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415

Blatt die Darstellung zweier, an einem kleinen Gewässer ste-
henden, stark belaubten Eichen auf ebener Fläche, während
man schon bei dem dritten Blatte, auf dem zwischen Buchen
hindurch ein Pfad in das Innere des Waldes führt, einen Ueber-
gang zu den reicher ausgestatteten Landschaften bemerkt. Diese
beginnen wiederum mit einer höchst einfachen Studie, bei wel-
cher wir durch die Scheunenähnlichen Baracken, welche auf
einer sich in den See erstreckenden Landzunge liegend, an
ähnliche Compositionen älterer Meister, wie z. B. des Weirotter,
erinnert werden. Diesem Blatte folgt eine ganz meisterhaft be-
handelte Winterlandschaft, deren dürrer, von Eichen und Buchen
gebildeter Waldrand, in dessen neblichtes Dunkel sich ein ein-
geschneiter, thauichter Fussweg verliert, und wo man, über die
beschneite Ebene hinweg, im Hintergrunde ein zwischen trocke-
nen Stämmen liegendes Dorf erblickt, eine hohe geistige Auf-
fassung der Natur bekundet. Als Schluss dieses Heftes be-
trachten wir die Mondscheinlandschaft, auf der sich das Gewölk
trüb über einem, sich bis in den Hintergrund verlierenden, mit
Schiffen besetzten Fluss ausbreitet und dessen Ufer zu beiden
Seiten zwischen Laubholz einige ärmliche Hütten tragen.

Wenn schon die in diesem Hefte getroffene Wahl der Ge-
genstände durch ihre mannigfache Abwechselung interessirt, so
wird das volle Interesse an diesen Blättern wesentlich durch
ihre wahrhaft künstlerische Behandlung erhöht. Ausser der
Charakteristik des Einzelnen in den Linien, worin wir zunächst
das genaue Verständniss der Form erblicken, zeichnen sich
noch diese sechs Darstellungen durch ihre malerische Behand-
lung aus, die ganz besonders in den beiden letztgenannten
Blättern, und da wieder zumeist in der Winterlandschaft zur
Geltung kommt. Bei Betrachtung derselben vergessen wir leicht,
wegen des schönen Gleichgewichts in welchem ein jeder Ton
zu den übrigen gehalten ist, dass wir es mit einer Darstellung
zu thun haben, deren Wirkung nur auf die Skala der zwischen
Weiss und Schwarz liegenden Tinten beschränkt ist. Eine
solche Wirkung aber konnte der Künstler nur durch die sichere
Beherrschung der technischen Mittel und ihrer entsprechenden
Verwendung erreichen, und indem er sich neben der Radirnadel,
zur grössern Weichheit und Abtönung des durch Schleifen der
Platte hervorgebrachten Tones, sowie durch die glücklich ge-
troffene Abstufung in den mehr oder weniger stark geäzten
Tönen nur wenig der kalten Nadel bediente, zeigt er sich als
Meister auf diesem Kunstgebiet.

Vergleichen wir diese Arbeiten mit den in den Monats-
heften enthaltenen landschaftlichen Radirungen von L. Schön
und C. Grefe, so finden wir in ihnen, bei vielem Vortrefflichen,
trotz aller gewandten Technik und ungeachtet der Kenntniss
und Anwendung gleicher Mittel, dennoch nicht so durchgängig
diesen Grad der Meisterschaft.

Jedes dieser fünf Hefte, aus zwei Blättern bestehend, ent-
hält eine Arbeit von beiden Künstlern. In ihnen herrscht sämmt-
lich mehr ein äusserliches Streben nach Effekt, welches durch
ein scharfes Abgränzen von Licht und Schatten, besonders im
Laub der Bäume unangenehme Härten erzeugt, und zwar findet
sich dies besonders in mehreren Veduten von L. Schön. Wir
nennen die Gegend „bei Brück an der Leitha", da hier die
Licht und Schatten vermittelnden, zarteren Töne im Laub der
Bäume fast gänzlich mangeln, während bei der „Ueberschwem-
mung im Prater" noch zu diesem Mangel eine in gewisser Be-
ziehung kleinliche Behandlung des trockenen Baumgeästeis hin-
zukommt, was, bei der sonst trefflichen Ausführung des fiebri-
gen, z. B. der im Vorgrunde liegenden, malerisch behandelten
Schiffstrümmer, die Gesammtwirkung stört. Nächst den klei-
neren Darstellungen, welche eine Ansicht „bei Erdberg an der
Donau" und von „Kaltenleutgeben in Wien" enthalten, bei denen

