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Dittmann, Karl Heinrich
Untersuchungen zur Geschichte der älteren Bronzezeit in Nordwestdeutschland — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.53126#0088
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II. Die Bauart der Gräber.
Die Gräber sind unter den archäologischen Quellen diejenigen, die durch
die Art ihrer Anlage am meisten etwas von der geistigen Welt ihrer Erbauer
bewahrt haben. Freilich offenbaren sie die ihnen zu Grunde liegenden Denk-
formen nur bis zu einem gewissen Grade, allein wertvoll werden sie uns dadurch,
daß sie durch gehäuftes Vorkommen ein und derselben Bauart einen Brauch
erkennen lassen. Der Brauch tritt nicht in Einzelfällen in Erscheinung, sondern
bezeugt einen über das Individuum hinausgehenden Leitgedanken, der zwang-
haft das Tun einer ganzen Menschengruppe bestimmt. Dieser durch eine Idee
innerlich zu einer Einheit gemachten Gruppe kann nur ein einheitliches geistiges
Gefüge zu eigen sein.
Der Erkenntnis des älterbronzezeitlichen Grabbaus in Nordwestdeutsch-
land stehen bedauerlicherweise große Schwierigkeiten entgegen. Erst in den
letzten Jahren sind durch sachgemäße Ausgrabungen einwandfreie Vorstellungen
von Anlage und Aufbau der Gräber gewonnen worden, aber in unzähligen
Fällen besitzen wir aus früheren Grabungen nicht die geringste brauchbare An-
gabe über die Beschaffenheit der Fundstelle. Die vorbildliche Grabungsmethode
van GiffenS in Holland, die auch in Deutschland Schule gemacht hat, zeigte vor
einigen Jahren, was alles beobachtet werden kann, und was früher in den
Hügeln übersehen worden ijü).
Stehen wir also, was die Grabbauten anbetrifst, vor sehr lückenhafter
Überlieferung, so müssen wir doch versuchen, aus den wenigen guten Grabungs-
ergebnissen das Wesentliche und Gesetzmäßige herauszufinden.
Das äußere Erscheinungsbild aller älterbronzezeitlichen Gräber Nordwest-
deutschlands ist der Erdhügel"). Flachgräber sind m. W. bisher, abgesehen
von einem einzigen Fall?), nicht beobachtet worden. Der Hügel, der
von verschiedensten Ausmaßen sein kann, ist in fast allen Fällen von mehr oder
weniger kreisrundem Grundriß; er stellt sich also, in nicht angegrabenem Zu-
stande, als Kugelkappe dar. Dieser Regel stehen einige wenige Ausnahmen
gegenüber, in denen der Hügel längliche, wallartige Form hat. Solche Lang-
hügel sind der Langenberg bei Langen, Kreis Geeftemünd?), und die vier Hügel

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