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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 31.1912-1913

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Bredt, Ernst Wilhelm: Die Königl. Bayrischen Fachschulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7010#0533

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Die Königl. Bayrischen Fachschulen.

Ein Vorbild für den wei-
ten Umkreis und all sei-
ne jungen Kunsthand-
werker. In den kunstge-
werblichen Fachschulen

— mit Abteilungen für
Schreiner, Schlosser,
Steinbildhauer, Holz-
bildhauer, Ziseleure —
wird fast während des
ganzen Jahres prakti-
scher Unterricht betrie-
ben. — In unserer Pu-
blikation nehmen die
Arbeiten der Fach-
schule für Porzellan-
industrie in Selb großen
Raum ein. Sehr mit
Recht, obwohl diese
Fachschule in der ge-
nannten Denkschrift
von 1902 noch nicht er-
wähnt werden konnte.
Damals beschäftigte sich
die Regierung erst mit
dem Gedanken ihrer
Gründung. Diese war
ebenso notwendig wie
glücklich. Sind doch in
jener Gegend Oberfran-
kens viele Tausende
von Arbeitern in der
Porzellanindustrie tätig,
und verlangt doch ge-
rade solche Industrie
nach künstlerischer An-
regung. Wie vortrefflich
ist nun schon das, was
aus dieser Fachschule
jetzt hervorgeht. Natur-
studium u. Farbensinn,
Sinn für Material und
Form haben in kurzer
Zeit, dank tüchtigster
Leitung Professor Fritz

Klee's, eine solche Förderung erfahren, daß
der Erfolg in einer bereits so merkantil fühl-
baren Weise hervortritt, wie nicht zu erwarten
gewesen. Freilich sind auch hier Entwürfe von
Künstlern — von Professor Klee — zu nennen,

— aber die technische Schulung hat doch erst
solche Ausführung ermöglicht. Vieles, was in
Selb geschaffen wird, hat bei Kennern Staunen
erregt. Die Tierfiguren Klee's in feiner Unter-
glasur werden gesucht, die Scharffeuermale-
reien können mit alten, berühmten Fabriker-
zeugnissen konkurrieren. So wird hier die

SCHNITZSCHULE IN OBERAMMERGAU

künstlerische Hebung
des Gewerbes vielleicht
am augenscheinlichsten
verfolgbar — ganz ge-
wiß nach Zahlen der Ver-
kaufsstatistik. Und wer
sich in die Geschichte
der alten großen fürst-
lichen bezw. staatlichen
Porzellanfabriken ver-
tieft, liest deren wirt-
schaftlichen Statistiken
immer denselben Erfah-
rungssatz ab: Nur im-
mer dann und nur so-
lange die Tendenz sol-
che Anstalten beseelte,
künstlerisch vorbild-
lich für des ganzen Lan-
des Industrie zu sein,
prosperierten sie. Ein
Erfahrungssatz, den zu
ihrer Maxime gemacht
zu haben die staatliche
Organisation unserer
Fachschulen auszeich-
net. — Kann nicht im-
mer und überall so rasch
das Resultat solcher
Grundsätze zu Tage
treten, wie in der Fach-
schule in Selb, so müs-
sen doch Zweifler an
solchen Grundsätzen
um so nachdrücklicher
darauf aufmerksam ge-
macht werden. — So
erübrigt es sich, von den
Arbeiten und Erfolgen
der Handwerker-
fachschule in Augs-
burg, von der gleich-
falls sehr erfolgreichen
F achschulefürKorb-
flechterei in Lich-
tenfels, wo die klassische Korbflechterei
Japans Vorbilder gab, und änderen Schulen für
andere Gewerbe zu reden. Nur von Zwiesel
und Landshut mag noch kurz die Rede sein.

Die Geschichte der Fachschule für
Keramik in Landshut bestätigt überraschend,
wie Werkstättenbetrieb, der nur als Erwerbs-
quelle betrachtet wird, solchen Anstalten unbe-
dingt zur Gefahr wird. In den 70 er, ja noch
in den 80 er Jahren erfüllte nach dem über-
einstimmenden Urteile der Sachverständigen
die Schule ihren Zweck nicht, „da sie durch zu

■> CHRISTUSKIND«
 
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