die beregten Mängel weniger hervortreten, finden wir das Bild
aus der „Taber-Au" unzweifelhaft das beste; es stellt sich in
Form und Färbung den Arbeiten van Haanen's würdig an die
Seite, und so beruhen die berührten Mängel der erstgenannten
Blätter auch mehr auf einer nicht zweckentsprechenden Ver-
wendung der gebotenen Mittel, als auf Flüchtigkeit in der viel-
mehr fleissig durchgeführten Behandlung, oder auf Missver-
stehen der Form; hauptsächlich aber fehlt den Arbeiten das
wahrhaft Malerische der Darstellung, was jedoch bei fernerer
Uebung in der Technik und somit bei ausdauerndem Streben
erreicht werden kann.

Was die Arbeiten von C. Grefe betrifft, so zeigt sich in
ihnen eine ausserordentliche Gewandtheit in Führung der Nadel,
die zugleich durch grosse Zartheit der Behandlung erfreut.
Dennoch aber treten auch hier störende Härten schroff zu Tage,
und während auf dem sonst so vortrefflichen Blatte „Gulp-
hügel an der Brühl" der Vorder- und Mittelgrund mit einer
gewissen Meisterschaft behandelt ist, so erscheint dagegen der
Hintergrund fest und massig; so auch finden sich, trotz des
stark angewandten aufgeschliffenen Tones, arge Härten im Baum-
schlag bei der „Parthie vom Lichteneck nächst Forchlenheim",
und hier scheint uns diese Störung besonders darin zu beruhen,
dass der Künstler nicht sorgfältig genug beim Aetzen der Platte
verfahren ist, wodurch denn die Schatten zu tief im Verhältniss
zu den Lichttönen hervortreten. Andere Blätter dagegen sind
von vortrefflicher Behandlung; so w7ürden wir die Gegend „bei
Gloggnitz" vollendet nennen, wenn nicht auch hier im Hinter-
grunde sich einzelne Härten fänden. Besonders aber ist es
eine gewisse Manier in der Darstellungsweise, in der sich der
Künstler zu gefallen scheint und vor der wir ihn freundlich
warnen möchten, indem durch sie leicht das Charakteristische
ausartet und entweder zur Karrikatur der Natur oder zur All-
gemeinheit und Verflachung führt. Dies fiel uns ganz besonders
bei Betrachtung des sonst so vortrefflichen Blattes „Weg zum
Brandhof" auf, bei welchem die dort angebrachten Fichten und
Kiefern in ihrer, dem Charakter des Nadelgehölzes fremden,
rundlichen Behandlung sich schon von der Natur entfernen.

Das bereits oben, über die Arbeiten von L. Schön, aus-
gesprochene Urtheil, findet nun auch im allgemeinen seine An-
wendung auf die von ihm „nach der Natur gezeichneten und
radirten Landschaften", wenngleich hier in einzelnen Blättern
eine grössere Gewandtheit und wahrere Auffassung der Natur
nicht zu verkennen ist, die bei einer noch ruhigeren Behand-
lung des Gegenstandes noch mehr zur Geltung kommen würde.
Unter diesen Blättern müssen wir die Parthieen beim „Jetfle-
See" und bei „Fünfkirch in Ungarn", die „Ueberschwemmung
im Prater im November 1849", und „Nüsdorf" als besonders
gelungen hervorheben. Eine zu dieser Folge gehörende Dar-
stellung von dem im Jahre 1848 zertrümmerten Wien „am
Schutt" in welcher die Ausführung der Architektur erfreut,
führt uns zur Betrachtung der vom Künstler radirten Einzel-
blätter, bestehend in einer Landschaft nach J. Ruisdael, einer
„Praterstudie", einer Ansicht von der „Brigitten-Au", einer an-
deren, der „Brandstätte in Wien vom Jahre 1848" und in zwei
sehr kleinen Blättchen mit Ansichten aus der „Umgegend bei
Oedenburg".

Nächst dem besonderen Interesse, welches ein Theil dieser
Darstellungen gewähren möchte, zeichnet sich die durch Brand
und Kugeln zerstörte Architektur (Brandstätte in Wien), die
wohl geeignet ist, ein treffliches und wahres Bild von der hier
stattgehabten Verwüstung zu geben, durch ihre gediegene künst-
lerische Behandlung und technische Vollendung vortheilhaft aus.
Weniger interessant ist die Praterstudie, da sie ausser drei,
keinesweges sehr malerischen Baumstämmen und wenig Hinter-
Bildbeschreibung
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