Typus und Individualität
LUXUS-GLÄSER« AUSFÜHRUNG: JOH. LÖTZ' WWE. KLOSTERMÜHLE (BÖHMEN).
TYPUS UND
INDIVIDUALITÄT.
ZUR TAGUNG DES DEUTSCHEN WERK-
BUNDES, KÖLN, 2.-4. JULI 1914.
Tn den Zeitungsberichten, die
J_ über die diesjährige Werk-
bundtagung erschienen sind, ist
die Diskussion, zu der es (fast
möchte man sagen endlich ein-
mal) in Köln gekommen ist,
ein wenig gar zu sensationell
und zu tragisch behandelt wor-
den. Im Grunde ist nichts an-
deres geschehen, als was so
häufig in Debatten zu gesche-
hen pflegt: an einem halb
nebenbei gesprochenen Wort
entzündeten sich Spannungen,
die sich seit langem angesam-
melt hatten. Die Heftigkeit,
mit der die Geister gegeneinan-
der fuhren, war weniger die
Ankündigung eines unheilbaren
Kriegszustandes, als vielmehr
eine Entladung gespeicherten
Unbehagens und damit die Ein-
leitung einer neuen, verjüng-
ten und vertieften Wirkungs-
periode. Daß es irgend wann
einmal zu solch einer Aus-
einandersetzung zwischen den
verschiedenen und oft allzu-
verschiedenen Gruppen und
Wesenseinheiten, die sich im
Deutschen Werkbund weniger
aus innerem Bedürfnis als aus
Gründen der äußeren Politik
zusammengefunden haben,
kommen mußte, war jedem
Eingeweihten selbstverständ-
lich. Es mußten früher oder
später die Individualisten, die
nur ihren Dämon und sonst
nichts auf der Welt anerkennen,
mit den Diplomaten des Typus,
mit den Organisatoren eines
gehobenen Niveaus, aneinan-
dergeraten. Eine Gemein-
schaft, deren Lebensmöglich-
keit durch die Propagierung
einer allgemein giltigen, wenn
auch möglichst vollkommenen
und schönen Qualität getragen
wird, die aber zugleich trotzige
Revolutionäre und titanische
Zerstörer jeglicher Gewöhnung
378
LUXUS-GLÄSER« AUSFÜHRUNG: JOH. LÖTZ' WWE. KLOSTERMÜHLE (BÖHMEN).
TYPUS UND
INDIVIDUALITÄT.
ZUR TAGUNG DES DEUTSCHEN WERK-
BUNDES, KÖLN, 2.-4. JULI 1914.
Tn den Zeitungsberichten, die
J_ über die diesjährige Werk-
bundtagung erschienen sind, ist
die Diskussion, zu der es (fast
möchte man sagen endlich ein-
mal) in Köln gekommen ist,
ein wenig gar zu sensationell
und zu tragisch behandelt wor-
den. Im Grunde ist nichts an-
deres geschehen, als was so
häufig in Debatten zu gesche-
hen pflegt: an einem halb
nebenbei gesprochenen Wort
entzündeten sich Spannungen,
die sich seit langem angesam-
melt hatten. Die Heftigkeit,
mit der die Geister gegeneinan-
der fuhren, war weniger die
Ankündigung eines unheilbaren
Kriegszustandes, als vielmehr
eine Entladung gespeicherten
Unbehagens und damit die Ein-
leitung einer neuen, verjüng-
ten und vertieften Wirkungs-
periode. Daß es irgend wann
einmal zu solch einer Aus-
einandersetzung zwischen den
verschiedenen und oft allzu-
verschiedenen Gruppen und
Wesenseinheiten, die sich im
Deutschen Werkbund weniger
aus innerem Bedürfnis als aus
Gründen der äußeren Politik
zusammengefunden haben,
kommen mußte, war jedem
Eingeweihten selbstverständ-
lich. Es mußten früher oder
später die Individualisten, die
nur ihren Dämon und sonst
nichts auf der Welt anerkennen,
mit den Diplomaten des Typus,
mit den Organisatoren eines
gehobenen Niveaus, aneinan-
dergeraten. Eine Gemein-
schaft, deren Lebensmöglich-
keit durch die Propagierung
einer allgemein giltigen, wenn
auch möglichst vollkommenen
und schönen Qualität getragen
wird, die aber zugleich trotzige
Revolutionäre und titanische
Zerstörer jeglicher Gewöhnung
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