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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Pallmann, Curt: Architekt Albert Gessner, Charlottenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0345

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Architekt Albert Geßner- Charlottenburg.

Mietshäuser an durch die wohltuende farbig-
lebendige Bildmäßigkeit sowie Großzügigkeit
in der Massenverteilung, durch die wie selbst-
verständlich erscheinende Einheit von räum-
licher Gestaltung und charaktervoller Front!
Und nur soweit diese Häuser der sprechende
architektonische Ausdruck waren für das über
Nacht gekommene großstädtische Massenquar-
tier, wirkten sie „modern". Es ist klar: ohne
den Boden einer gesunden Tradition keine
Stilentwicklung.

Gerade in unserer Zeit, der etwas eigentüm-
lich Unentschiedenes und Dissonanzreiches an-
haftet, brauchen wir Klassiker im Bauwesen,
die die ererbten Formen mit neuem Geist
erfüllen, Männer, die den Zeitwillen instinktiv
fühlen. Architektur muß aus dem Volksemp-
finden entspringen, wenn sie Ausdruck unserer
kulturellen Verhältnisse sein soll. Daher ist es
erfreulich, wenn auch das bauende, konser-
vativ gesinnte Publikum anfängt, ästhetisches
Wollen zu bekunden wie zur Zeit der Vorfahren.

So eigentlich ist die Konzeption des Wohn-
hauses Rötger im Grunewald zu würdigen,

das in seiner einfachen klaren Gliederung von
natürlicher Anhöhe den Beschauer grüßt. Ein
echter Herrensitz. Und aus dem von Garten-
anlage (deren Urheber Königl. Gartendirektor
Willy Lange) und Haus geschaffenen rhyth-
mischen Rahmen lugt als selbständiges Glied
das überaus liebenswürdig empfundene Tee-
häuschen ein wenig dekorativ - keck in seiner
weiß-grün-roten Buntheit hervor. —

Das suburbane Eigenwohnhaus dient im
Grunde mehr der Repräsentation. Der Bau-
herr, der im Grunewald sich sein Heim schafft,
wünscht von Haus und Garten weniger den
Charakter reiner Ländlichkeit als architekto-
nische Eleganz. Daß Geßner das Haus auf dem
Lande — fein differenzierend — entsprechend
freier behandelt, zeigt ein Landhaus in Zehlen-
dorf. Daß er anderseits, wo erforderlich, das
Haus dem Charakter der architektonischen Um-
gebung anpaßt, veranschaulicht der Umbau
des Hauses Kahle in Potsdam, welches sich der
charakteristischen Backsteinarchitektur des hol-
ländischen Viertels aus der Zeit Friedrich Wil-
helms I. organisch einfügt. curt pallmann.

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