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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Storck, Willy F.: Maler Hans Brühlmann, Stuttgart: (1878-1911)
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0229

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MALER HANS BRÜHLMANN f -STUTTGART.

(1878—1911.)

In der deutschen Kunst des neunzehnten Jahr-
hunderts kann man die eine Linie verfolgen,
die auf die monumentale Gestaltung der Er-
scheinungen ausgeht. Cornelius und die Naza-
rener, Rethel und Piloty haben sich in der Er-
reichung eines monumentalen Linienstiles ver-
sucht; auch Feuerbach und Böcklin bleiben in
ihrem besten Streben wesentlich auf die wuch-
tige Ausdruckskraft des Lineamentes und die
monumentale Geste beschränkt. Erst Hans von
Marees verband mit seinem Streben nach der
Herausarbeitung und Steigerung des Wesent-
lichen ein eminentes, malerisches Fühlen und
Können. Die reiche malerische Harmonie der
Gliederung und die ausdrucksvolle Rhythmi-
sierung der Farben kennzeichnen ihn als den
Führer einer neudeutschen monumentalen
Malerei. In Frankreich brachte Puvis de
Chavanne die Umsetzung des Impressionismus
in die monumentale Raumkunst, ohne jedoch
den farbigen Reichtum Marees' zu erreichen.
Erst Cezanne führte der monumentalen Malerei
wieder neue, rein malerische Kräfte zu, die große
Flächigkeit und die vereinfachten, rhythmisch
gebundenen Farben. Abseits dieser malerischen

Flächenkunst fand Hodler die gewaltigsten
Ausdrucksformeln für die menschliche Erschei-
nung in der Linie. So ging der Weg des Monu-
mentalen bis zur Jahrhundertwende. Eine neue
Generation trat in die Fußstapfen und verfolgte
selbständig die Spuren und Anregungen dieser
älteren Führer.

So fand sich ein Kreis tüchtiger, junger Kräfte,
deren künstlerische Ziele sich auf diesen Bahnen
bewegten, in Stuttgart zusammen. Karl Hofer
und Hans Brühlmann waren die stärksten unter
ihnen. Sie haben hier zusammen gelernt und
sich gegenseitig angeregt; Haller, W. Laage und
E. R. Weiß waren Mitstrebende. Brühlmann
mußte sich den Weg zur Öffentlichkeit mühsam
erringen. Lange stand er selbst und mit Absicht
im Hintergrund, von seiner verständnisvollen
und aufopfernden Frau Nina begleitet und ge-
fördert. Er verschmähte äußere Erfolge. Er
kannte, wie seine Gattin einmal sagte, nur die
Arbeit; denn seine Zeit war kurz bemessen.

In Brühlmanns Werken liegen zwei Seiten
seines Wesens zutage: Eine mehr spielerisch-
malerische, die sich in seinen farbsprühenden
Stilleben und Ländschaften der letzten Zeit

1912/13. III. 1.

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