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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0323
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LraM't und diese Abbildungen nach den Originalgemälden kolorirt. Der Herr
Reg--Präs. v. Möller hat sie bereits nach Berlin gesandt. Sie stellten, anein-
andergereiht, in acht Bildern das Leiden Christi, in zwölf Bildern das Märty-
rerthum der h. Margaretha und in eben so vielen das des h. Jakobus dar. Alle
Bilder hatten feuerrothen Grund und ganz schlichte graue Einfassungen, gleich
der Kreuzigung im Kreuzgange der Remigiuskirche und den Wandbildern iu der
Münsterkirche zu Bonn. Eben so schlichte Einfassungen haben die Wandmale-
reien zu Linz, deren Anordnung, gleich den oben erwähnten, außerordentlich nüch-
tern und sorglos erscheint und die des schönen Schmuckes architektonischer Orna-
mente und bunter Borden und Vergoldungen gänzlich entbehren, wie solche in
den früheren Jahrhunderten Vorkommen. An die Stelle des vergoldeten Nimbus
tritt eine schwefelgelbe Scheibe mit schwarzen Umrissen und die zinnoberrothen
Gewänder nehmen da überhand, wo der Grund der Gemälde nicht feuer-
roth ist.

Ich hielt anfangs die Bilder zu Gielsdorf für Oelmalerei, da sie sich nicht
leicht mit Wasser abwaschen ließen und auf dunkelbraunem Untergründe gemalt
waren. Die weißlichen Lichter und Schraffirnngen überzeugten mich jedoch bald,
daß es Temperamalerei war. Ich fand auf einer grünen Einfassung am Mit-
telfenster des Chores die Jahreszahl 1492. War der Verputz der Wände in
früheren Zeiten mit großer Sorgfalt behandelt, fein geschliffen und geebnet, wie
z. B. zu Ramersdorf, Schwarzrheindorf, Brauweiler, St. Gereon, St. Cuni-
bert rc., so ist dagegen jener zu Gielsdorf und zu Lenz mit einer solchen Nach-
lässigkeit, ja Rohheit behandelt, daß man sich wundern muß, wie die Künstler
auf so holperiger, unebener und rauhsandiger Wand so feine Ausführung zu un-
ternehmen vermochten. Dennoch ist die Kapelle zu Gielsdorf, unter welcher sich
noch eine Krypta befindet, mit dem schwerfälligen viereckigen und ans Tuffstein
erbauten Thnrme an ihrer Fronte sehr alt.

Mir scheinen die Bilder in Lin; dem Ende des 14. oder der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts anzngehören.

Die Kapelle der Frau von Geier dahier, nahe der Münsterkirche, die eben-
falls sehr alt und ans Tuffstein erbaut ist, besuchte ich kürzlich und fand einen
außerordentlich sauberen Verputz mit einer dicken Kruste übertüncht, auf welcher
kleine Gruppen in Allegorien ans dem vorigen Jahrhundert, grau in grau, mit
geschmacklosen Einfassungen angebracht waren. Ich durfte nicht wagen, einzelne
Aufdeckungen zu versuchen, vermnthe aber ganz sicher alte Wandbilder unter der
Tünche. In jüngster Zeit kam mir die Mittheilnng zu, daß auch zu Metternich
und Heimersheim, ganz in unserer Nähe, alte Wandmalereien sich zeigen sollen,
und ich beabsichtige, dort Untersuchungen zu machen.

Antwerpen, 19. August. Am Montage fand hier die feierliche Ein-
weihung der Van-Dyck-Statue Statt, welche eine ihrer und des Künstlers
Würdige Stellung auf dem Lycenms-Platze gefunden hat. Der König und seine
erlauchte Familie wohnten der feierlichen Ceremonie, auf einer eigens der Statue
gegenüber errichteten Estrade, bei. Nachdem der Direktor unserer Akademie, De
Keys er, in einer begeisterten, oft durch Beifallszeichen der königlichen Gäste
unterbrochenen Rede das leider nur zu bald beschlossene Leben dieses unvergeß-
lichen Künstlers geschildert hatte, fiel bei den letzten Worten unter tausenstimmi-
gem Jubelgeschrei die Umhüllung, und Jeder bewunderte die edle, etwas her-
ausfordernde, aber doch sehr wahre Haltung der Statue. In spanischer Klei-
dung, die rechte Hand auf die Hüfte gestemmt, den Kopf etwas stolz zurückge-
worfen. entspricht dieses geniale Werk Kuypers allen Erwartungen, was auch
der König Leopold dem Künstler persönlich in äußerst schmeichelhaften Worten
ausdrückte. Nachdem alsdann eine eigens dazu verfaßte flamändische Kantate
abgesungen worden war, trug Herr Gerrits einige begeisterte vlaemische Verse
vor, und die Feierlichkeit wurde vom Bürgermeister Herrn Loos mit der Ueberrei-
chnng der Gedenkmünzen an die königl. Familie beschlossen. Abends war die Stadt
auf das Glänzendste beleuchtet und die königliche Familie wohnte dem vom Cercle
artistiquc veranstalteten großen Feste bei. — Heute Dienstag fand durch den König
die erste Grundsteinlegung der neuen Bassins Statt. Die reich beflaggten Schiffe,
deren Segelstangen mit hnrrahrnfenden Matrosen bedeckt und die in dichter Reihe
an einander gedrängt waren, boten einen großartigen Anblick dar. ^>er Enthu-
siasmus war grenzenlos. Der König empfing auch eine Deputation der für die
Vergrößerung der Stadt Antwerpen bestehenden Kommission und erwiederte auf
die Rede ihres Präsidenten Herrn Cogels-Osy, daß die Regierung bis jetzt stets
bereitwillig den Bedürfnissen der Handels-Metropole entsprochen habe; er hoffte,
dies werde auch im vorliegenden Falle Statt finden.

