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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Planer, Franz: Die Austellung im österreichischen Museum für Kunst und Industrie 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0103

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ENTWURF : ROSA NEUWIRTH.

AUSK: KERAMISCHE WERKCENOSSENSCHAKT.

DIE AUSSTELLUNG IM ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM
FÜR KUNST UND INDUSTRIE 1912.

'TU FELIX AUSTR1A. Eine österreichische
* Ausstellung war es. Österreichisch in ihrer
ganzen Aufmachung, österreichisch in jedem
kleinsten Gegenstand, in jeder Linie. Die Gäste
aus dem deutschen Norden, die uns im Frühjahr
zu besuchen kamen, fühlten das wohl. Sie merk-
ten, daß diese Arbeiten, die da aus allen Kron-
ländern zusammengekommen waren, aus einem
Geiste geschaffen wurden, daß diese Künstler,
mit so seltsam fremdländisch klingendenNamen:
Bazant, Czapek, Dellavilla, Galle, Gocar, Hun-
falvy, Johnovä, Kovafik, Rzivnatzovä, Strnad
und so fort in langer Reihe, mit den deutschen
Künstlern Österreichs einGemeinsames verbinde:
die österreichische Empfindung, der österreich-
ische Stil. Politiker mögen es leugnen, mögen
diesen alten Staat ein überholtes, unnatürliches
Konglomerat von Nationen nennen. Die Künst-
ler beweisen es in ihren Werken, daß es ein
Österreich gibt und ein österreichisches Fühlen.
Was uns in dieser Ausstellung gezeigt wurde,
das klang in keiner Form, in keiner Farbenhar-
monie an Münchnerisches an, an Berlinerisches,
Nord- oder Westdeutsches —■ aber es war alles
österreichisch, ob es nun aus der grünen
Steiermark kam oder aus dem industriereichen
Böhmerlande. . . .

QUALITÄTSARBEIT. Qualitätsarbeit sollte
gezeigt werden. Der deutsche Werkbund weilte
zu seiner fünften Tagung in Wien und es galt,
„den reichsdeutschen Vorkämpfern die Lei-

stungsfähigkeit Österreichs auf diesem Gebiete
vor Augen zu führen". Über die Früchte solchen
Bemühens gab es unter denen, die sie sehen
durften, nur eine einzige Stimme des Lobes.
Die Saat heißen Strebens, redlichen Wollens
beginnt aufzugehen, an allen Ecken und Enden
regen sich die frischen, jungen Kräfte und, zö-
gernd zwar und langsam, aber kräftiger von Tag
zu Tag wächst die Hoffnung, daß uns ein neuer
Frühling der Kunst emporblüht. Freilich, wenn
unser Hoffen in Erfüllung gehen soll, werden
diese Kunst, dieses Kunsthandwerk aufhören
müssen, so exklusiv zu sein, wie sie heute sind.
Die Künstler werden aufhören müssen, nur für die
Reichen zu schaffen, sie werden aufhören müs-
sen, von Mäzenatentum zureden undzuträumen.
Sie werden den Geist unserer Zeit begreifen,
für die Massen arbeiten lernen müssen, die mit
zäher Beharrlichkeit ihren Anteil an den Schön-
heiten dieser Welt fordern. Es soll der Dichter
mit dem Fürsten gehen — so hieß es einst. Des
Wortes Wahrheit hat sich gewandelt — es soll
der Künstler mit dem Volke gehen. Und dieses
Volk wird nicht freier, nicht froher, nicht glück-
licher, wenn die Millionäre sich mit kunstvollen
Möbeln und Geräten umgeben. Qualitäts-
arbeit für die Massen — das ist das Problem
unserer Zeit. Blumentöpfe, die hunderte von
Kronen kosten, Trinkgläser, deren jedes ein klei-
nes Vermögen repräsentiert, Stühle und Tische,
deren Preise für ein bürgerliches Einkommen un-
 
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