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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 5.1899

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Heft 1(Oktober)
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Volkmann, Ludwig: Sascha Schneider als Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6697#0077

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Sascha Schneider als Maler.

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die Probe stellte. Er hatte sich nach Italien
begeben, um dort Vorarbeiten zu seinem
Kirchengemälde zu machen, und namentlich
an den alten Meistern die ungewohnte
Freskotechnik zu studiren. Da erhielt er
von einem in Florenz lebenden Deutschen,
Herrn von Kaufmann, den Auftrag, die
Decke eines Saales in dessen Villa Colombaia
mit Bildern zu schmücken, und diese Arbeit,
die ihn bis in das Jahr 1899 beschäftigte,
zeigt ihn auf einmal als ausgesprochenen
Koloristen, ja er ergeht
sich hier geradezu in einer
Farbengluth, die bei einem
bisher fast nur als Zeichner
bekannten Künstler doppelt
überraschen muss. Be-
zeichnend für sein Streben
nach allseitiger Ausbildung
ist es dabei, dass er auch
für dieses Werk wiederum
eine andere Technik wählte;
es ist in Tempera auf Lein-
wand gemalt.

Die Decke ist in vier
polygone Felder eingetheilt,
und es sind an den beiden
Längsseiten Hölle und Pa-
radies, an den Schmal-
seiten Nacht und Tag
einander gegenübergestellt.
Die Darstellung der Hölle
ist von jener wilden, fast
grotesken Phantastik durch-
zogen, welche schon man-
chen früheren Arbeiten
Schneider's eigen war. In
blutrothem Flammenschein
drängen sich Schaaren
nackter und bekleideter
Sünder der Unterwelt zu,
getrieben von dem jugend-
lichen , satanisch schönen
Beelzebub, welcher in orien-
talischer Tracht auf einem
seltsamenUngeheuer heran-
naht, von zwei gewaltigen
Pavianen geleitet. Die
Kette, womit das wunder-
bare Reitthier gezäumt ist, sascha Schneider.

besteht aus Schildern mit den Namen der
grössten Städte der Welt. — Erscheint auf
diesem Bilde alles wie in glühendes Roth ge-
taucht, so herrscht in dem gegenüberliegenden
Paradies eine lichte Vorsonnnenaufgangs-
Stimmung. Auf einer mit bunten Blumen
übersäten Wiese stehen Adam und Eva,
bewundernd der herrlichen Landschaft zu-
gewandt, die sich vor ihnen ausbreitet, und
deren sanfte Berglinien der Umgebung von
Florenz entnommen sind. Ein dichtes

Ungleiche Waffen.
 
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