Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

DOI Artikel:
Widmer, Karl: Das Problem des Denkmals
DOI Artikel:
Segantini, Giovanni: Vom Denkmal-Programm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0205

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Problem des Denkmals.

Sind die Möglichkeiten da, sie wieder auf eine
breitere und fruchtbarere Basis zu stellen, in-
dem sie, im Sinne ihrer früheren Tradition, auch
wieder an die mannigfaltigen Aufgaben des
Lebens selbst anknüpft? Wenn nicht alle Zeichen
trügen, sind wir schon auf diesem Wege. Auf
allen Gebieten hat die moderne Kunst ange-
fangen, die Formen der modernen Entwicklung,
denen sie anfangs ratlos und ablehnend gegen-
überstand, zu verarbeiten. Die moderne Kultur
ist „kunstreif" geworden. Es kostet nur den
Willen zur Tat, diese Formen und Aufgaben
auch in denDienst der Denkmalskunst zu stellen:
statt nutzlose Standbilder, Gedenksteine usw.
auf verlorene Posten zu stellen, das Andenken
verdienstvoller Männer dadurch zu verewigen,
daß man öffentliche, dem Gemeinwohl dienende
Einrichtungen, die mit ihrem Wirken verbunden
sind, auf eine künstlerisch und praktisch voll-
kommene Weise ausstattet und ihrem Namen
weiht. Die geistigen wie die materiellen Be-
dürfnisse der heutigen Zeit müßten dafür heran-
gezogen werden: in diesem Sinne könnte bei-
spielsweise die Ehrung großer Staatsmänner usw.

der Raumkunst in der Einrichtung der Rat-
häuser, Staatsgebäude, Verkehrsanstalten eben-
soviele neue, dankbare Aufgaben stellen, wie
die Ehrung von Gelehrten und Künstlern
durch die Anlage und Ausstattung von Mu-
seen, Bibliotheken und dergleichen. Das wäre
eine Form der Denkmalskunst, die im Geist der
Zeit und im innersten Wesen der modernen
Kunst selbst liegt. Der Nachteil des Künst-
lichen, das ihr im Anfang noch anhaften mag,
würde sich von selbst überwinden, wenn sie
einmal eingebürgert und ins Volksbewußtsein
eingedrungen wäre. Das wäre nur eine Frage
der Zeit. Der eigentlichen Monumentalkunst
aber könnte diese Entlastung nur zum Heil
werden. Sie würde dadurch wieder von Le-
bensbedingungen befreit, die mit dem Wesen
des Monumentalen unvereinbar sind. Sie
könnte wieder erstarken und sich verjüngen in
einer Atmosphäre, in der sie in den Zeiten ihrer
Blüte groß geworden ist. k. widmer—Karlsruhe.

&

VOM DENKMAL - PROGRAMM. Genügen
nicht alle schlechten Denkmäler, um uns zu

191
 
Annotationen