DOI Artikel:
Fechter, Paul: Zu Neuen Arbeiten Max Pechsteins
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0013
Zu neuen Arbeiten Max Pechsteins.
MAX PECHSTEIN - WILMERSDORF.
»FRUCHTSCHALE« PRIVATBES. BERLIN.
starken ungebrochenen, zuweilen robusten In-
tuition heraus stellte Pechstein von vorneherein
sein Leben und Schaffen erneut auf sie — und
die Folge ist, daß heute, nachdem das erste
Staunen, die erste Erregung über seine unge-
brochene Daseins- und Darstellungskraft vor-
über ist, sein ganzes bisheriges Werk selbst-
verständlich und unendlich einfach erscheint.
Auf der anderen Seite ergeben sich aus dem
skizzierten Verhältnis zu Welt und Kunst inner-
halb der heutigen künstlerischen Situation Ent-
wicklungsmöglichkeiten, die in neue bisher un-
betretene Regionen hinübergreifen. Neben dem
Expressionismus stehen die Versuche, das Ge-
biet des Malerischen nach der entgegengesetz-
ten Seite zu erweitern, im gesteigert Geistigen
und Abstrakten den Grund zu neuem Fort-
schreiten zu suchen. Neben das sinnliche Welt-
erlebnis tritt das cerebrale Welterfassen des
Kubismus, wie neben Frank Wedekind die in-
tellektuelle Analysis Bernard Shaws. — Ist der
sensuelle Expressionismus der eine Faktor im
Kunstwollen derZeit, so stellt die vergeistigende
Abstraktion des Kubismus den polar entgegen-
gesetzten dar, die Antithesis zu jener Thesis,
zwischen der die Schaffenden nun je nach Art
und Neigung die Synthese zu suchen haben.
Auch Pechstein scheint in seinen neueren
Arbeiten aus den letzten Jahren sei es bewußt,
sei es gefühlsmäßig von dieser Zwiespältigkeit
der Zeit berührt worden zu sein. Nicht etwa,
als ob er plötzlich versucht hätte, sich kubi-
stisch zu betätigen; aber man empfindet deut-
lich nach zwei Seiten eine Weiterbildung, die
zugleich Differenzierung und Verfestigung ist.
In sein reines und starkes Gefühl hat sich die
gesteigerte Geistigkeit der Zeit gesenkt; was
früher nur Kraft war, wird mehr und mehr
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MAX PECHSTEIN - WILMERSDORF.
»FRUCHTSCHALE« PRIVATBES. BERLIN.
starken ungebrochenen, zuweilen robusten In-
tuition heraus stellte Pechstein von vorneherein
sein Leben und Schaffen erneut auf sie — und
die Folge ist, daß heute, nachdem das erste
Staunen, die erste Erregung über seine unge-
brochene Daseins- und Darstellungskraft vor-
über ist, sein ganzes bisheriges Werk selbst-
verständlich und unendlich einfach erscheint.
Auf der anderen Seite ergeben sich aus dem
skizzierten Verhältnis zu Welt und Kunst inner-
halb der heutigen künstlerischen Situation Ent-
wicklungsmöglichkeiten, die in neue bisher un-
betretene Regionen hinübergreifen. Neben dem
Expressionismus stehen die Versuche, das Ge-
biet des Malerischen nach der entgegengesetz-
ten Seite zu erweitern, im gesteigert Geistigen
und Abstrakten den Grund zu neuem Fort-
schreiten zu suchen. Neben das sinnliche Welt-
erlebnis tritt das cerebrale Welterfassen des
Kubismus, wie neben Frank Wedekind die in-
tellektuelle Analysis Bernard Shaws. — Ist der
sensuelle Expressionismus der eine Faktor im
Kunstwollen derZeit, so stellt die vergeistigende
Abstraktion des Kubismus den polar entgegen-
gesetzten dar, die Antithesis zu jener Thesis,
zwischen der die Schaffenden nun je nach Art
und Neigung die Synthese zu suchen haben.
Auch Pechstein scheint in seinen neueren
Arbeiten aus den letzten Jahren sei es bewußt,
sei es gefühlsmäßig von dieser Zwiespältigkeit
der Zeit berührt worden zu sein. Nicht etwa,
als ob er plötzlich versucht hätte, sich kubi-
stisch zu betätigen; aber man empfindet deut-
lich nach zwei Seiten eine Weiterbildung, die
zugleich Differenzierung und Verfestigung ist.
In sein reines und starkes Gefühl hat sich die
gesteigerte Geistigkeit der Zeit gesenkt; was
früher nur Kraft war, wird mehr und mehr
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