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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0243

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227

dem Marquis Nuffo, Minister des königl. Hauses, dessen
Leitung unter die Ausgrabungen des Königreiches und die
Museumsangelegcnheiten standen. Außerdem wurde er
vom Marquis Ard iti, dem Generalinteudanten der Aus-
grabungen und des Museums, sowie vom Cavaliere
Niccolini, dem Direktor der Akademie der schönen
Künste, empfangen. Ferner waren Graf Ponrtales, der
preußische Geschäftsträger und Baron von Menz der öster-
reichische Geschäftsträger sehr zuvorkommend gegen ihn.
Dem Empfehlungsbriefe vom Fürsten Metternich an den
Minister Marquis Rufso, welcher mit dem Könige Fer-
dinand I. von Neapel beim Kongresse in Wien gewesen
war, verdankt Zahn das Gelingen aller seiner Pläne in
Neapel, Pompeji, Herculanum und ganz Sicilien.

Die preußische Regierung hatte nämlich schon längst
Abgüsse der schönsten Broncen aus Herculanum und Pom-
peji, welche im neapolitanischen Museum ausbewahrt wer-
den, gewünscht, aber alle Bitten in dieser Hinsicht waren
vergeblich gewesen. Zahn erlangte nun durch den Mini-
ster Marquis Russo vom Könige von Neapel die Er-
laubniß, alle Antiken von Bronce, Silber, Marmor u. s. w.
sowohl im ganzen Königreiche Neapel als auch in Sicilien
über die Originale abformen lassen zu dürfen; eine Be-
günstigung, welche bis dahin noch niemals bewilligt worden
war, und von denen Zahn einzig und allein die über die
Originale gemachten Formen besitzt.

Während nun in Neapel im Museum fleißig die schönsten
Antiken geformt wurden, nahm unser Künstler am 1. Okto-
ber wieder Besitz von seiner antiken Wohnung in Pompeji,
wo er dann außer in Neapel die meiste Zeit bis zum
Jahre 1840 verlebte, den interessantesten Ausgrabungen
beiwohnte und alle Resultate, besonders die schönen Wand-
gemälde, sofort nach der Ausgrabung farbig nachbildete.
In seiner Gegenwart waren schon im Jahre 1825—1826
die schönen Häuser Casa del poeta tragico, Oasa della
Fontana di Musaico, Casa del Naviglio, und jetzt Casa
di Goethe (Cara del Fauno, Casa del Gran Musaico),
Casa dei Bronzi, Casa dei Capitelli colorati, Casa del
Granduca, Casa di Apollo u. s. w. ausgegraben.

Anfang Oktober 1830 war Gocthe's Sohn, der Ge-
heime Kammerrath und Kammerherr Baron August von
Goethe, acht Tage bei Zahn in Pompeji zum Besuch,
und ihm zu Ehren wurde am 7. Oktober 1830 ein neues
Haus ausgegrabcn, welches den Namen Casa di Goethe
erhielt und in welchem man am 27. Oktober den schönen
„tanzenden Faun" von Bronce, und am 24. Oktober 1831
das berühmte Mosaikgemälde, „die Alexanderschlacht", am
7. Dezember 1831 die bemalte „Sphinx" ausgegraben
hat. Diese ganze Zeit hindurch beschäftigte sich Zahn
sehr fleißig in Pompeji mit den Studien zur zweiten und
dritten Folge seines großen Prachtwerkes „Pompeji, Her-
culannm und Stabiae." (Fortsetzung folgt.)

Korrespondenzen.

lD Düsseldorf, am 23. Juli. (Permaueute und
akademische Ausstellung.) Bonder „Permanenten"
ist für diesmal wenig zu melden. Zunächst ein sehr ähn-
liches Portrait von Prof. Sohn, wie ich höre durch die
Direction der Köln-Mindener Eisenbahn veranlaßt, ein
nicht gerade vortreffliches Genrebild von Stammet, von
dem wir hier Besseres zu sehen gewohnt sind, eine „Katzen-
freundin" von W. Hah n, „Rauchstudien" von Fagerlin,
in welchem Bilde eine tüchtige Technik mit lebendigem
Ausdruck der Figuren und Köpfe verbunden ist, und zwei
Landschaften: ein „Schnee" von Munthe, ein tüchtiges
Bild, und eine „Gebirgsgegend" von Ebel, offenbar das
Beste, was ich bis jetzt von diesem jungen Künstler kenne.

