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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Wolf, Georg Jacob: Werke aus dem Leibl-Kreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0389

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Werke aus dem Leibi-Kreis

\V1 LH ILM
LEIBL t
»BILDNIS
DR. JULIUS
MAYR«

BESITZER :
BERNHARD
HEYDE-
BERLIN.

für das koloristische Ensemble, die Plastizität,
die sich na mentlich im Absetzen der Farben
gegeneinander bekundet, — das alles ist beste
Leiblschule, und so ein Bild vermochte damals
in München außer Leibi eben auch nur Trübner
zu malen.

Von Interesse ist es, das kleine Blumenstill-
leben Trübners gegen die Stilleben seines ver-
trauten Freundes Charles Schuch zu halten.
Um wieviel zeichnerischer und kompakter ist
Trübner, um wieviel koloristischer und sensib-
ler ist Schuch! Und doch kommt Schuch selbst
auf einem so kraftgenialischen Stilleben, wie
dem vom Jahre 1885, das in Paris zu einer Zeit
entstand, da ihn Sisley und Manet stark be-
schäftigten, nicht auf die Abwege, auf die Jung-
Frankreich mit der Cezanne-Nachfolge geriet.
Dabei werden die bisher nur in unwesent-
lichen Bruchstücken veröff entlichtenTagebücher
Schuchs, die jetzt der Nationalgalerie in Berlin
gehören, dartun, daß auch Schuch einmal so
ähnlich „kunstphilosophierte" wie Jung-Frank-

reich! Indessen zeigt sich eben, daß der Ein-
fluß Leibis, der auch Schuch „die Morgenweihe
am Tage des Kampfes" gab, selbst diesen ner-
vösen Künstler vor dem Zerflattern in Form-
losigkeit und vor nutzlosen Phantastereien be-
wahrte. — Schuch, den Landschafter, hat erst
unsere jüngste Vergangenheit entdeckt; eines
seiner schönsten landschaftlichen Werke, einen
Wildbach, hat die Nationalgalerie erworben,
ein anderes Werk, von tiefem Stimmungsreiz
und hohem malerischen Wert, den „Waldsee",
gibt unsere Reproduktion wieder.

Alt und Eysen folgen diesen Großen in
einiger Distanz: erwünschte Schulbeispiele, um
zu demonstrieren, wie eine schöne Begabung
in der Umgebung eines wahrhaft Großen sich
zu einer Höhe entwickelt, die ihr in weniger
anspornender Nachbarschaft sicher unerreich-
bar wäre. Damit ist gegen die Qualität der
Einzelwerke gar nichts, zur Kennzeichnung des
Persönlichkeitswertes ihrer Autoren allesgesagt.
— Thomas Gemälde „Gefilde der Seligen", ent-

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