322
Wilhelm Schölermann.
£WILE
Libris: emile straus. hans Christiansen.
langen. Oesterreich ist ein Völker-Gemisch,
ohne ausgesprochene Vorherrschaft einer
Rasse. Individuelle Kunst mag es hier
geben, nationale Kunst nicht. Die geschmack-
volle Ausstattung der Ausstellung beweist
es. Sie ist, als erstes Auftreten der Ver-
einigung — dem Ausland gewidmet und
ganz zu »erzieherischen« Zwecken in Scene
gesetzt. Was die Oesterreicher selber leisten,
werden sie in ihrem neuen Heim zu zeigen
haben, dessen Grundstein vor einigen Tagen
gelegt wurde und dessen Aufbau nach den
Plänen des Architekten Joseph M. Olbrich
in diesem Sommer vollendet werden soll,
so dass im Herbst die Eröffnungsausstellung
stattfinden kann. Was die deutsche Kunst
in Wien künftighin bieten wird? Wer kann
es sagen. Ihr Blut ist nicht mehr ungemischt,
ist wienerisch, ist leichter, oberflächlicher,
eleganter geworden, — wie das ganze »Ver
Sacrum«. Viel Formenlust, viel Schmuck -
wenig Tiefe und wenig Innerlichkeit.
Aber wir haben jetzt doch »unsere
Secession« und ihr Erfolg ist durchschlagend
gewesen. Sie kam zur rechten Zeit! Das
war es. Sie fand ein williges, aufnahme-
bereites Publikum. Sie war keine Bahn-
brecherin. Sie erntete die reifen Früchte
aus der Vorarbeit der anderen Secessionen.
Das Wiener Publikum freut sich heute
über alles, was »secessionistisch« ist — oder
scheint. Was da blendet in der Farbe, was
da symbolisirt in Pinien und Arabesken —
man hat jetzt das Schlagwort dafür: Se-
cession ! Auch die grosse Ausstellung im
Prater steht unter diesem äusseren Zeichen
und wird unter dieser Fahne sicher Erfolg
haben. Doch genug für heute.
Wilhelm Schölermann.
Mit diesem kurzen Bericht sei für heute nur ein
allgemeiner Ueberblick gegeben, wie sich voraussichtlich
die kommenden Ausstellungen gestalten werden. Die dies-
jährige Herbst-Ausstellung wird für uns der Ausgangspunkt
zu einem umfassenden, die Wiener Kunst intim karak-
terisirenden Sonderheft werden, dem dann ein spezifisch
»Oesterreichisches Sonderheft« folgen wird. D. r.
Vorplatz-Möbel. hans christiansen.
Wilhelm Schölermann.
£WILE
Libris: emile straus. hans Christiansen.
langen. Oesterreich ist ein Völker-Gemisch,
ohne ausgesprochene Vorherrschaft einer
Rasse. Individuelle Kunst mag es hier
geben, nationale Kunst nicht. Die geschmack-
volle Ausstattung der Ausstellung beweist
es. Sie ist, als erstes Auftreten der Ver-
einigung — dem Ausland gewidmet und
ganz zu »erzieherischen« Zwecken in Scene
gesetzt. Was die Oesterreicher selber leisten,
werden sie in ihrem neuen Heim zu zeigen
haben, dessen Grundstein vor einigen Tagen
gelegt wurde und dessen Aufbau nach den
Plänen des Architekten Joseph M. Olbrich
in diesem Sommer vollendet werden soll,
so dass im Herbst die Eröffnungsausstellung
stattfinden kann. Was die deutsche Kunst
in Wien künftighin bieten wird? Wer kann
es sagen. Ihr Blut ist nicht mehr ungemischt,
ist wienerisch, ist leichter, oberflächlicher,
eleganter geworden, — wie das ganze »Ver
Sacrum«. Viel Formenlust, viel Schmuck -
wenig Tiefe und wenig Innerlichkeit.
Aber wir haben jetzt doch »unsere
Secession« und ihr Erfolg ist durchschlagend
gewesen. Sie kam zur rechten Zeit! Das
war es. Sie fand ein williges, aufnahme-
bereites Publikum. Sie war keine Bahn-
brecherin. Sie erntete die reifen Früchte
aus der Vorarbeit der anderen Secessionen.
Das Wiener Publikum freut sich heute
über alles, was »secessionistisch« ist — oder
scheint. Was da blendet in der Farbe, was
da symbolisirt in Pinien und Arabesken —
man hat jetzt das Schlagwort dafür: Se-
cession ! Auch die grosse Ausstellung im
Prater steht unter diesem äusseren Zeichen
und wird unter dieser Fahne sicher Erfolg
haben. Doch genug für heute.
Wilhelm Schölermann.
Mit diesem kurzen Bericht sei für heute nur ein
allgemeiner Ueberblick gegeben, wie sich voraussichtlich
die kommenden Ausstellungen gestalten werden. Die dies-
jährige Herbst-Ausstellung wird für uns der Ausgangspunkt
zu einem umfassenden, die Wiener Kunst intim karak-
terisirenden Sonderheft werden, dem dann ein spezifisch
»Oesterreichisches Sonderheft« folgen wird. D. r.
Vorplatz-Möbel. hans christiansen.