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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 1(Oktober)
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Volkmann, Ludwig: Sascha Schneider als Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0076
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Dr. Ludwig Volkmann:

SASCHA SCHNEIDER—DRESDEN. »Morgenstimmung«,. Wandgemälde in einem Landhause zu Jena.

erst an Ort und Stelle befestigt wurde, war
es von nicht unwesentlichem Einfluss auf
den nächsten grossen Auftrag, den er erhielt.
Denn als er sich beim Dresdener akademischen
Rath um die Ausmalung der neuerbauten
Johanniskirche in Cölln bewarb, konnte er
sich auf dies fertige Werk mit gutem Glück
berufen. Im Jahre 1898 begann er mit den
Kartons zu der neuen Arbeit, zugleich aber
beschäftigte ihn ein anderes Bild, das er für
das Klub- und Bootshaus des Dresdener
Ruderklubs zu Blasewitz im Auftrage eines
Mitgliedes dieses Vereines in Wachsfarben
auf Leinwand ausführte. Das grosse, an
7 Meter lange Gemälde veranschaulicht einen
sehr einfachen, künstlerisch aber um so dank-
bareren Augenblick: die Boote sind beim
Transport zum Wasser kurze Zeit nieder-
gesetzt worden, und eben winkt der bärtige
Obmann wieder zum Aufbruch. In dem
knappen Sportkostüm, das die muskulösen
Körper eher zeigt als verhüllt, sehen wir die
Ruderer im Moment der Ruhe, theils lässig

stehend, theils knieend oder liegend. Auch
hier sind keine Porträts gegeben, sondern
Typen, Urbilder einer kraftvollen jungen
Männlichkeit. Meisterhaft ist bei aller Un-
gezwungenheit die Komposition des Bildes:
scharf betont ist die senkrechte Linie in den
stehenden Figuren und den aufrecht ge-
tragenen Rudern, im Gegensatz dazu ist durch
die Boote und den liegenden Ruderer links
eine kräftige Horizontale gegeben; der
knieende Jüngling vermittelt zwischen Beiden,
und ein schräg getragenes langes Ruder
bildet in der rechten Hälfte des Bildes eine
wohlthuende Diagonale. In farbiger Hinsicht
ist dieses Gemälde weniger ausgesprochen.
Es kam dem Künstler hier nicht so sehr
auf ein malerisches Problem, als auf die
Modellirung seiner prachtvollen jugendlichen
Gestalten an, die sich mit ihrer wetter-
gebräunten Hautfarbe scharf von dem grauen
Hintergrunde abheben. — Bald genug
jedoch wurde ihm eine Aufgabe zu Theil,
die gerade seine malerischen Anlagen auf
 
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