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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0041
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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegen- bürg, Anfang Januar. (Die Werke für die pariser Welt-Ausstellung

wart. LVII. Ingres. in der Akademie u. s. f. Schluß.)

Korrespondenzen: 1. München, Anfang Januar. (Ausstellung des Kunst- Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Paris, Bordeaux, London,
Vereins.) — s?1 Düsseldorf, Mitte Januar. (Das Neueste aus un- Konstantinopel.

seren permanenten Kunstausstellungen. Schluß.) — □ St. Peters- Kunstgeschichte: Das Grundsystem der deutschen Baukunst rc., von E. Wulff.

(Fortsetzung.) — Briefkasten. — Ausstellungskalendcr.

Studien zur Kl-arakteristik bedeutender Künstler der Hegemvart.

LVII. Ingres.*)

(Nekrolog.)

gebildet haben, nur ein dürftiges Epigonenthum repräsentiren,
dem der Stempel der Impotenz aufgedrückt ist. Nicht durch ihre
Schüler, sondern durch ihren gewaltigen Einfluß aus die allge-
meine tiefere Kunstanschaunng haben sie vorzugsweise gewirkt.

Was Ingres, mit dem wir es hier allein zu thun haben,
betrifft, so ist er in Deutschland seinen Werken nach fast ganz
unbekannt; nur zweimal war — soviel wir uns erinnern —
ein Bild von ihm auf einer berliner Kunstausstellung zu sehen:
in Paris dagegen ist er vielfach verkannt, mißverstanden und
mißachtet worden, nämlich von den Modeschriftstellern und jenen
Modemalern, die nur dem Neuen huldigen und ihr Hauptver-
dienst in brillantes Kolorit und in technische Bravour setzen und
somit die Kunst mehr zu einem Handwerke erniedrigen, anstatt
sie zur sichtbaren Offenbarung der Idee zu erheben.

Jean Auguste Dominique Ingres ist am 16ten
September 1781 zu Montauban geboren. Er schildert seine
erste Entwicklung folgendermaaßen: „Ich bin ein Zögling des

*) Bereits im Jahre 1857 haben „Die Dioskuren" eine Charakteristik dieses ausgezeichneten Künstlers, aus der Feder Richard Fischer's, ver-
öffentlicht, der wir die historischen Daten aus der Künstlerlaufbahn des verstorbenen Meisters wiederholen.

r,m 14. dieses Monats ist Ingres, der
Altmeister der modernen historischen
Maler-Schule Frankreichs, gestorben.
Als der bedeutendste Vertreter der
strengeren Stylrichtung in der reli-
giös-kirchlichen Malerei der Franzosen
könnte man ihn den „Cornelius Frank-
reichs" nennen. Wie dieser, so hat
auch Ingres Das, was man Popu-
larität nennt, stets verachtet; und so
ist er nur wenigen Eingeweihten näher bekannt geworden,
während die große Zahl seiner „Verehrer" einen gedanken-
und verständnißlosen Enthusiasmus vor dem „großen Meister"
affektirt. Auch darin ähneln die beiden Kunstheroen einander,
daß ihr Einfluß auf die Kunstentwicklung im Großen und Gan-
zen ein viel tieferer und umfassenderer gewesen, als sich durch
bestimmte Daten Nachweisen läßt, da ihre Schüler, welche sie
 
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