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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Michel, Wilhelm: Alexander Koch: Ein Gedenkblatt zu seinem 25jährigen Berufs- und Verlagsjubiläum am 27. Dezember 1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0298

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ALEXANDER KOCH

EIN GEDENKBLATT ZU SEINEM 25JAHRIGEN BERUFS- UND VERLAGSJUBILÄUM

AM 27. DEZEMBER 1912.

Ein fünfundzwanzigjähriges Verlagsjubiläum
gäbe an sich noch keinen Grund, die Leser
gerade dieser Zeitschrift von der Person des
Herausgebers zu unterhalten. Das Werk spricht
für sich selbst. Aber auch Dichtungen, auch
Kunstwerke sprechen für sich selbst. Da sie
jedoch mit dem Leben und der Person des
Schöpfers auf das innigste verbunden sind,
wecken sie auch Interesse am Biographischen.
Worauf ich hinaus will, ist das: Wenn je
zwischen einer Leistung und ihrem Urheber
eine restlos innige, persönliche Verbindung be-
stand, wenn je ein Werk von der temperament-
voll und entschlossen eingesetzten Persön-
lichkeit seines Schöpfers lebte, so ist dies der
Fall bei dieser Zeitschrift, beim ganzen Lebens-
werke ihres Herausgebers. Da ist alles höchst
persönliches Dokument, zugleich produktive
Kulturarbeit und geschäftliche Unternehmung;
Dinge, die sich gemeinhin gegenseitig lebhaft
beeinträchtigen und die zu verbinden eben nur
einer in sich sehr sicheren und glücklich orga-
nisierten Begabung gelingen konnte.

Diese Begabung hat Alexander Koch be-
sessen; und ihre Früchte sind, weit über den
Kreis persönlichen Wirkens hinaus, der kultu-
rellen Erneuerung Deutschlands, wie sie sich
unter dem Zeichen einer zunächst nur kunst-
gewerblichen Umwälzung jüngslhin vollzog, in
reichem Maße zugute gekommen.

Zwei Gruppen von Eigenschaften sind es, die
sich in dieser Begabung vereinigen: auf der
einen Seite die Leidenschaft für das Schöne,
ein empfindlicher und stets sicher reagierender
Geschmack; auf der anderen Seite der prak-
tische Sinn, der dem Ideal zur Verwirklichung
verhilft, zur Durchsetzung gegenüber den oft so
widerspenstigen Mächten des realen Lebens.

Die Vereinigung dieser Eigenschaften charak-
terisiert nicht nur Alexander Kochs verlegerische
Tätigkeit. Sie ist auch bestimmend für die Art,
wie er an dem großen Kampfe um das neue
Kunstgewerbe teilgenommen hat. Auch hier
galt es ja, Ideelles in Tat umzusetzen, gegen
Widerstände von außen und von innen; ich
meine mit letzteren den etwas weltfremden
Geist, der der neuen Bewegung im Anfang an-
haftete. Es muß meines Erachtens Alexander
Koch hoch angerechnet werden, daß er von
Anfang an auf die Gefahren dieser Weltfremd-
heit, dieses Hochmutes aufmerksam gemacht

und das Seinige dazu beigetragen hat, die
kunstgewerbliche Produktion in die gesunden
Bahnen zu leiten, die sie eingeschlagen hat.
Durch Wort und Bild, durch Vorführung rich-
tunggebender Leistungen, durch unablässige
Ermutigung gesunder Produktion, durch Ver-
anstaltung von Ausstellungen, Konkurrenzen,
durch tatkräftige Förderung einer so wichtigen
Sache, wie es die Darmstädter Künstlerkolonie
ist, hat Alexander Koch in jene Entwicklung
deutschen Geistes eingegriffen, die in Wahr-
heit viel mehr war als eine Erneuerung unserer
kunstgewerblichen Produktion. Zahlreichen
Künstlern war er der ermunternde, anspor-
nende Freund, der Wegebahner und Herold.
Immer in Fühlung mit den maßgebenden Ten-
denzen der Zeit, immer geleitet von einem un-
trüglich sicheren, vorbildlichen Geschmack, so
sind seine Zeitschriften Tausenden die Führer
geworden, die nie versagten.

Aber, wenn heute ein glänzender Weg hinter
ihm liegt, so ist es schließlich doch nur die im
letzten Grunde selbstlose, ja aufopfernde und
hingebende Arbeit gewesen, die diesen Weg
gebahnt hat. Alexander Koch mag heute mit
Fug von sich sagen, daß er jeden Fußbreit Weges,
den er gegangen, erkämpft und aus eigener
Kraft erkämpft hat. Arbeit, Liebe zum Schönen,
ein enger Kreis von teilnehmenden Freunden,
ein jederzeit gastliches Haus, dessen tätigkeits-
reiche Stille nicht der Lärm „gesellschaftlichen"
Lebens stören darf, Liebe und Anerkennung
für jede Art von Tüchtigkeit, Abneigung gegen
alles, was Phrase und Schablone heißt. — Aus
diesen Dingen setzt sich das Bild seines Lebens
und Wesens zusammen. „Factis —■ non verbis"
ist sein Wahlspruch. Und dieses Wort ist hier
wahrlich nicht eine pompöse Fanfare, sondern
buchstäbliche Wahrheit: Taten — nicht Worte!

WILHELM MICHEL.
Am 27. Dezember 1887 begründete Alexander Koch seinen
Verlag mit der Herausgabe der „Tapeten-Zeitung", einem Fach-
blatte, dessen Wert und Bedeutung schnell erkannt wurde, und
das sich zum angesehensten und verbreitetsten Organ der Tapeten-
Industrie und des -Handels entwickelt hat. Bereits im Januar
1890 erfolgte dann die Gründung der Zeitschrift „Innen-Deko-
ration", die alle auf den Ausbau des Hauses und der Wohnung
hinzielenden künstlerischen Bestrebungen zusammenfaßte und zum
anerkannten Maßstabe neuzeitlicher kunsthandwerklicher Produk-
tion geworden ist. Im Oktober 1897 erschien das erste Heft der
„Deutschen Kunst und Dekoration", 1904 folgte „Kind
und Kunst", 1906 das Spezialorgan „ Stickerei - Zeitung und
Sp i t z e n - R e vu e ". Zahlreiche Buch- und Mappenwerke auf den
Gebieten des Kunstgewerbes, des Wohnungswesens und der
Architektur ergänzen und erweitern die in den Zeitschriften nieder-
gelegten Bestrebungen zur Verbreitung einer künstlerischen Kultur.
 
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