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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Fechter, Paul: Zu Neuen Arbeiten Max Pechsteins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0011

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MAX
PECHSTEIN.

»STILLEBEN«

PRIVATBES.

STUTTGART

ZU NEUEN ARBEITEN MAX PECHSTEINS.

VON DR. PAUL FECHTER.

Max Pechsteins Arbeit, soweit sie sich nach
seiner bisherigen Entwicklung bereits be-
urteilen läßt, hat ihre Bedeutung im wesentlichen
darin, daß sein ganz ursprüngliches, unmittel-
bares Verhältnis zur Welt verhinderte, daß die
Bewegung gegen den Impressionismus soweit
sie sich um ihn gruppierte, im Dekorativen
versandete. Die Bestrebungen, dem impres-
sionistischen Betonen der Natur wieder ein
Betonen der Kunst entgegen zu stellen, führ-
ten mit einer gewissen Notwendigkeit dazu,
zunächst das Bild und sein Gesetz, also for-
male Momente, stärker in den Vordergrund
zu rücken. Die Gefahr lag nahe, daß, zumal
bei der Rückkehr zu stark vereinfachter Farbig-
keit, das Dekorative unversehens zum eigent-
lichen Sinn der Malerei wurde; sie lag um so
näher als gleichzeitig die kunstgewerbliche

Bewegung den Künstlern schon an sich rein
dekorative Aufgaben stellte. Pechstein begann
in dieser Atmosphäre des Zweckbedingten: da
aber für ihn, um ein Wort Constables zu ge-
brauchen, Malen nur ein anderes Wort für
Fühlen ist und ebenso jede andere Art künst-
lerischer Betätigung gleichbedeutend mit ge-
steigertem Leben, so wuchsen die Ergebnisse
seiner Arbeit ganz von selbst über das nur
Schmückende hinaus und führten zu dem, was
wir heute mit einem zugleich schlechten und
guten Kennwort Expressionismus nennen.

Dieses nahe Gefühlsverhältnis zu allem, was
von dieser Welt ist, ist das tragende Element
der ganzen Entwicklung Pechsteins geblieben.
Er stellt damit den einen Pol innerhalb der ex-
pressionistischen Bewegung dar, den man den
extensiven nennen könnte, im Gegensatz zu

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