Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

DOI Artikel:
Hoeber, Fritz: Form und Inhalt in der Architektur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0040

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Form und Inhalt in der Architektur.

JOSSE GOOSSENS—MÜNCHEN.

»SCHERZO« PRIVATBESITZ H.

heit des intuitiven Schaffensaktes alle jene
Elemente als eine unauflösliche Einheit
zusammen, die der rationalistische Verstand
sich nachher aus- und nebeneinander ordnet,
wie Material, Technik, Zweck und Form, wie
die räumlichen Darstellungsabstraktionen von
Grundriß, Aufriß und Schnitt, und wie auch die
architektonischen Inhalte, die Fassaden außen,
die Raumgestaltung im Innern des Gebäudes.
Alle Teile sind ihm als funktionell verknüpftes
Ganzes, als Organismus spontan gegeben. Doch
bedeutet die Position eines Elementes die Be-
stimmung aller andern: „Das Erste steht ihm
frei, beim Zweiten ist er Knecht."

Ebenso vereinigen sich auch die in ihrem
spezifischen Ursprung verschieden gearteten
Komponenten des Architekturwerks in dem
ästhetischen Eindruck des Betrachtenden zum

konkreten Kunsterlebnis: der lebenserfüllte In-
halt durchdringt die Form, die ihrerseits wieder
die Impressionen von Material und Technik
in sich aufnimmt. — Mit dem von B r o d e r
Christiansen in seiner noch lange nicht ge-
nug geschätzten „Philosophie der Kunst" ge-
prägten Begriff der „Stimmungsimpres-
sionen" ist das Mittel bezeichnet, durch das
sich Form und Zweck, Inhalt, Technik und Ma-
terial zusammenfinden. Sie alle geben Beiträge
zur Gestaltung des ästhetischen Objekts, und
eine innere Verwandtschaft oder aber Feind-
schaft bewirkt die eigentümliche Harmo-
nie, die sich dann der Betrachtung als „Stil"
darstellt. So besitzen das Material des Eisens,
der industrielle Inhalt und die Form einfacher
Reihung eine ästhetische Verwandtschaft unter-
einander, während, im Gegensatz hierzu, der

32
 
Annotationen