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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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L.: Französische Kunst-Ausstellung in Crefeld: Mai-Juli 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0337
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Französische Kunst-Ausstellung in Crefeld.

PROFESSOR JOSEF HOFFMANN—WIEN.

Ausstellungs-Raum der Wiener Werkstätte.

Ausführung: Wiener Werkstättc —Wien.

Kunst ist. Gott sei Dank, daß noch kein
»maßgeblicher« Stil da ist — ein solcher
würde der Schlußstein einer Entwicklung. Es
wird hoffentlich immer Menschen geben,
welchen die Zeiten die schönsten scheinen,
»da sie noch selbst im Werden waren —
wo jede Blume Duft versprach« — die Zeiten
der heiteren Kunst, die nicht schlechtweg im
Können aufzugehen braucht.

Das Stilleben des jungen Monet in der
Crefelder Ausstellung wird ja wohl vor der
Ablehnung sicher gewesen sein, wie vielleicht
auch seine älteren Landschaften, in denen er
mit Sisley und Pissarro benachbarte Wege
geht. Diese älteren Werke, die vor Jahr-
zehnten »beurteilt« wurden, wie jüngere heute,
verletzen niemand mehr —■ wir sind inzwischen
schon so klug geworden wie der junge Monet
vor 30 Jahren war. Die jungen, die sich im
Lichte baden, wissen aber, trotzdem sie ihre
Kollegen, die ihnen nicht ganz folgen, Blanche,
Dauchez, Cottet usw., scherzend die Schwarzen
nennen, daß auch sie erst einige Stufen dem

Tempel des Lichtes näher gekommen sind,
und andere über sie fortkommen werden.
Trotzdem — wie schönes haben sie von dem
zitternden Duft der Azurküste erzählt, von
dem glühenden Farbentaumel des Südens:
bald mit dem breiten Pinsel eines Mangin,
bald der sttipenden Eleganz von Signacs
pointillierten Bildern. Hier muß auch der
Laie wenigstens die Empfindung mitnehmen,
daß der Kunst aus dem Zeitalter des seligen
Asphalt eines fehlte — die Farbe. Wer vor
Gross' genialem Porträt in Violett bewundernd
anerkennt, daß das Porträt erreicht ist,
sollte bei den ihm unverständlichen Land-
schaften doch wenigstens die Voraussetzung
zulassen, daß der Meister auch hier etwas
bezweckt haben möchte !

Und weiter: sollte es wirklich immer
wieder nötig sein zu sagen, daß die Natur
studiert sein will und soll, daß aber die un-
gemessenen dekorativen Aufgaben der Kunst
eine zweckmäßige Ubersetzung erheischen.
Sollte man immer fragen müssen, ob ein

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