Paris, Horace Vernet hat der „Revue des Beanx-Arts" zufolge
kürzlich den Auftrag erhalten und angenommen, in einem großen Gemälde die
Erstürmung des Malakoff zu verherrlichen. Auch hat Oberst Langlois, dessen

Schlacht bei Eylau lange Zeit im Diorama bewundert wurde, .ans der Krimm
alle Ansichten und Materialien für ein neues Panorama mitgebracht, welches die
Einnahme von Sebastopol darstellt.

Nnnstiierrine.

Verbindung deutscher Kunstvereine für historische Kunst.

Die zweite Hauptversammlung der Verbindung wird
am 29. und 30. September und am I. Oktober in Berlin

abgehalten werden, welches wir schon heute mit dem Bemerken mittheilen, daß
die desfallsige offizielle Bekanntmachung von Seiten des Hauptgeschäftführers in
der nächsten Nummer des Deutschen Kunstblattes erfolgen wird. Wir machen
bei dieser Gelegenheit auf §. 8 der Statuten aufmerksam, wonach es Zeit ist,
etwaige schriftliche Vorschläge von später nicht persönlich gegenwärtigen oder
vertretenen Mitgliedern in die Hände des Hauptgeschäftsführers Herrn Schulrath
Looff in Gotha gelangen zu lassen.

Die Verbindung für historische Kunst zählt jetzt 44 Theilnehmer. Darunter
sind 28 Kunst- und Künstlervereine, lind zwar ist Preußen mit 9 Aktien vertre-
ten, der österreichische Kaiserstaat mit 8, Sachsen mit 4, Hannover mit 3, Baiern,
Baden und Mecklenburg-Schwerin mit je 2, Würtemberg, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Mecklenburg -Strelitz, Schleswig-
Holstein, Oldenburg, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, die freien Städte Hamburg,
Lübeck, Bremen und Frankfurt a. M. und die Schweiz je mit 1 Aktie.

Dricswcchset.

Rübezahl in D. Glückauf! — Met. in F.: Ein gutes Wort zur rechten
Zeit. — Hr. R. W. iu D. Unser H. wird Ihnen geantwortet haben, nicht
wahr? — A. T. in Paris: Laß' Dich an Dein Versprechen und unsere Bitte
mahnen. — Hr. Dr. E. in B. Wird benutzt werden. Schriftlich mehr. —
Hr. Fr. in Karlsruhe. Herzlichsten Dank!

So eben erschien und kann durch alle Kunst- und Buchhandlungen bezogen
werden:

La Madonna de’ Ansidel;

nach Raphael's Gemälde im Besitz des Herzogs von Marlborough

zu Blenheim

gezeichnet und in Linienmanier gestochen von L. Grüner.

Größe der Platte 17< Zoll breit 'und 25 Zoll hoch.

Preis für 1 Abdruck mit der Schrift weiß Pap. 14 Thlr., chin. Pap.-21 Thlr.

„ „ 1 „ vor „ „ „ „ 35 „ ,, „ 42 „

Dieses kostbare Gemälde, eines der wohlerhaltensten und unzweifelhaft äch-
testen des unsterblichen Urbinaten, ist bis jetzt nur durch einen kleinen Stich in
Umrissen desselben Künstlers bekannt geworden, der sich in Passavant'S „Leben
Raphaels" befindet. Wir freuen uns daher, den Sammlern und Liebhabern
klassischer Kupferstiche endlich die vieljährige Arbeit des rühmlichst bekannten Grü-
ner darbieten zu können, der es sich zur dankenswerthen Aufgabe machte, der
Kunstwelt jenen so lang verschlossenen Schatz durch möglichst treue Uebertragung
und Vervielfältigung durch den Stich zur Anschauung zu bringen. Nicht war
es die Absicht des Künstlers, das Auge des Beschauers durch den Glanz des
Grabstichels oder durch einen, dem Originale fremden Effekt zu bestechen und
einzunehmen: — er suchte nur das schöne Vorbild in Form und Farbe, in an-
spruchsloser Einfachheit und edler Würde gewissenhaft wiederzugeben, und das
Gefühl sagt uns, daß es ihm gelungen ist.

Die Anordnung dieses Gemäldes, welches vordem als Altarbild diente, der
früheren Zeit Raphaels angehört und den Uebergang bildet von den pernginesken
Darstellungen dieses Meisters zu den Werken späterer Epoche, ist eine streng
symmetrische. In einer, hinten offenen Halle steht ein Thron, auf welchem
Maria sitzt, das auf ihrem Schooße sitzende Jesuskind mit der rechten Hand
fassend. Beide blicken in ein aufgeschlagenes Buch. Links steht, den Blick er-
hoben, St. Johannes der Täufer und rechts der heil. Bischof Nieolaus von Bari.

Dies ist, in wenigen Umrissen, der Inhalt des obigen Stiches, den wir mit
vollem Recht allen sich dafür Jnteressirenden empfehlen zu dürfen glauben.

Dresden. Ernst Arnold's Kunsthandlung.

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. - Druck von Trouiitzsch und Sohn in Berlin.
 
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