Die Akademische Ausstellung zeichnet sich weder
durch große Anzahl von Nummern (200) noch durch Qualität
der Leistungen aus. Indessen birgt sie ein Bild in ihren
Räumen, das wenigstens die Aufregung, die seinetwegen
unter der Künstlerschaft herrscht, vollkommen rechtfertigt.
Es ist dies das Erstlingswerk eines jungen Deutsch-Russen
E. v. Gebhardt und behandelt „Christi Einzug in Je-
rusalem" in einer äußerlich freilich höchst absonderlichen,
innerlich aber so gediegenen Weise, daß die sämmtliche
Heiligenmalerci par excellence ganz bedeutend dadurch
alterirt wird. Wie tief lebendig empfunden ist dieser Ans-
druck Christi; freilich naturalistisch aufgefaßt, d. h. von
allem Traditionellen sich entfernend, aber gerade deshalb
so ergreifend und fesselnd. Diese herrlichen Apostel, thcils
Männer von Eisen, thcils weiche Gemüther, aber jeder
scharf Das darstellend, was er sein soll! Wie innig blickt
die Alte, wie schwärmerisch ihre Tochter, wie fan'atisirt ist
die Gruppe rechts! Und dabei weht doch durch die ganze
Naturalistik ein gewisser mystischer Ton der Anschauung.
Wie Vieles auf dem Bilde ist unübertrefflich schön gemalt,
während Anderes wieder fast wie absichtlich vernachlässigt
erscheint. Dabei bewegt sich die ganze Handlung durch
ein altdeutsches Thor in eine altdeutsche Stadt mit grünen
Hügeln und Wäldern im Hintergründe — kurz, es ist

leicht abzusehen, daß das Ganze von einem jungen Ta-
lente, von eineni in sich noch unfertigen Charakter zur
Darstellung gebracht ist, aber von welch' einem Talente,
von welch' einem Charakter! Wenn sich diese beiden Eigen-
schaften in unserem Kollegen so gediegen, so ernst weiter-
cntwickeln, wird die Welt noch manches herrliche Werk
dieser Art entstehen sehen, ebenso entfernt von gesuchter Na-
turalistik, wie von dumpfer Mystik. Bis vor Kurzem fast
von Niemanden gekannt, geben ihm jetzt Biele ihre heiße-
sten Segenswünsche mit auf den schweren Pfad durch's
Reich der Kunst.

Soll ich nun von den übrigen Bildern der sogenannten
höheren (religiösen) Historienmalerei reden? Ich fürchte
fast, ungerecht zu werden — und doch kann ich nicht an-
ders, als eingestehen, daß alles in diesem Genre Vorhan-
dene auf mich entschieden nur den Eindruck einer sauberen
Schablonen-Malerei macht. Die Tradition drückt den
Figuren wie dem ganzen Arrangement einen byzantinisi-
renden Stempel auf: mögen die Heiligen männlichen oder
weiblichen Geschlechtes sein, krumme oder grade Nasen
haben, es ist immer derselbe schwächliche, dabei überschwäng-
lich thuende GesichtSansdruck. Erlassen Sie mir die^ An-
führung von Namen und ein näheres Eingehen auf die
Bilder, die diese Richtung repräsentiren, da ich weder in
den Verdacht persönlicher Antipathie kommen will, noch
hoffen darf, durch Aussprechen anderer Meinung auch nur
den geringsten Eindruck aus jene Richtung auszuüben.
Schon haben sich Einige ganz von dieser Richtung abgc-
wendet, wie z. B. der jüngere Geselsch ap, der eine An-
zahl äußerst charakteristischer Portraits (Offiziere des hie-
sigen lllanen-Regiments) mit naturalistisch-markigem Pin-
sel gemalt uns vorführt, oder wie R. Risse, der sich in
Bendemann's Arme geworfen und in seinem Bilde „Spie-
lende Kinder" das Nackte kultivirt, was ihm in dem einen
Körperchen sehr schön gelungen, während alles Uebrige
noch stark in der alten Traditions-Sauce schwimmt. —
Bon Prof. Mücke ist abermals das „Leben des heiligen
 
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