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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Ostini, Fritz von: Neue Arbeiten von Charles Tooby
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0170

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Neue Arbeiten von Charies Tooby.

CHARLES TOOBY — MÜNCHEN.

^-GEFLÜGEL IM STALL« (BES : ALEXANDER KOCH).

aber ist in sehr verschiedene Formen gegossen,
was er uns in jener großen Kollektion wie in
vielen Einzelausstellungen alle die Jahre her
bewies. Wenige Tiermaler sind so wenig Spe-
zialisten, wie er: Rinder malt er wohl am öftesten,
weil sie eben sein Malerauge am öftesten zu
sehen bekommt und weil sie die zugänglichsten
und geduldigsten Modelle sind. Aber seinem
Pinsel gehört alles, was kreucht und fleucht,
Pferde, Schafe und Hunde, totes und lebendiges
Groß- und Kleinwild, die Vögel vom Königs-
adler bis zum Finken und dazu die gesamte Ein-
wohnerschaft des Tiergartens — abgesehen von
den zweibeinigen Primaten. Landschafter ist
er nicht nur gelegentlich, sondern mit ganzer
Seele; reine Landschaften von prächtiger Farbe
und wundersamer Größe des Eindrucks zählen
zu Toobys gehaltvollsten Werken und in vielen
seiner Bilder sind Tier und Landschaft gleich-
wertig betrachtete Faktoren, sind eben zu-
sammen ein Ganzes.

Charles Tooby bezeichnet es selbst als sein
Ziel, dasTier „impressionistisch" wiederzugeben

— man darf ihn dabei aber ja nicht mißverstehen.
Es ist nicht der flüchtige, der momentane Ein-
druck, den er festhält, dazu hat er das Tier viel
zu lieb, versteht es viel zu gut, sowohl dessen
Physis als der Psyche nach! Man muß sogar,
um ihn ganz zu würdigen, eigentlich selber Tier-
freund und Tierkenner sein — was ja auch für
den malerisch auf ganz anderen Wegen wandeln-
den Heinrich v. Zügel gilt. Trotz aller Breite
und robusten Kraft seines malerischen Stils ist
Tooby ein fast wissenschaftlich genauer Beob-
achter der tierischen Form, unterscheidet zum
Beispiel in seinen Viehbildern Rassenund Alters-
stufen mit sachlichster Schärfe und differenziert
seine Tiere stets meisterlich nach ihrem Tem-
perament. Ebensoweit geht seine Unterscheidung
landschaftlicher Charaktere. Was er von seinem
letzten Aufenthalte in England zurückbrachte,
ist in Ton und Farbe ganz anders, als das, was
er in seiner süddeutschen, zweiten Heimat stu-
diert. Das Grün seiner englischen Landschaften
fällt sofort durch seine volle und satte Leucht-
kraft auf — wer mit sehenden Augen einmal,

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