Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (34.1914)

JOSSE GOOSSENS MÜNCHEN.

»ZIRKUS« BESITZ DER PRIVATGALERIE B. IN H.

MALER JOSSE GOOSSENS-MÜNCHEN.

Daß
jene Zeiten vorüber sind, da in der
Kunst noch billige Lorbeeren zu holen
waren durch das „Nachtreten" irgend eines
Großen, ist erfreulich. Andererseits hat das
allzu starke Betonen der Individualität Dinge
hervorgebracht, die mit Kunst nichts mehr zu
tun haben. Zu den wenigen wirklichen Künstler-
individualitäten unserer Zeit, zu jenen Persön-
lichkeiten, die mit zäher Festigkeit ein künstle-
risches Ziel verfolgen, gehört ein in München
schaffender Rheinländer, Josse Goossens.

Zwar das demokratische Gleichheitsstreben
unserer Tage, das die einförmige Nivellierung
zu lieben scheint, hat flugs versucht, den
Künstler zu kategorisieren, ihm die bewußte
Etikette aufzukleben und hat dafür nichts mehr
und nichts weniger gefunden, als die „Scholle .

Höchst wahrscheinlich käme aber jeder dieser
Kunstkenner in arge Verlegenheit, sollte er die
Verbindungen aufzeigen, die zwischen Goossens
und der dekorativ gerichteten Scholle bestehen.
Die schachbrettartige fleckige Technik, die,
wenig ausgeprägt, eine kurze Episode in des
Künstlers Entwicklung bezeichnete, ließe viel-
leicht an eine Verknüpfung seines Namens mit
dem Max Feldbauers denken, wenn diese Art
nicht eben Episode gewesen wäre. Und so wird
jeder Versuch, Beziehungen zu anderen Schulen
zu finden, scheitern, und man wird dem Maler
seine Eigenart lassen müssen.

Am klarsten wird das werden, wenn man sich
vergegenwärtigt, in welcher Schule sich Goos-
sens seine erste grundlegende Ausbildung er-
worben hat. Kann eine größere Unabhängig-

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