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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Feistel-Rohmeder, Bettina: Ludwig Dill
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0244
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LUDWIG DILL—Dachau. »Dekorative Landschaft«

Im Wohnzimmer von Prof. Max Läuger auf der Welt-Ausstellung; in St. Louis.

LUDWIG DILL.

Zwei Eindrücke sind dem aufmerksamen
Besucher der vorjährigen grösseren
Kunst-Ausstellungen als Ergebnis und End-
urteil geblieben:

»Das Beste, was die Kunst unserer Zeit
schafft, passt nicht in die heutigen Aus-
stellungen« und »Dieses Beste, mag es von
den verschiedenartigsten Künstlern herrühren,
zeigt eine innere Verwandtschaft, einen Hin-
weis auf das grösste Gut einer Kunstepoche,
auf den Stil.«

Die Erkenntnis, w elche dem ersten dieser
Eindrücke zu Grunde liegt, ist nicht neu, und
der Raum ist zu beschränkt, um sie in ihrem
Zusammenhang mit dem Künstler, dem dieser
Bericht gilt, eingehend zu begründen. Doch
ist es zum Verständnis Dills unbedingt not-
wendig, auf die Stellung hinzuweisen, welche
er in der Entwicklung des deutschen Aus-
stellungswesens einnimmt. Ist doch mit
seinem Namen das wichtigste äußere Er-
eignis dieser Entwicklung in den letzten 20
Jahren, nämlich die Gründung der Münchener
Sezession im Jahre 1893 eng verknüpft. Von
1894—1899, in jenen nicht wiedergekehrten
glanzvollen Zeiten Münchener Kunst, war
Ludwig Dill der Präsident der ersten deut-

1905. IV. 2.

sehen Sezession und ihr Gründer insofern,
als es ihm im Verein mit Hofrat Paulus
gelungen ist, nach unbeschreiblichen Mühen
und Schwierigkeiten die Sezession lebens-
fähig zu machen, ihr ein Haus zu erwerben
und Ausstellungen zu ermöglichen. Die
Münchener Sezession aber war Muster und
Ausgangspunkt für die Umgestaltung des
Ausstellungswesens, die wir alle miterlebt
haben. Und die Männer, welche sie be-
gründeten, streben heute wieder über sie
hinaus! Hier liegt eine Gewähr für die
Zukunft!

Noch tiefer hinein in das innerste Wesen
des Künstlers Dill führt die Betrachtung,
welche eine Verwandtschaft seines Schaffens
mit dem anderer Grössen unserer Zeit be-
weisen will. Äusserlich kündet sich diese
Verwandtschaft in einem gewissen harmo-
nischen, lichtähnlichen Eindruck, den die
Bilder dieser Meister im Auge erzeugen.
Die grossen Gegensätze von Licht und Farbe
werden ausgeglichen und vermieden, die
zahllosen Einzelheiten der Natur durch ein
unermüdliches Studium derselben und die
unbedingte Herrschaft über die künstlerischen
Ausdrucksmittel zu grossen Formen zu-

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