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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Weichardt, Carl: Drama und Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0025

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Drama und Dekoration.

MAX
PECHSTEIN-
WILMERSDOR F.

GEMÄLDE
»PIERROT«

und erfüllt instinktiv oft genug solche Gesetze,
aber gerade er ist zugleich der Typus derer,
die zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig
noch unstät schwanken. Er hat mehr von
Beerbohm Tree, dem englischen Ausstattungs-
zauberer, als von Edward Gordon Craig,
dem ungleich bedeutenderenEngländer, gelernt,
dessen praktische und theoretische Arbeiten
vor allen anderen klar den Weg zu einer neuen,
reinen Kunst des Theaters weisen.

Es ist hier nicht der Ort, auf Craigs große,
leider noch nicht ins Deutsche übertragene
Essay-Sammlung „On the Art of the Theatre"
(worin der auch bei uns bereits bekannt ge-
wordene Dialog „Die Kunst des Theaters" mit
enthalten ist) im einzelnen einzugehen; zu-
sammenfassend sei nur gesagt, daß Craig alle
Schönheit der theatralischen Kunstschöpfung

in ihrer Einheit sieht, daß Schönheit auf der
Bühne wie in jeder Kunst für ihn nur denkbar
ist, wenn die hunderterlei Elemente, aus denen
sich gerade das Bühnenkunstwerk zusammen-
setzt, von einer starken Hand zu restloser
Einheit zusammengefaßt werden. Das wich-
tigste Gesetz, das Craig zur Erlangung der Ein-
heitlichkeit speziell in der dekorativen Aus-
stattung aufstellt, scheint mir das von den zwei
Farben. Zwei Farben gilt es aus dem Drama,
das inszeniert werden soll, gleichsam heraus-
zusehen, und auf diesen beiden Grundfarben
soll der Künstler seine Dekorations-und Kostüm-
entwürfe aufbauen, dabei selbstverständlich
eingedenk, daß jede der Farben viele Nuancen
enthält, mannigfache Variationen zuläßt. Aber
überall sollen diese Grundfarben durchschim-
mern , und während so einerseits jede ver-

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