Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0276
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
263

Kunst-Hhronik.

icrlin. Folgenden, bei der Herstellung des Siegesdenk-
mals beschäftigten Künstlern wurden ehrende Auszeich-
nungen zu Theil, und zwar erhielt den fönigl. Kronen-
Orden 2. Klasse: der Oberhofbaurath Prof. Strack, der
Geh. Oberbaurath Herrmann und der Prof. vr. Drake;
den Rothen Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleife: der
Prof. Albert Wolfs; den Rothen Adler-Orden 4. Klasse: der Bild-
hauer Calandrelli, der Bildhauer Keil, der Bildhauer Moritz Schulz
und der Maler v. Werner; den königl. Kronen-Orden 4. Klasse:
der Bildgießer Gladenbeck. ***

2*2 — Der Vorsitzende der Denkmals-Kommission der Sieges-
säule, Geh. Ober-Regierungsrath vr. Knerk, ist durch das Kreuz
der Comthure des königl. Hans-Ordens von Hohenzollern ausge-
zeichnet worden.

— — Das Bild des Malers v. Werner, welches jetzt im
Oelcarton das Siegesdenkmal ziert und später zu Venedig in Mo-
saik ausgeführt werden wird, soll nach ursprünglicher Bestimmung
14 Tage in seiner jetzigen Gestalt an dem Denkmal verbleiben;
später wird es in der National-Gallerte eine bleibende Stätte
finden. Der Maler v. Werner ist in Kiel erkrankt und konnte
deshalb der Enthüllungsfeier nicht beiwohnen.

— — Die Verwaltung des alten Museums, in dessen Säulen-
halle bekanntlich die Statuen von Rauch, Schadow, Schinkel und
Winkelmann bereits Platz gefunden haben, hat dem Bildhauer
Calandrelli den Auftrag ertheilt, für dieselbe die Statue Peter
v. Cornelius' in Marmor und in einer Größe von 6 Fuß her-
zustellen.

2*2 — Was die „Nationalgallerie" anbelangt, so macht dieser
Kunstbau sichtliche Fortschritte. Das Aeußere ist jetzt abgerüstet und
die große und schöne Freitreppe bis auf die Sandsteinbrüstungen
und den Schmuck an Figuren beendet. Im Innern sind sämmtliche
Gewölbe ausgeführt und der Putz im dritten Hauptschosse naht sich
binnen Kurzem seiner Vollendung.

2*2 — Von der Firma F. Jamrath & Sohn, Taubenstr. 20,
sind während und nach der Fest-Feierlichkeit photographische Auf-
nahmen in der Höhe von 18" gemacht worden, welche für 2 Thlr.
L Stück iü den Handel kommen und in allen Buch- und Kunst-
handlungen zu haben sind. Besonders gelungen ist die Aufnahme
mit Festversammlung um die Siegessäule am Tage der Feier selbst.

2** Düsseldorf. Aus Düsseldorf schreibt man: Folgende
hiesige Künstler erhielten bei der kürzlich stattgefundenen Preitzver-
theilnng für die wiener Weltausstellung die Kunstmedaille: Andreas
Achenbach, Oswald Achenbach, Ed. Beudemann, Bakelmann, Agnes
Börjessor, E. Bosch, W. Camphausen, Alfred Cyavannes, Hugo
Crola, Fr. Fagerlin, Ernestine Friedcrichseu, Ed. Gebhard, Julius
v. Geertz, Friedrich Hiddemann, Karl Hoff, Emil Hünten, Sophus
Jacobsen, A. Jernberg, Rudolph Jordan, L. Jrmer, Karl Jung-
heim, Karl Jutz, Joseph v. Keller (fi), L. Kolitz, Vieccnz Lerch,
Karl Ludwig, Alfred Metzener, Karl Müller, Müller-Morten,
L. Munthe, Nordgren Nordenberg, Georg Oeder, Julius Röting,
Hubert Salentin, H. G. Schaeche, A. Siegert, W. Simmler, R.
Stang, A. Tidemand, R. Vautter, A. Weber, August Wittig.

Brieg. Die Restauration der Nicolaikirche ist neu in An-
regung gekommen und wird jetzt hoffentlich zur Ausführung ge-
langen. Die Nicolai-Kirche wurde in den Jahren 1370 —1418
gebaut und gehört zu den wenigen schlesischen Kirchen der Spät-
gothik, die aus Bedeutung Anspruch machen können. Sie hat ein
erhöhtes, selbstständig beleuchtetes Mittelschiff und zwei Thürme, die
aber bloße Stümpfe sind und um deren Aufbau es sich jetzt handelt.

