Jubiläums-Ausstellung Eiigen 1$rächt.
PROFESSOR EUGEN BRACHT-DRESDEN.
»ZWTNGENBERG AN DER BERGSTRASSE IN BAUMBLÜTE (1912).
da wieder angeknüpft hat, wo er die Wege
im Anfang der siebziger Jahre endgültig ver-
lassen zu haben schien. Dresden und die Um-
gebung des Muldetales sind es vor allem
gewesen, die seinen starken malerischen Trieb
zur reinen Natur zurückgelenkt haben. Und
diese Arbeiten gehören zu dem Besten, was
wir vielleicht auf lange hinaus der deutschen
Landschaftskunst verdanken. Sie haben nichts
mehr vom künstlichen Streben nach Monumen-
talität und sind doch auch von echter Romantik
durchwebt. Sie haben oft die gleiche Sonnen-
freudigkeit wie jene bunten orientalischen Pa-
noramen, aber man empfindet dieselbe nicht
mehr als nur äußerlich, sondern als die letzte
Essenz ungeschminkter Stimmung. Hier sind die
innere Triebkraft der Palette, der freie Im-
pressionismus malerischen Gefühles nur noch
Ausdruck eines Sentiments, das sich in intimer
Beziehung zur Natur wähnt, und man darf ohne
Übertreibung behaupten, daß Bracht erst auf
diesen Bildern zu dem prädestinierten Schil-
derer des deutschen Heimatbodens geworden
ist, der er längst von Jugend aus gewesen sein
könnte. Auch daß er mit dem Eintritt in die
Industriegebiete, in jenes Reich der Arbeit, das
wie kaum ein zweites den Geist und den Willen
unseres Jahrhunderts verkörpert, seinem bis-
herigen Schaffen ein neues und vielverheißendes
Thema zugesellte, darf nicht unerwähnt bleiben,
weil auch diese Werke der jüngsten Epoche
den Künstler auf einer neuen Höhe zeigen. Ja,
man möchte sagen, daß eben hier jene Roman-
tik in ihm endlich zu einer dankbaren Aufgabe
gekommen ist, die sich vor den Theaterkulissen
seiner Hochgebirge nur in äußeren Effekten ver-
irrte. Denn es sind letzten Endes immer nur
malerische Schönheiten, die den Künstler zum
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PROFESSOR EUGEN BRACHT-DRESDEN.
»ZWTNGENBERG AN DER BERGSTRASSE IN BAUMBLÜTE (1912).
da wieder angeknüpft hat, wo er die Wege
im Anfang der siebziger Jahre endgültig ver-
lassen zu haben schien. Dresden und die Um-
gebung des Muldetales sind es vor allem
gewesen, die seinen starken malerischen Trieb
zur reinen Natur zurückgelenkt haben. Und
diese Arbeiten gehören zu dem Besten, was
wir vielleicht auf lange hinaus der deutschen
Landschaftskunst verdanken. Sie haben nichts
mehr vom künstlichen Streben nach Monumen-
talität und sind doch auch von echter Romantik
durchwebt. Sie haben oft die gleiche Sonnen-
freudigkeit wie jene bunten orientalischen Pa-
noramen, aber man empfindet dieselbe nicht
mehr als nur äußerlich, sondern als die letzte
Essenz ungeschminkter Stimmung. Hier sind die
innere Triebkraft der Palette, der freie Im-
pressionismus malerischen Gefühles nur noch
Ausdruck eines Sentiments, das sich in intimer
Beziehung zur Natur wähnt, und man darf ohne
Übertreibung behaupten, daß Bracht erst auf
diesen Bildern zu dem prädestinierten Schil-
derer des deutschen Heimatbodens geworden
ist, der er längst von Jugend aus gewesen sein
könnte. Auch daß er mit dem Eintritt in die
Industriegebiete, in jenes Reich der Arbeit, das
wie kaum ein zweites den Geist und den Willen
unseres Jahrhunderts verkörpert, seinem bis-
herigen Schaffen ein neues und vielverheißendes
Thema zugesellte, darf nicht unerwähnt bleiben,
weil auch diese Werke der jüngsten Epoche
den Künstler auf einer neuen Höhe zeigen. Ja,
man möchte sagen, daß eben hier jene Roman-
tik in ihm endlich zu einer dankbaren Aufgabe
gekommen ist, die sich vor den Theaterkulissen
seiner Hochgebirge nur in äußeren Effekten ver-
irrte. Denn es sind letzten Endes immer nur
malerische Schönheiten, die den Künstler zum
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