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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 34.1914

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Hoeber, Fritz: Form und Inhalt in der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7447#0042

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Form und Inhalt in der Architektur.

JOSSE GOOSSENS—MÜNCHEN.

»TANZ UMS GOLDENE KALB« PRIVATBESITZ H. B.

tischen Objekts auftreten. Überblickt man die
Architekturgeschichte, so wundert man sich fast,
wie selten eigentlich die reinen Formmomente
den Ausgangspunkt in der baulichen Gestaltung
darstellen und den Schaffensvorgang als solchen
wirklich bestimmt haben: Nur in den klassi-
schen Stilen, etwa dem griechischen 5. und
4. Jahrhundert und in der Periode der italie-
nischen und französischen Renaissance, erschei-
nen die Formimpressionen an erster Stelle.
Die Gotik leitet ihre Wirkung bekanntlich aus
einer ins Ästhetische übersetzten Konstruk-
tion ab, und die Zeiten des Barock, des
antiken sowohl wie des gotischen wie des
Barock des 17. und 18. Jahrhunderts, rücken
das Material, in seiner Sondercharakteristik
und in seiner materiellen Massigkeit, in den
Brennpunkt des künstlerischen Interesses. Vor-
wiegend realistisch orientierte Bauwerke

betonen wieder den Inhalt als ästhetische
Dominante, wie die frühchristlichen Kirchen,
um ein historisches Beispiel zu nennen j oder
um das Behauptete durch zeitgenössische Ar-
chitekturen zu belegen — unsere Zeit gibt sich
ja im wesentlichen realistisch —, sei an die
amerikanischen Wolkenkratzer und die Ham-
burger Bureauhäuser erinnert, die lediglich
durch das inhaltliche Motiv der reihenweise
aufeinandergeschachtelten Bureaufenster einen
starken ästhetischen Eindruck hervorrufen. —
Moderne Tektoniker von typischer Bedeutung,
von denen ein jeder die Impressionen einer
andern Gruppe zur Dominante, zum Haupt-
thema seines Schaffens erhebt, sind Peter
Behrens, Henry van de Velde, Theodor
Fischer und Hermann Obrist: Behrens geht
von der idealen Form in seinen klassischen
Kompositionen aus; van de Velde gewinnt aus

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