Tübingen. Die Enthüllung des Uhland-Denkmals hat mit
großer Feierlichkeit und unter Betheiligung einer fast zahllosen
Menschenmenge stattgefnnden. Auf glänzendem Gestein, dem Fichtel-
gebirge entnommen, erhebt sich der steinerne Sockel, geziert mit den
wohlgelnngenen Gestalten der Germania, der Forschung und der
Dichtkunst. Auf der Rückseite steht die Inschrift: „Ludwig Uhland,
dem Dichter, dem Forscher, dem deutschen Manne das dankbare
Vaterland". Darunter in römischen Zahlen das Jahr der Ent-
hüllung. In moderner Kleidung dargestellt, hat Uhland in der
linken Hand eine Rolle, die geschlossene Rechte legt sich etwas nach
rückwärts an den Leib. Der Schöpfer des Denkmals, Kietz in
Dresden, ist von der philosophischen Facultät Tübingens zum Doctor
ernannt worden.

München. Von hier wird der am 24. Juli erfolgte Tod
des berühmten Baumeisters Georg Friedrich Z i e b l a n d ge-
meldet. Er wurde am 7. Februar 1800 in Regensburg geboren
und auf der münchener Akademie unter der Leitung von Fischer und
Gärtner ausgebildet. König Ludwig schickte ihn drei Jahre nach
Italien, damit er dort den Basilika-Bau studire. Auch die in
Pompeji vorkommende Dekorationsmethode beobachtete er und führte
in ihr den Wandschmuck für die Via Malta in Rom aus, die dem
König Ludwig gehörte. Nach seiner Rückkehr in's Vaterland baute
er für die Regierung in verschiedenen Stylen, im Rundbogenstyl
das Gebäude der Steuerkatasterkommission in München, im gothifchen
das Denkmal zu Aibling u. s. w. Von ihm ist der Plan zu dem
ehernen Baldachin in der Fürstengruft der Theatinerkirche, der unter
seiner Leitung von der königlichen Erzgießerei in München gegossen
wurde. Von 1835 bis 1848 war er mit dem Hauptwerke seines
Lebens beschäftigt, nämlich mit der dem heiligen Bonifacius ge-
weihten Basilika in München, die er mit dem Bonifaciuskloster und
dem daran stoßenden Ausstellungsgebäude ausführte. In der späteren
Zeit vollendete er die Aukirche, die Ohlmüller begonnen hatte, und
wurde zum künstlerischen Hüter und Erhalter der Burg Hohen-
schwangau ernannt. — Am 28. Juli schied in Rom der Bildhauer
Rinaldo Rinaldi, der älteste der noch lebenden Schüler und
Freunde Canova's, aus dem Leben. Er war am 13. April 1793
in Padua geboren und hatte in früher Jugend schon die Anerkennung
und Unterstützung des Kaisers Napoleon gefunden. Von Venedig
kam er 1812 nach Rom und schloß eine innige Freundschaft mit
Canova, dessen Haus er bis zu seinem Tode bewohnte und in dessen
Werkstatt er seine besten Sachen arbeitete. Wegen seiner liberalen
Gesinnung wurde er von der päpstlichen Polizei persönlich verfolgt
und einer seiner Söhne in die Verbannung geschickt. Zuweilen er-
innerte man sich aber, daß der anrüchige Liberale ein genialer
Künstler sei, gab ihm Aufträge und heftete das Grcgorkrenz auf
seine Brust. Er war ein fieißiger Arbeiter und seine zahllose»
Bildwerke sind über die halbe Welt zerstreut. Alle können auf
moderne Klassicität Anspruch machen. Wir erwähnen die folgenden:
„Gruppe des heiligen Stephanus" (in einer Seitenkapclle der rö-
mischen Paulskirche), „Kephalus und Prokris", „Androclus mit dem
Löwen", „Melpomene", „Die Sibylle von Cumä", „Penelope",
„Sappho".

— — Karl Piloty malt an einem großen Bild, welches
die Verhaftung der unglücklichen Anna Boleyn darstellt.

— — Als König Ludwig II. im Jahre 1871 zum Besuche
des Passionsspieles in Obcrammergau anwesend war, beschloß er,
auf einer dortigen Anhöhe ein großes Krucifix aus Stein errichten
zu lassen. Im Januar dieses Jahres wurde aus der Oberpfalz ein
für dieses Monument bestimmter Steinblock hierher in Prof. Halbig's
 
Annotationen