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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Hirschfeld, Georg: Neue Puppen von Lotte Pritzel, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0273

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Neue Puppen von Lotte Pritzel—München.

sie haben müssen, um
richtige Puppen zu sein,
bekommen sie von ihr.
Kopf und Glieder, die
unverhüllten Teile,
werden kunstreich in
Wachs modelliert und
getönt, wie die kleinen
Seelen es fordern. Der
Körper unter dem Kleid
besteht aus Draht und
Watte. Ganz körperlos
dürfen diePuppen nicht
sein, damit nicht un-
künstlerisch ein inter-
essanterKopf auf einem
hübschen Kleid sitze,
Glieder ohne lebendi-
gen Zusammenhang an
Spitzensäumen bau-
meln. Man muß eine
Konsistenz unter dem
Kleide fühlen, die weich
genug ist, um warmes
Leben vorzutäuschen.
Andererseits haben
Kopf und Glieder

LOTTE PRITZEL—MÜNCHEN. »PUPPEN KUR DIE VITRINE«

nicht die entschiedene
Plastik einer Bildhauer-
arbeit. Der feine In-
stinkt der Künstlerin
hütet sich vor dem
„Ernst" und will seine
Spielfreude auch den
anderen großen Kin-
dern lassen. Keine
starren Bronzestatuet-
ten — wächserne Pup-
pen mit beweglichen
Gliedern deuten das
geheimste Leben an.
Sie stammen meist aus
Lotte Pritzels persön-
lichstem Phantasie-
kreis, aber auch die
Zeit des großen Men-
schenspiels, das acht-
zehnte Jahrhundert,
hat ihren Teil an ihnen.
Ein kleiner Kavalier
in schwarzem Seiden-
frack, mit Spitzenbü-
scheln an den Händen
— ein bleicher Abbe,

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