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Kleine Kunst-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0221
KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.
OKTOBER 1912.
KNABENHANDARBEIT. Im Berliner Kunstge-
werbemuseum zeigte Peter Jessen eine Samm-
lung von Musterstücken zur Anregung für den Hand-
arbeitsunterricht der Knaben und Mädchen. Was
die Mädchen betrifft, so sind diese Nadelarbeiten,
wie sie etwa im Letteverein oder in der Potsdamer
Gewerbeschule gefertigt werden, genügend bekannt,
als frei von geschmacklosen Spielereien, als kluge
Erziehung zur Sachlichkeit und zur technischen
Vernunft. Auch von der Handarbeit der Knaben
weifj man seit einiger Zeit, dag die Laubsägemanier
und der Holzbrand zwar noch nicht ausgestorben
sind (die Charlottenburger Schulen, sogar die Gym-
nasien stecken noch mitten darin), dag aber immer-
hin ein guter Teil dieses Unterrichtes im Sinne
eines gesunden Handwerkes den schlichten Auf-
gaben des Alltages und zugleich den elementaren
Grundsägen aller Produktion gerecht zu werden
versucht. Das wird uns auch hier bestätigt. Wir
treffen solch solides Handwerk in den Schülerarbeiten,
in höherem Maße noch in den Instituten der Lehrer-
bildung. Das Pabstsche Seminar in Leipzig, die
staatlichen Handfertigkeitskurse und nicht weniger
der Vorkursus an der Berliner Kunstschule wollen
in diesem Zusammenhang genannt sein. Wir be-
gegnen mit Vergnügen der bunten Lustigkeit, wie
sie Hamburg nutjt, die Instinkte für das dreiste
Anschauen und das kecke Gestalten zu wecken.
Wichtiger und neu aber sind doch die Resultate,
die Lauweriks in dem Hagener Seminar erreichte.
Hinter diesen Arbeiten lebt eine wache künst-
lerische Empfindsamkeit, ein gespanntes Gefühl
nicht nur für die Vernunft, auch für den ner-
vösen Rhythmus des Materials. Es mag sein, dag
diese charmanten Schnitjdosen und diese graziösen
Metallarbeiten schon über das hinausgehen, was
die Durchschnittsbegabung hervorbringen kann;
einerlei, was Lauweriks macht und lehrt erinnert
ENTWURF U. AUSFUHRUNG : EMMA MAYER—HAMBURG. KISSENPLATTE IN BUNTER WOLLSTICKEREI.
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OKTOBER 1912.
KNABENHANDARBEIT. Im Berliner Kunstge-
werbemuseum zeigte Peter Jessen eine Samm-
lung von Musterstücken zur Anregung für den Hand-
arbeitsunterricht der Knaben und Mädchen. Was
die Mädchen betrifft, so sind diese Nadelarbeiten,
wie sie etwa im Letteverein oder in der Potsdamer
Gewerbeschule gefertigt werden, genügend bekannt,
als frei von geschmacklosen Spielereien, als kluge
Erziehung zur Sachlichkeit und zur technischen
Vernunft. Auch von der Handarbeit der Knaben
weifj man seit einiger Zeit, dag die Laubsägemanier
und der Holzbrand zwar noch nicht ausgestorben
sind (die Charlottenburger Schulen, sogar die Gym-
nasien stecken noch mitten darin), dag aber immer-
hin ein guter Teil dieses Unterrichtes im Sinne
eines gesunden Handwerkes den schlichten Auf-
gaben des Alltages und zugleich den elementaren
Grundsägen aller Produktion gerecht zu werden
versucht. Das wird uns auch hier bestätigt. Wir
treffen solch solides Handwerk in den Schülerarbeiten,
in höherem Maße noch in den Instituten der Lehrer-
bildung. Das Pabstsche Seminar in Leipzig, die
staatlichen Handfertigkeitskurse und nicht weniger
der Vorkursus an der Berliner Kunstschule wollen
in diesem Zusammenhang genannt sein. Wir be-
gegnen mit Vergnügen der bunten Lustigkeit, wie
sie Hamburg nutjt, die Instinkte für das dreiste
Anschauen und das kecke Gestalten zu wecken.
Wichtiger und neu aber sind doch die Resultate,
die Lauweriks in dem Hagener Seminar erreichte.
Hinter diesen Arbeiten lebt eine wache künst-
lerische Empfindsamkeit, ein gespanntes Gefühl
nicht nur für die Vernunft, auch für den ner-
vösen Rhythmus des Materials. Es mag sein, dag
diese charmanten Schnitjdosen und diese graziösen
Metallarbeiten schon über das hinausgehen, was
die Durchschnittsbegabung hervorbringen kann;
einerlei, was Lauweriks macht und lehrt erinnert
ENTWURF U. AUSFUHRUNG : EMMA MAYER—HAMBURG. KISSENPLATTE IN BUNTER WOLLSTICKEREI.
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