er zwölf Tage zubrachte, die freundlichste
Ausnahme nicht nur bei dortigen Künstlern und Gelehrten,
sondern namentlich durch die Empfehlung von Goethe beim
Fürsten Metternich und den Professor Deinhardt-
stein, desgleichen durch die Empfehlung des österreichischen
Gesandten in Berlin an den Grafen Moritz von Die-
trich st ein und durch die Empfehlungen der Prinzessin
Caroline von Schaumburg-Lippe an den Baron von
Hammer-Purgstall u. s. w. Fürst Metternich, der
schon die ofsieiellen Befehle für Unterstützung der antiqua-
rischen Untersuchungen Zahn's durch den Vieekönig der
Lombardei für die Hauptstädte der Lombardei hatte vor-
ausgehen lassen, gab ihm außerdem Empfehlungsbriefe
für alle österreichischen Gesandte in Florenz, Rom und
Neapel, besonders aber einen sehr warmen Empfehlungs-
brief an den Marquis Ruffo, Minister des königlichen
Hauses in Neapel, und verschaffte ihm außerdem Empfeh-
lungsbriefe vom österreichischen Hofe an den Hof in Neapel.

Am 21. Mai 1830 kam Zahn in Mantua an, wo er von
dem Delegaten Marquis Benzen i und vom Grafen
Tanzi in die Sammlungen und Sehenswürdigkeiten Man-
tuas eingeführt. Noch an demselben Tage begann er
seine Studien im Palazzo del Te nach den schönen Male-
reien des Giulio Romano. In diese Zeit (6. Juni)
fällt auch das erste Zusammentreffen Zahn's mit dem
Könige Ludwig von Baiern, welcher sich auf die Durch-
reise nach Rom einige Tage in Mantua aufhielt. Nach-
dem er seine Studien im Palazzo de! Te, sowie ferner im
Palazzo Ducale »ach den schönen Werken des Giulio Ro-
mano während des Juni und der ersten Tage des Juli
vollendet und reichen Stoff für sein neues Werk „Orna-
mente aller klassischen Kunstepochen" gesammelt hatte, reiste
er am 5. Juli von Mantua nach Brescia, wo er die schö-
nen Antiken, welche in dem dortigen antiken Tempel ans-
gegraben worden waren, in Augenschein nahm, sodann
über Cremona nach Parma, wo er vom Kupferstecher Ca-
valiere Toschi und dem Oberbibliothekar Cavaliere Pez-
zana sehr freundlich empfangen und überall nmhergeführt
wurde. Jedoch verweilte er hier nicht lange, denn schon
am 14 Juli traf er in Bologna, am 16 Juli in Florenz
ein, wo er unter Anderen den Professor Ranke aus Ber-
lin und den Kupferstecher Steinla aus Dresden fand und
Hrn. Alfred R e u in o n t kennen lernte. In Florenz wurde
er vom österreichischen Gesandten Grafen Bombelles, an
den ihn Fürst Metternich empfohlen hatte, sehr freund-
lich empfangen. In Florenz besuchte er viel die dortigen
Gemäldesammlungen und studirte fleißig die älteren flo-
rentinischen Meister. Von Florenz reiste er über Siena,
in Gesellschaft des Opernsängers Stümer und des Lieute-
nant .von Rauch (jetzigem Major und Kammerherrn von
Rauch) aus Berlin, und kam am 23. Juli 1830 in Rom
an. In Rom blieb er bis Anfang September 1830, wo
er die ersten farbigen Tafeln seines zweiten Werkes „Or-
namente aller klassischen Kunstepochen" bearbeitete und die-
selben zum Farbensteindruck nach Berlin schickte.

Anfangs September gelangte er endlich nach Neapel,
wo er in Folge der guten Empfehlungen von allen Seiten
sehr freundlich empfangen wurde, insbesondere aber von
 
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