Jubiläums-Ausstellung Eugen Bracht.
werk auch in der mittleren Epoche noch von
einem seltenen Temperament erfüllt geblieben
ist, während sich so viele andere seiner Kollegen
längst im reinen Panorama- und Plakatstil ver-
loren haben. Dem ist Bracht dank seiner ein-
geborenen Künstlerschaft nie ganz verfallen,
so hart er auch an den Grenzen vorbeistreifte;
denn jedes dieser Bilder weist zuletzt immer
noch irgendwo das persönliche Zeichen seines
Schöpfers und den starken Mut, die Natur zu
übertrumpfen mit Hilfe einer mehr literarischen
als künstlerischen Imagination. Vielleicht ist
des Meisters Kunst in jenen Jahrzehnten der
zweiten Periode zu sehr auch reine Atelierkunst
gewesen; denn in den Skizzen und Studien
seiner Reisen lebt in der Tat viel von dem
Geiste des frühen Impressionisten fort, und man
erkennt ohne Mühe den künstlerischen Abstand,
der viele jener ausgeführten, dimensional meist
übertriebenen Bilder von der ursprünglichen
Frische der ersten Skizzen trennt. Im übrigen
darf man auch zur richtigen Einschätzung des
Meisters im Sinne der deutschen Kunstgeschichte
nicht vergessen, daß die schlechte Romantik —
ähnlich wie die beliebte Genremalerei — die
Kultur der neunziger Jahre auch anderswo ent-
scheidend bestimmt hat, daß es neben Bracht
auch andere Künstler von ähnlicher Qualität
gegeben hat, deren Ruhm nur durch den „mau-
vais goüt" ihrer Zeit verdunkelt wird.
Unser Meister aber hat das seltene Glück
gehabt, auch diese Epoche seines Schaffens
überwinden zu können und, getragen von den
Tendenzen jener Revolutionäre von gestern,
die längst als die Klassiker von heute erscheinen,
den Anschluß an die künstlerische Ehrlichkeit
der Gegenwart wiederzufinden. So seltsam
es klingen mag, so sehr besteht doch die
Tatsache zu Recht, daß Bracht mit Beginn
des letzten Jahrzehntes in seinem Schaffen
werk auch in der mittleren Epoche noch von
einem seltenen Temperament erfüllt geblieben
ist, während sich so viele andere seiner Kollegen
längst im reinen Panorama- und Plakatstil ver-
loren haben. Dem ist Bracht dank seiner ein-
geborenen Künstlerschaft nie ganz verfallen,
so hart er auch an den Grenzen vorbeistreifte;
denn jedes dieser Bilder weist zuletzt immer
noch irgendwo das persönliche Zeichen seines
Schöpfers und den starken Mut, die Natur zu
übertrumpfen mit Hilfe einer mehr literarischen
als künstlerischen Imagination. Vielleicht ist
des Meisters Kunst in jenen Jahrzehnten der
zweiten Periode zu sehr auch reine Atelierkunst
gewesen; denn in den Skizzen und Studien
seiner Reisen lebt in der Tat viel von dem
Geiste des frühen Impressionisten fort, und man
erkennt ohne Mühe den künstlerischen Abstand,
der viele jener ausgeführten, dimensional meist
übertriebenen Bilder von der ursprünglichen
Frische der ersten Skizzen trennt. Im übrigen
darf man auch zur richtigen Einschätzung des
Meisters im Sinne der deutschen Kunstgeschichte
nicht vergessen, daß die schlechte Romantik —
ähnlich wie die beliebte Genremalerei — die
Kultur der neunziger Jahre auch anderswo ent-
scheidend bestimmt hat, daß es neben Bracht
auch andere Künstler von ähnlicher Qualität
gegeben hat, deren Ruhm nur durch den „mau-
vais goüt" ihrer Zeit verdunkelt wird.
Unser Meister aber hat das seltene Glück
gehabt, auch diese Epoche seines Schaffens
überwinden zu können und, getragen von den
Tendenzen jener Revolutionäre von gestern,
die längst als die Klassiker von heute erscheinen,
den Anschluß an die künstlerische Ehrlichkeit
der Gegenwart wiederzufinden. So seltsam
es klingen mag, so sehr besteht doch die
Tatsache zu Recht, daß Bracht mit Beginn
des letzten Jahrzehntes in seinem Schaffen