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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0128
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119

Schule für den Arbeiter, bereit hier in der That so geschickte aus-
gebildet werden, daß oft eine kleine Zeichnung, daß Andeutungen
hinreichen, um monumentale Werke in größeren Dimensionen fehler-
frei und korrect danach ausgeführt zu sehen. Dann aber hilft sie
auch dem Besteller, der sich von einer Fülle so gediegener Muster
umgeben und von dem gebildeten Kunstsinn des Besitzers der An-
stalt so gut berathen sieht, daß er fast mit Nothwendigkeit in den
Besitz schöner Gegenstände kommt. Ohne dieses Festhalten an der
Idealität der Form, läge wohl in dem wohlfeilen und, wenn wir
so sagen dürfen, unechten Material eine Versuchung zur künstlerischen
Verwilderung, mit jener klassischen Richtung aber wird einer wohl-
thätigen Verbreitung der schönen Form wesentlich Vorschub geleistet,
da ihre Herstellung in Zink um den zehnten Theil billiger ist, als
der Bronzeguß. Allerdings haben, wie schon bemerkt, die Jahre
erst zu beweisen, wie sich der galvanische Ueberzug hält und auch
ohne diesen Beweis erst abzuwarten, ist zuzugestehn, daß dem Zink
nicht diese Dauerbarkeit eigen ist, die wir an monumentalen Werken
gern für ein Stück Ewigkeit zu fordern pflegen; allein wir sollten
denken, der Reichthum an künstlerischer Kraft, welche auch dem un-
edlen Stofs gegenüber mit sich nicht geizig ist, sei höher anzu-
schlagen, als ohne sie der Reichthum an edlem Rohstoff wäre.
Welche Verschwendung ist herrlicher, jene oder diese? — Beide zu-
sammen, natürlich, ist die beste. Aber wo haben wir rhodische
Reichthümer, und fordert nicht unsere Zeit das Rollen des Ka-
pitals? —

Von größeren Werken, welche die Fabrik aussührte, nennen wir
die Laterne der Schloßkuppel in Berlin, welehe durchaus ganz aus
Zink gemacht ist. Die Kiß'sche Amazonengrnppe wurde mehrere
Male in der Größe des Originals wiederholt. Eben so desselben
Meisters heiliger Georg, der nach Baden gekommen ist, zur Er-
innerung an die Bewältigung der Revolution. Die Drake'sche
Vase, von der wir, Carstens-Jahrgang (1854) Nr. 29, eine Abbil-
dung gaben, wird so eben dreimal für Se. Majestät den König
nachgebildet. Zwei kolossale Bären, von I. Franz modellirt und
als Wächter des Eingangs für das Schloß des Herrn von Behr-
Negendank bestimmt, bieten ihr zottiges Fell der polirendeu Feile
des Eiseleurs. Das Hauptwerk aber, welches augenblicklich die Fa-
brik beschäftigt, ist das Monument, welches in Greifswald zur Feier
des vierhundertjährigen Stiftungsfestes der Universität ausgerichtet
werden soll. Dasselbe besteht in einer Spitzsäule in reichem gothi-
schen Styl von 50 Fuß Höhe, nach einem Entwürfe von A. Stiller.
An figürlichem Schmuck befinden sich in den Nischen zwischen den
Strebepfeilern vier Fürsten, deren besonderer Gunst sich die Hoch-
schule zu erfreuen hatte: Wratislav IX., Boguslav XIV., Friedrich I.
und Friedrich Wilhelm III., stehende Figuren, von Stürmer mo-
dellirt. Die vier Strebepfeiler bieten in einer Höhe von 12 Fnß
vom Boden vier Männern der Wissenschaft einen freilich etwas knap-
pen Sitzplatz: Bngenhagen, Mevins, Berndt und Ernst Moritz Arndt.
Vorn, unter der Figur des hochseligen Königs, kommt die Inschrist,
hinten, unter Friedrich I. das Medaillonbild von Heinrich Rubenow,
dem um die Stiftung der Akademie unablässig bemüht gewesenen
Bürgermeister. Diese Figuren sind von B. Asinger.

