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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 3.1898-1899

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Wettbewerbs-Entscheidung der "Deutschen Kunst und Dekoration" zum 5. Oktober 1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.6386#0227
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Bücherschau.

pflegte und stilistisch entwickelte. Es ist den
Herausgebern der Monographien wärmster
Dank dafür auszusprechen, dass sie in dieser
Weise die für die Erhaltung und Weiter-
bildung unserer stilistischen Tradition be-
deutendsten Meister dem Bewusstsein der
Kunstliebenden und Kunsttreibenden ver-
traut machen! Auf Schwind soll Rethel
folgen, möge auch der grosse Anselm Feuer-
bach nicht vergessen werden! — Die Re-
produktionen der Schwind - Monographie
könnten nun allerdings grössten Theiles
viel besser sein. Dagegen muss man es
dem Verfasser der Schwind - Monographie,
Friedrich Haack, hoch anrechnen, dass er
die im vorstehenden angedeutete höchst
wichtige Stellung, welche Moritz v. Schwind
in der Entwickelung der modernen deutschen
Kunst einnimmt, richtig erkannt und mit
überzeugender Beredsamkeit dargethan hat.
Haack nahm mit Recht keine Rücksicht
darauf, dass anno dazumal ein Cornelius oder
Kaulbach oder Piloty viel berühmter war,
als der ehrliche, schlichte Schwind! Was
liegt denn an der Berühmtheit? In der
That: wie hoch steht er über jenen Halb-
dilettanten und Pseudo-Künstlern, denen die
Intention alles galt, das Können oft nichts!
Nicht minder macht es dem kritischen Scharf-
blicke Haack's alle Ehre, dass er auch das
eigenste Gebiet Schwind's, seine Grösse,
richtig umschrieben hat: das Gebiet der Illu-
stration! Schwind war vielleicht der grösste
deutsche Illustrator der Neuzeit. Als Maler
war er, wie Haack ebenfalls nachweist, nicht
zur Entwickelung gelangt. Es blieb bei
ihm beim Koloriren, und selbst damit ver-
darb er oft nur den Reiz seiner Zeichnungen.
Schwind hatte vor der aufgebauschten Grösse
eines Cornelius zu viel Respekt, um auf das
eigentlich Malerische noch Werth legen zu
können. Er sah, dass die, welche gepriesen,
vergöttert, angebetet wurden, alle nicht
malen wollten, oder besser: nicht malen
konnten. Und so verzichtete auch er, um
die Kameradschaft nicht zu verderben, auf
diese verpönte Kunst. So bildete sich auch
das, was er bereits konnte in der Oelmalerei
wieder zurück, sodass wir schliesslich an
seinen reifsten Werken nur mit Bedauern

die unbeholfene Kolorirung wahrnahmen,
welche die erhabene Grösse der Konzeption
und Zeichnung entweiht. Nichtsdestoweniger
ist und bleibt Schwind ein grosser, wahrer
Künstler, der nicht verglichen werden darf
mit den Tages-Götzen seiner Zeit, vor denen
er, der Allzubescheidene, sich beugen zu
müssen glaubte. Es ist auch ein bleibendes
Verdienst Haack's, diese Stellung Schwind's
in der Geschichte der neueren Kunst durch
klare Beweise gesichert zu haben. G. F.-M.

Künstler-Postkarten - Kalender, heraus-
gegeben vom Ortsverband -»Dresden«, der
Renten- und Pensions-Anstalt für deutsche
bildende Künstler zu Weimar. In der Hoch-
fluth der Künstler - Postkarten - Produktion
bildet die vorliegende Zusammenstellung von
12 hübschen Postkarten, die auf die Monate
hinweisen, eine angenehme Abwechselung.
Das ansprechend ausgestattete Büchelchen
ist mit Kalendarium und zahlreichen Inse-
raten, zu denen besondere, zum Theil recht
erfreuliche Zeichnungen gefertigt wurden,
durchsetzt, aus welchen die mit Perforir-
Linien versehenen Postkarten beliebig los-
gelöst werden können. Die gesammte
künstlerische Ausstattung ist von Mitgliedern
des Ortsverbandes »Dresden« in uneigen-
nütziger Weise geschaffen worden und
kommt die gesammte Einnahme den hu-
manen Einrichtungen der Renten- und Pen-
sions-Anstalt für deutsche bildende Künstler
zu Weimar zugute. Es sei daher dieser
Künstler - Postkarten - Kalender wärmstens
empfohlen. O. SCH.—K.

BERICHTIGUNG. Zu der im XII. Heft (September-
Heft 1898) des I. Jahrganges dieser Zeitschrift ver-
öffentlichten Federzeichnung von Prof. Max Klinger—
Leipzig: »Mephistopheles im Pelze des Dr. Faust« fügen
wir ergänzend hinzu, dass sich diese Original-Zeichnung
im Besitz des Herrn Geheimeraths Professor Dr. Ernst
Ehlers in Göttingen befindet. Das Blatt misst im Ori-
ginal 33,5 X 50 cm und dürfte während des Aufenthaltes
Klinger's in Brüssel entstanden sein, denn der Rahmen
trägt auf der Rückseite die Ursprungs - Adresse: Max
Klinger—Brüssel, Rue royale 25.

Die Redaktion
der deutschen kunst und dekoration.
 
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