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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 14.1904

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Schwindrazheim, Oskar: Die Gesellschaft Hamburgisch. Kunstfreunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.7009#0199
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55o

Die Gesellschaß Hamburgischer Kunstfreunde.

Weiterbildung ist nicht zufälliger Laune aus-
gesetzt, sie wird vielmehr in edlem Ernste als
Pflicht im Dienste der Förderung der natio-
nalen Allgemeinheit empfunden und betrieben

— ein Standpunkt, zu dem vordem nur ganz
vereinzelte, besonders hervorragende Indi-
vidualitäten in Dilettantenkreisen sich empor-
gehoben haben! Und man macht sich sogar
daran, der Allgemeinheit Dienste zu leisten.
Gewiss wird noch grossenteils für das eigene
Heim, für die Familie geschaffen, aber da-
neben sehen wir ein energisches, selbstän-
diges und planmäßiges, nicht Augenblicks-
erfolge erstrebendes, sondern die Zukunft,
wie die Besten unseres Volkes sie anstreben,
ins Auge fassendes Arbeiten an der Hebung
der künstlerischen Bildung unseres Volkes.
Hier Anregungen für andere Kunstfreunde
zu eigener Tätigkeit, da Versuche, edelste
Werke alter deutscher Meister der heutigen
Generation mehr denn bisher zugänglich und
verständlich zu machen — hier Mitarbeit an
der Nationalisierung unserer Kunst durch
Anschluss an die bodenwüchsige alte Kunst,
da Förderung allgemeiner Heimat- und
Naturliebe als Grundlage aller Heimatkunst

— hier planmäßiges Fördern der Tätigkeit
hamburgischer Künstler durch Aufträge,
durch Popularisierung ihrer Werke (sie haben

zuerstOriginal-Lithografieen und Radierungen
der jungen Hamburger Schule herausgegeben),
da andererseits Anregung zum Kunstsam-
meln, hier Inslebenrufen von Ausstellungen,
da Mitarbeit an Erweckung veredelten Buch-
geschmacks, verfeinerten Blumenkultus u. a. m.

Suchen wir doch den Künstlerverein, der
seine Aufgaben so tief wie dieser »Dilet-
tanten «verein erfasst hat ? ? ? — dass wir einen
ähnlichen Dilettantenverein in Deutschland
bis dato vergebens suchen, braucht wohl
kaum gesagt zu werden! — Um Verzeihung,
es war so, aber es scheint anders zu werden!
In Krefeld hat Direktor Dr. Deneken be-
gonnen, wie Lichtwark in Hamburg vorzu-
gehen, und in Wiesbaden regt sichs erfreu-
licherweise in ähnlichem Sinne.

Was für eine Aussicht für die Zukunft,
wenn der .Standpunkt der Hamburger Ge-
sellschaft nicht mehr wie bisher vereinzelt
wäre, wenn ihre Grundsätze vielmehr allge-
meine Grundsätze, wenn ihre Art Dilettan-
tismus schlechtweg der Dilettantismus der
höheren Kreise Deutschlands wäre, und wenn
sodann auch die andern Schichten unseres
Volkes in ähnlicher Art ausgebildet würden!
— Ein gut Stück wären wir weiter in der
Wiedererlangung einer wahrhaft deutschen
Volks- und Heimatkunst!

O. SCHWTNDRAZHEIM.

VIGNETTE VON DR. H. MERCK.
 
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