Einer unserer Freunde hat sich mißbilligend darüber ausgespro-
chen, daß die Greisswalder Universität sich mit Zink begnügen will und
wir läugnen nicht, daß uns die Gelegenheit groß genug däucht für
das eigentliche monumentale Material: die Bronze oder den Stein; zu-
dem soll ja die Universität sehr reich sein. Will man es aber ein-
mal darauf ankommen lassen, ob das Denkmal länger hält, als die
Universität schon gedauert hat, so ist zu sagen, daß die Ausführung
in keine besseren Hände gelegt werden konnte. Man muß seine
Freude an der korrekten und gediegenen Arbeit haben; es ist in-

teressant zu sehen, wie sich das Ganze in drei verschiedenen Etagen
Stück für Stück ansbaut und über das feste eiserne Gerippe in- und
aneinander fügt. Die großen Flächen sind nicht gegossen, sondern
von gewalztem Zinkblech. Die Bronzirnng wird, nach dem bereits
Vorliegenden zu urtheilen, fehlerfrei und fleckenlos ausfalten.

F. Eggers.

NunstlltnlltNr.

Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. Denkmäler der Bau-
kunst, Bildnerei und Malerei. Herausgegeben von E. Heide-
loss, unter Mitwirkung von Architekt C. Beisbarth. Mit
erläuterndem Text von Pros. Fr. Müller. Stuttgart, bei
Ebner und Seubert. Lies. 4 und 5 in 4. n 1 Thlr. 10 Sgr.
oder 2 Fl. 12 Kr.

Mit vorliegendem Doppelhefte dieses schönen Unternehmens,
dessen drei erste Lieferungen wir im D. Kunstblatt bereits angezeigt
haben*), betreten wir eine der wichtigsten Stätten mittelalterlicher
Kunstübung auf schwäbischem Boden, die vormalige freie Reichsstadt
Eßlingen. Diejenigen unserer Leser, welche uns kürzlich ans.einem
Anssluge durch Süddeutschland freundlich begleitet haben, werden
sich aus unserer Schilderung genugsam der hohen Bedeutung dieser
Stadt, des Werthes und der Mannigfaltigkeit ihrer Kunstdenkmale
erinnern. Sie sind daher vielleicht doppelt erfreut mit uns, so bald
schon die empfangenen Eindrücke in einer so gediegenen Publikation,
wie die vorliegende ist, fixirl zu sehen und das hier Ueberlieserte
mit dem dort Berichteten prüfend vergleichen zn können.

Beim ersten Blick tritt auch die gegenwärtige Abtheilung des
Heidelosf'schen Werkes mit einer Solidität und Opulenz vor uns hin,
wie wir sie selten bei uns in Deutschland für ähnliche Arbeiten ans-
gewendet sehen, und die fast Nichts zu wünschen übrig läßt. Der
Text, wiederum in gewissenhafter Treue von Pros. Müller verfaßt,
behandelt ausführlich die Geschichte und Topographie der Stadt, geht
dann zu den einzelnen Denkmalen über, giebt deren Entstehungsge-
schichte und Beschreibung, und schildert alles künstlerisch Bemerkens-
werthe an und in denselben. Der Vers, ist dabei dem Gesichts-
punkt treu geblieben, vom wichtigsten Hauptwerk zu beginnen und
in absteigender Progression sortzusahren, eine Darstellungsweise, gegen
die sich nichts Erhebliches einwenden läßt, zumal da wir den Hin-
blick aus die zum Schlüsse des ganzen Unternehmens verheißene ge-
schichtliche Uebersicht fest im Auge behalten. In dieser Erwägung
erscheint es uns sogar vortheilhast, ein unmittelbareres Bild zu er-
halten, wie es sich beim Betrachten der Denkmäler einer Stadt dem
Reisenden, der auch gewöhnlich mit dem Wichtigsten beginnt, ein,zu-
prägen pflegt, nicht ein durch einen chronologischen oder anderen
Schematismus bereits für die unmittelbare Vorstellung abgeschwäch-
tes. Ln den Text sind zur Erläuterung viele meisterhaft ausgeführte
Holzschnitte, meistentheils Figürliches, doch auch sonst architektonische
Details veranschaulichend, eingedruckt, außerdem sieben Tafeln in
Stahlstich, nur die letzte in Holzschnitt, zur Erläuterung beigegeben.
Aber noch nicht zufrieden damit, erklärt die um immer größere Voll-
endung des Werkes eifrig bemühte Verlagshandlnng in einer An-
merkung, daß sie, „um allen Anforderungen von Seiten der Techniker
und Kunstsorscher zn entsprechen, besonders aber der Darstellung der
konstruktiven Theile gehörig Rechnung zu tragen", sich entschlossen
habe, betreffenden Falles Supplementhefte in größerem Formate bei-
zugeben, und daß sie nächstens mit einem solchen Hefte über Eßlin-

*) Vergl. Jahrgang 1855 Nr. 52.
 
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